Lost Place in Hamburg: Diese Halle war mal weltbekannt – jetzt ist sie eine Ruine
Harburg –
Mehr als 155 Jahre wurden hier Kämme aus Hartgummi produziert, die unter klingenden Namen wie „Matador“ „Hercules“ oder „Triumph“ weltweit bei Friseuren zum Verkaufsschlager wurden. Doch jetzt bieten die einstmals eindrucksvollen Gebäude der „New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie“ ein trauriges Bild. Die denkmalgeschützte Fabrik an der Ecke Nartenstraße/Neuländer Straße ist zum Spekulationsobjekt verkommen.
Der Berliner Unternehmer Christoph Gröner bezeichnet sich als „Nummer eins im Wohnungsbau in Deutschland“ – und er jongliert mit Milliarden. In diversen Großstädten kaufte er große Areale, versprach Tausende bezahlbare Wohnungen zu errichten. Und so einen Plan präsentierte er auch für das Fabrikgelände und das gegenüberliegende Areal, das sogenannte „Neuländer Quarree“.
Hamburg: Der Lost-Place von Harburg
Nachdem Gröners „CG-Gruppe“ die Grundstücke erworben hatte, wurde 2019 vollmundig verkündet, dass dort „… ein Zukunftsquartier, das für modernes und nachhaltiges Leben, Wohnen und Arbeiten steht“, errichtet werden soll. Schon 2024 sollte das 420-Millionen-Euro Projekt fertiggestellt sein. Nach einem Architektenwettbewerb aber geschah erst mal gar nichts. Das Areal liegt weiter im Dornröschenschlaf und ist Mekka für Graffiti-Sprayer.
Und es spricht viel dafür, dass das auch erst mal so bleibt. Inzwischen sind die Grundstücke nämlich noch zwei Mal weitergereicht worden. So etwas nennt man Grundstücksspekulation, und die Stadtentwicklung, die Harburg so dringend braucht, bleibt dabei auf der Strecke.
Grundstück wechselt von Eigentümer zu Eigentümer
Und noch etwas bleibt auf der Strecke – der Bau bezahlbarer Wohnungen. Wenn ein Areal in zwei Jahren drei Mal den Besitzer wechselt, steigt jedes Mal der Preis. Und je teurer für einen Investor ein Grundstück wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass er mehr exklusive Eigentumswohnungen bauen will, um in die Gewinnzone zu kommen. Hamburg braucht die aber nicht, sondern bezahlbare Wohnungen.
Laut der „Zeit“ befindet sich das Harburger Areal derzeit im Besitz eines Fonds, der erst 2020 gegründet wurde und seinen Sitz auf der Kanalinsel Guernsey hat. Nicht gerade eine Garantie für die seriöse Entwicklung eines Grundstücks. Sieht also danach aus, dass das Industrie-Denkmal weiterhin verfällt und die „Gummi-Waaren“-Ruine von Harburg bleibt. Laut Bezirksamt Harburg soll in naher Zukunft für das Fabrik-Areal ein städtebaulicher Wettbewerb gestartet werden.
Übrigens: Die legendären Kämme werden immer noch produziert – in einer 2009 neu eröffneten Fabrik in Lüneburg.