Kinder und Corona: Studie: Ängste, Aggressionen, psychische Probleme
Hamburger Familien haben in der Corona-Krise mit großen Sorgen und Ängsten zu kämpfen – und zwar insbesondere ihre Kinder. Das zeigt eine Umfrage, die im Auftrag des SOS-Kinderdorfes Hamburg durchgeführt wurde. Besonders traurig: Mehr als jedes fünfte Kind ist ängstlicher oder aggressiver geworden.
Die Umfrage wurde im im November und Dezember 2020 im Auftrag des SOS-Kinderdorfes Hamburg von „Toluna“ und „Faktenkontor“ durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 1030 deutsche Eltern – 324 aus Hamburg. Und hier zeigt sich Erschreckendes: Knapp die Hälfte der berufstätigen Mütter und Väter bangt um ihren Arbeitsplatz – 50 Prozent der Eltern haben Angst vor Kurzarbeit, während 47 Prozent sogar Jobverlust befürchten. Besonders hart getroffen sind die selbstständigen Eltern: 52 Prozent von ihnen sehen ihre Existenz bedroht.
Kinder in der Corona-Pandemie: „Psychische Probleme nehmen zu“
Das geht natürlich nicht spurlos an Kindern vorbei. „Kinder haben ein sehr feines Gespür und merken, wenn die Eltern sich Sorgen machen“, sagt Torsten Rebbe, Leiter des SOS-Kinderdorf Hamburg. „Wir merken das in unserer täglichen Arbeit. Wir spüren die Ängste und den Druck bei unseren betreuten Familien. Die psychischen Probleme nehmen zu beziehungsweise verstärken sich.“
Besonders stark betroffen von Existenzängsten sind demnach jüngere Eltern: Bei älteren, im Job etablierten Müttern und Vätern mit finanziellen Rücklagen fallen die Einbußen geringer aus – die Hälfte der Eltern über 40 Jahren rechnet demnach nicht mit weniger Geld.
Davor fürchten sich Kinder in der Corona-Krise
Aber nicht nur die möglichen finanziellen, sondern auch die potenziellen gesundheitlichen Folgen der Corona-Krise belasten die Kleinsten. Ein Viertel der befragten Eltern gab an, dass ihre Kinder befürchteten, sie könnten sich anstecken oder einen nahestehenden Verwandten durch eine Infektion verlieren. Darüber hinaus würden sich die Kinder auch verändern: Mehr als jedes fünfte leidet unter Schlafproblemen, ist ängstlicher, aggressiver geworden oder hat sich zurückgezogen.
Das könnte Sie auch interessieren: Erfolg für Verweigerer! Gericht – Schüler müssen auch ohne Maske unterrichtet werden
Dazu kommt die Angst vor erneutem, wochenlangen Homeschooling – jede zweite Familie hat Angst davor. „Aus meiner Sicht ist Homeoffice kein Allheilmittel. Besonders in Kombination mit Homeschooling ist es die Quadratur des Kreises. In Familien, die wir betreuen, nehmen die Spannungen zu“, berichtet SOS-Kinderdorf-Leiter Torsten Rebbe. Nach wochenlanger Ganztagsbetreuung zuhause lägen die Nerven oft blank. Das zeigt sich auch an den Zahlen: In fast jeder zweiten Hamburger Familie (41 Prozent) haben Streitigkeiten zugenommen.
Das könnte Sie auch interessieren: Bezahlter Corona-Sonderurlaub: So bekommen Hamburger Eltern Geld fürs Homeschooling
Umfrage in Hamburger Familien: Corona hat auch Vorteile
Aber die Umfrage bringt auch eine positive Nachricht: Trotz Spannungen innerhalb vieler Familien spielen und sprechen Eltern und Kinder nun mehr miteinander. In 72 Prozent der befragten Familien wird nun mehr kommuniziert, zwei Drittel der Eltern unternehmen mit ihren Kindern mehr Ausflüge in die nähere Umgebung oder machen Spieleabende und 63 Prozent haben sportliche Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Joggen in ihren Familienalltag integriert.