Zimmermädchen Fuerteventura Las Kellys
  • Ein Zimmermädchen auf Fuerteventura.
  • Foto: IMAGO / Rust

Gegen die Ausbeutung: Spaniens Zimmermädchen gehen auf die Barrikaden

Keine Pausen, Laken falten im Akkord und kaum Rechte: Zimmermädchen arbeiten unermüdlich und stehen doch am untersten Ende der Tourismusindustrie. Spanische Zimmermädchen haben nun eine Gewerkschaft gegründet, um endlich die Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ihnen zustehen.

Ob Bettenburg am Ballermann, Luxusherberge in Madrid oder Finca-Hotel auf Ibiza: Hotelbetten gibt es ausreichend in Spanien, der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftssektor des Landes. In den letzten Jahren vor der Pandemie reisten um die 80 Millionen Tourist:innen nach Spanien, im vergangenen Jahr waren es 19 Millionen.

Doch wie im Großteil der Tourismusbranche baut die riesige Industrie auf einem ausbeuterischen System auf, in dem häufig ausländische Arbeitskräfte jeden Tag buckeln. Und so werden auch die spanischen Hotelbetten von den rund 200.000 Zimmermädchen, von denen viele aus Südamerika stammen, gemacht. Sie haben kaum bis gar keine Rechte und beziehen unter teils dramatischen Arbeitsbedingungen jeden Tag im Akkord die Betten.

Spanische Zimmermädchen gründen Gewerkschaft „Las Kellys“

So ist es nicht unüblich, dass Zimmermädchen bis zu 37 Zimmer pro Tag säubern müssen. Für ein Zimmer haben sie meist nicht mehr als 20 Minuten Zeit. Wie das ehemalige Zimmermädchen und Mitgründerin der Zimmermädchen-Gewerkschaft „Las Kellys“, Vania Arana, der „Süddeutschen Zeitung“ berichtet, ist dieses Pensum in Hostels genauso üblich wie in „Hotels der Luxusklasse“. Der Druck sei im Laufe der Jahre immer größer geworden: unbezahlte Überstunden, kaum Essenspausen und ein Rennen gegen die Uhr.

Die Folge: Sie und viele ihrer Kolleginnen leiden unter chronischen Schmerzen, bekommen irgendwann durch die schwere Arbeit Rücken- und Gelenkprobleme. Dies bestätigte auch eine Studie im Auftrag der Gewerkschaft Comisiones Obreras: 70 Prozent der spanischen Zimmermädchen nehmen regelmäßig Medikamente, um arbeiten zu können.

Mehrheit der Zimmermädchen nimmt Medikamente

„Ohne Medikamente gegen Schmerzen, Übermüdung und Depressionen hält man die unmenschliche Arbeit, die wir machen, nicht aus“, sagte ein Zimmermädchen der „Deutschen Welle“. Und auch Vania Arana bestätigt: Eine vorbeugende Paracetamol-Tablette zu Schichtbeginn habe immer dazugehört. Ihre gesamte Berufslaufbahn habe sie bereits für Selbstverständlichkeiten gekämpft: für fünf Minuten Pause, für die Möglichkeit, während der Arbeit Wasser zu trinken und dafür, dass die Frauen statt Kostümen auch Hosen tragen können.

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Doch Arana und zahlreiche andere Zimmermädchen haben sich mittlerweile organisiert und kämpfen lautstark für ihre Rechte – seit 2018 gibt es offiziell ihre eigene Gewerkschaft, die „Las Kellys“. 2019 legten Zimmermädchen in Hotels auf den Baleareninseln Formentera und Ibiza erstmals ihre Arbeit nieder.

Die „Las Kellys“, abgeleitet von den Anfangssilben des spanischen „Las que limpian“ (Die, die sauber machen) fordern: Ihre Arbeit soll nicht mehr an Fremdunternehmen ausgelagert werden, Anerkennung von Berufskrankheiten und Inspekteure, die die Arbeitsbedingungen überprüfen.

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Ihr neuestes Projekt: eine Art Fair-Trade-Buchungsportal, auf dem Gäste nur Hotels finden, die fair mit ihren Mitarbeiter:innen umgehen. Dafür starteten sie im Sommer eine Crowdfunding-Aktion, bei der am Ende über 90.000 Euro zusammenkamen, unter anderem auch, um nun einen Programmierer zu beauftragen. „Im kommenden Jahr soll es losgehen“, so Arana.

Von den linken Parteien und großen Gewerkschaften kam für die Kellys bisher keine Unterstützung. Zuletzt erklärte ein Gewerkschaftsvertreter sogar öffentlich, dass ihr Vorhaben mit dem Buchungsportal viel zu kompliziert sei.

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