Einfach, gerecht und fast umsonst: Warum Hamburg jetzt eine Ausgangssperre braucht
Kommentar –
Plötzlich redet ganz Deutschland über die Ausgangssperre – und man fragt sich: Warum erst jetzt? Und warum sperrt sich Hamburg so dagegen, während so viel anderes verboten wird?
Das merkwürdige an der deutschen Pandemie-Bekämpfung ist doch: Dort, wo das Ansteckungsrisiko laut RKI nachweislich gering ist – in Geschäften, Theatern, Museen, Hotels, Ferienwohnungen oder der Außengastronomie, darf man sich nicht aufhalten. Dort, wo es nachweislich häufig Infektionen gibt – im Privaten, in Betrieben, in Gottesdiensten, lässt man die Menschen gewähren.
Corona: Warum wir eine Ausgangssperre brauchen
Die Maskenpflicht im Büro? Nicht konsequent durchgesetzt. Ein Verzicht auf Gottesdienste? Gott bewahre! Und im Privaten gelten zwar harte Regeln, die aber oft umgangen werden. Dafür reicht ein Blick in die Polizeiberichte jeden Sonntag, die voller Corona-Partys, Pokerrunden oder Shisha-Treffen sind. Dazu kommen all die (legalen) Wein-, Bier, Gin- und Kaffeerunden, die die Infektionszahlen treiben.
Jetzt ist die Angst groß, Horrorszenarien werden angesichts steigender Inzidenzen an die Wand gemalt. Die Situation in den Hamburger Kliniken jedenfalls ist trotz seit Wochen steigender Inzidenzen stabil, die Todesfälle auf niedrigem Niveau.
Hamburg: Grünen-Politikerin lehnt Ausgangssperre kategorisch ab
Eine Ausgangssperre aber kann verhindern, dass die Dynamik außer Kontrolle gerät. Wenn Politikerinnen wie die Hamburger Grünen-Fraktionschefin Jenny Jasberg kategorisch erklären, Ausgangssperren gebe es unter Rot-Grün nicht, weil die Leute sich ja auch woanders anstecken, frage ich mich, warum Rot-Grün dann kein Problem damit hatte, Schulen und Kitas monatelang zu schließen. Und machen wir uns nichts vor: Wenn die Inzidenz erstmal über 200 klettert, wird es heißen, die Kinder müssen wieder zu Hause bleiben.
Da wäre eine Ausgangssperre für alle ab 21 oder 22 Uhr die praktikabelste Lösung. Sie ist gerecht, leicht zu kontrollieren, gilt für alle und kostet nichts – außer Freiheit. Deshalb wäre sie nur gerechtfertigt, wenn auch für Betriebe und Gläubige harte Regeln erlassen werden. Und im Gegenzug zum Beispiel ermöglicht wird, sich tagsüber in kleinen Gruppen draußen zu treffen, ob in der Gastronomie, im Park oder im Garten. Sonst treibt man die Leute nur wieder in ihre Wohnungen.