St. Pauli in Sorge: „Das wird dem Fußball den Stecker ziehen“
Das Kiel-Spiel musste Andreas Bornemann vom heimischen Sofa aus verfolgen, wegen seiner Corona-Infektion konnte der Sportchef seinen FC St. Pauli nicht an die Förde begleiten. Am Tag nach dem 0:3 zum Jahresabschluss aber stand der 50-Jährige Rede und Antwort und sprach über …
…seinen Gesundheitszustand: „Mir geht’s nach wie vor gut, trotzdem bin ich vorläufig in häuslicher Quarantäne bis zum 27. Dezember, je nachdem, was mein nächster PCR-Test ergibt.“
…seine Wahrnehmung der Niederlage: „Wenn man das Highlight mit dem Heimspiel gegen Schalke zwei Spieltage vor Ende des Jahres hat, ist das immer eine Schwierigkeit. Natürlich musst du es schaffen, dich nochmal hochzufahren. Aber nach so einem langen Jahr mit 40 Punktspielen muss man das inhaltlich im Kontext sehen. Klar kann man drüber diskutieren: Hat die Dreierkette uns überrascht? Haben wir die richtigen Lösungen gefunden? Hat jeder seine Tagesform hingekriegt? Vielleicht hätte das Spiel eine andere Wendung nehmen können, wenn du in deiner Druckphase die Tore machst. Aber man muss einfach respektieren, dass Kiel eine richtig, richtig gute Leistung gebracht hat, das erste Mal seit langem wieder stabil stand und extrem effektiv war.
Bornemann ist überzeugt davon, dass die Mannschaft erneut eine Antwort auf eine Niederlage finden wird
…die Auswirkungen des Rückschlags: „Die Frage haben wir immer gehabt. Nach der Niederlage in Hannover, nach der in Darmstadt: Was bedeutet das für die Saison? Und die Mannschaft hat es immer wieder geschafft, die richtigen Antworten zu geben, nicht nur die Mannschaft, sondern wir als Ganzes. Ich bin überzeugt davon, dass es uns gelingen wird, das Ding wieder in eine andere Richtung zu drehen.“
…sein Fazit des Jahres 2021: „Das ganze Jahr war ein einziger Höhepunkt. Ich gönne der Mannschaft von ganzem Herzen, dass sie nach diesem Jahr einfach mal durchpusten kann. Das, was wir gemeinsam hingekriegt haben, ist sensationell. Da hat jeder im Verein einen Riesenbeitrag zu geleistet. Ich werde es nicht hinkriegen, da ein Haar in der Suppe zu suchen.
Bornemanns Fazit des FC St. Pauli: „Das ganze Jahr 2021 war ein einziger Höhepunkt“
…die Aufstiegsfavoriten: „Wir sind es auf jeden Fall nicht. Vermeintliche Favoritenrollen helfen dir überhaupt nicht, wenn beim Stand von 0:0 angepfiffen wird. Wir sagen nicht, wir steigen auf gar keinen Fall auf, aber jetzt ist ein Zeitpunkt, wo noch eine komplette Halbserie zu spielen ist, wo wir auch in Kiel wieder vor Augen geführt bekommen haben, dass Tabellenstände erstmal gar nichts sagen. Wir schieben nichts von uns weg, aber wir wollen uns auch keine Rolle zuschieben lassen. In den letzten Jahren sind in der 2. Liga alle, die als Aufstiegsfavorit Nummer eins oder zwei gehandelt wurden, nicht hochgegangen. Darauf habe ich keine Lust. Wir haben es durch ein Jahr gute Arbeit geschafft, uns eine gute Ausgangslage zu erarbeiten. Nicht mehr, nicht weniger.“
…Kaderveränderungen im Winter: „Ich glaube schon, dass wir im Kader so viele Möglichkeiten haben, dass wir da nicht zwingend tätig werden müssen. Wobei man natürlich immer diese zwei Seiten hat: Kann man irgendwo was bewirken, was könnte die Mannschaft noch besser machen, aber immer unter der Maßgabe, das, was da ist, nicht zu gefährden oder das Gebilde ins Wanken zu bringen. In diesem Abwägeprozess ist man permanent.“
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…Corona-Probleme: „Der Verein hatte fast über ein Jahrzehnt lang Jahr für Jahr am Ende Geld übrig und Rücklagen gebildet. Das vervespern wir jetzt gerade. Im ersten Jahr ging es noch, da hat uns der Transfer von Mats Möller Daehli ein Stück weit geholfen, auch die Verzichte von allen Mitarbeitern. Natürlich hat man gehofft, dass diese Phase zeitlich begrenzt ist, jetzt laufen wir in eine Situation, wo sich das Ganze noch einmal verlängert. Eine Konstellation von über einem Jahr ohne Zuschauer wird über kurz oder lang einmal dem Fußball den Stecker ziehen. Es ist dann einfach nicht mehr möglich.“
…einen Weihnachtswunsch: „Das ist in meinem Fall sehr naheliegend (lacht). Es ist schon eine besondere Situation, im Gästezimmer losgelöst vom Rest der Familie seinen Tag zu fristen. Gesundheit steht für mich über allem. Und wenn ich mir noch was wünschen darf, dann dass wir irgendwann in Richtung 2022 das Thema Corona mal zu den Akten legen können.