Historische Häuser in Gefahr: Gibt es noch Rettung für diese Villen?
MOPO-Lesern entgeht nichts! Jede Wochen weisen sie uns auf leerstehende Häuser hin, befürchten den Abriss schöner Altbauten. Leider liegen sie mit ihren Befürchtungen oft richtig. Doch so langsam wächst der Widerstand auch in den Behörden. Erst vor kurzem hatte das Bezirksamt Nord zwei Villen an der Wellingsbütteler Landstraße vorerst gerettet, indem es den Abriss nicht genehmigte. Und auch bei diesen drei Beispielen gibt es noch Hoffnung.
Groß Flottbek: Eigentümer will Abbruch von Hamburger Villa
Die Backstein-Villa Beselerstraße 10 ist eine echte Perle. Wohl mehr als 100 Jahre alt, steht das markante Gebäude mitten auf einem Grundstück mit alten Baumriesen. Doch der Garten ist verwildet, die schiefe Treppe zum Haus kaum noch zu passieren. Die Fenster sind teilweise vernagelt.
Was hat es mit dem Leerstand auf sich? Der betagte Eigentümer soll vor Jahren in eine Senioren-Einrichtung gezogen sein und das Haus für einen Millionen-Betrag an unbekannte Investoren verkauft haben. Die MOPO hat beim Bezirksamt Altona nachgefragt. Demnach stellte ein Bauherr im Juli 2020 einen Antrag auf Abriss.
Das Amt lehnte ab, weil das Gebäude erhaltenswert ist und in einem Bereich liegt wo eine „Städtebaulichen Erhaltungsverordnung” gilt. Der Eigentümer legte Widerspruch ein. Im Januar diesen Jahres stellte ein anderer Bauherr ebenfalls einen Abrissantrag. Der wird aktuell noch geprüft.
Villa in Hamburg-Lohbrügge: Antrag für Neubau beim Bezirk
Die Leuschnerstraße in Lohbrügge ist eine beliebte ruhige Wohnstraße mit vielen schönen Altbauten. Doch die Villa mit der Hausnummer 43 ist nun in akuter Gefahr. Das einzeln auf einem schönen Grundstück stehende Haus wurde um das Jahr 1900 erbaut. Laut Nachbarn steht es schon seit mehr als zehn Jahren leer. Einige Scheiben sind bereits eingeworfen worden, der Garten ist verwahrlost.
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Auf eine Anfrage von Abgeordneten der Linken in der Bergedorfer Bezirksversammlung im Jahr 2018 hat damals das Bezirksamt geantwortet. Demnach seien Umbau- und Neubau-Anträge eingereicht worden. Offenbar waren diese aber zu massiv.
Aktuell liegt ein neuer Bauantrag vor, der vom Amt geprüft wird. Seitdem tut nichts mehr auf dem Areal. Auch hier besteht die dringende Vermutung, dass der Altbau verrotten soll, damit der Eigentümer dann auf dem großen Grundstück einen deutlich größeren Neubau mit vielen Wohnungen errichten kann.
Hamburg-Lokstedt: Villa verfällt trotz Denkmalschutz
Seit 2013 steht die Villa an der Niendorfer Straße 70 unter Denkmalschutz. Ob der das Gebäude aus dem Jahr 1892 rettet, ist jedoch zweifelhaft. Seit 2016 steht das Haus leer. Es soll Schwamm- oder Holzbock-Befall vorliegen.
Vor zehn Monaten gab es den letzten Kontakt zwischen Denkmalschutzamt und Eigentümer. Doch auf mehrere Schreiben des Amtes Ende 2020 reagierte der nicht mehr. Das geht aus einer Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Silke Seif und Anke Frieling an den Senat hervor.
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Soll das Haus verrotten, damit es schließlich trotz Denkmalschutz platt gemacht werden kann? Aktuell soll die Villa laut „Wochenblatt” einem Frankfurter Investor gehören. 2017 hatte das Bezirksamt Eimsbüttel eine Baugenehmigung für einen Neubau hinter der Villa erteilt. Die Genehmigung ist aber inzwischen erloschen.
2018 wurde von den Eigentümern der Umbau der Denkmal-Villa beantragt. Aus zwei Wohnungen sollten fünf werden. Das wurde genehmigt, aber geschehen ist nichts.