Schultz
  • Timo Schultz ist mit dem FC St. Pauli auf dem Weg in die Bundesliga.
  • Foto: WITTERS

St. Paulis Erfolgs-Trainer wäre fast Lehrer in Ostfriesland geworden

Soll bitte niemand sagen, er hätte es nicht kommen sehen: Helmut Schulte hat schon früh geahnt, dass Timo Schultz eines schönen Tages auf einer Trainerbank sitzen würde. Und nicht nur das, St. Paulis ehemaliger Trainer und Sportchef war sogar aktiv daran beteiligt, dass der heutige Kiezklub-Coach sich dieser Tage nicht gänzlich anders verdingt.

Es ist noch gar nicht so lange her. Bei einem Treffen des Bundes Deutscher Fußballlehrer war Schultz live zugeschaltet, „und da hat er erzählt, dass ich ihm damals gesagt habe, dass ich ihm zutraue, Trainer zu werden“, erzählt Schulte der MOPO. Damals, irgendwann zwischen 2008 und 2012, brachte der heute 64-Jährige den damaligen Profi zum Umdenken, denn Schultz‘ Pläne waren komplett anders geartet: „Er wollte eigentlich mit seiner Familie zurückgehen nach Ostfriesland und dort Lehrer werden.“

Helmut Schulte war schon als St. Paulis Sportchef sehr angetan vom Menschen Timo Schultz

Er tat es nicht. Und was schade ist für die Schüler:innen in Aurich, Esens und Umgebung, ist ein Segen für den FC St. Pauli. „Schulle war schon als Spieler sehr intelligent, als Typ den Menschen zugewandt“, erinnert sich Schulte. „Man hat gesehen, dass er viel mitbringt an Dingen, die man nicht lernen kann.“ Und die brachte er dann bekanntlich zunächst in die Nachwuchsarbeit beim Kiezklub ein sowie als Co-Trainer der Profis.

„Ich habe seinen Weg mit großem Interesse verfolgt“, sagt Schulte, der in Hamburgs Norden im weitesten Sinne eine Art Nachbar von Schultz ist. „Wir treffen uns immer noch ab und zu in unserem Hood, plaudern über dies und jenes.“ Vor allem natürlich über Fußball, und das war zu Schultz‘ Anfangszeiten als Coach bei den braun-weißen Profis nicht immer nur lustig.

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„Otto Rehhagel hat mir irgendwann mal gesagt: Wenn du keine guten Spieler hast, kannst du als Trainer Kopfstände machen. Und genauso war es bei Timo in der ersten Halbserie“, meint Schulte, der seit 2018 beim VfB Stuttgart für die Leihspieler zuständig ist. „Du kannst aus Stroh kein Gold machen, und der Weg von der Hölle in den Himmel war für ihn lang. Aber als sich die Kadersituation gebessert hat, hat man sofort gesehen, was er drauf hat.“

Wobei Schultz alleine auch aufgeschmissen wäre, die Zusammenstellung der Mannschaft durch Sportchef Andreas Bornemann und die Leistung der Spieler seien als Faktoren ebenso bedeutend. Alles zusammen führte bei Schulte dazu, „dass ich vor dieser Saison zum ersten Mal seit Jahren das Gefühl hatte, dass sie eine Mannschaft haben, die aufsteigen kann“. Die Hinserie bestätigte die Ahnung des erfahrenen Experten, der aber auch weiß, dass St. Pauli noch lange nicht am Ziel ist.

Schulte weiß: „Mannschaften, die oben stehen, holen in der Rückrunde immer weniger Punkte als in der Hinrunde“

„Sie sind die Gejagten. Jetzt wird es sich zeigen, wie sie mit Rückschlägen umgehen“, mahnt er, ergänzt aber auch: „Man muss wissen, dass Mannschaften, die oben stehen, in der Rückrunde meist weniger Punkte holen als in der Hinrunde. Das heißt, man kann nicht jedes Spiel gewinnen. Aber wie auch, es ist ja schließlich Sport.“ Doch selbst wenn Dinge dumm laufen sollten: Für diesen Fall, da ist sich Schulte sicher, hat St. Pauli genau den richtigen Mann.

„Ich weiß, wie wichtig es ist, einen Chef zu haben, der Ruhe ausstrahlt“, sagt Schulte. „Und bei Schulle weiß ich, dass das so ist. Er gibt immer allen das Gefühl, dass er alles im Griff hat.“

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