Super Bowl: Schnarch! Diese Halbzeit-Show war die wohl langweiligste aller Zeiten
Kommentar –
Eins vorweg: Ich bin großer Fan von The Weeknd. Er ist in meinen Augen einer der größten Künstler unserer Zeit. Einer, der nicht nur Hits am laufenden Band produziert und das Genre Pop entscheidend mitprägt, sondern der auch Ecken und Kanten hat – und Stellung bezieht. Trotzdem: Als Performer bei der diesjährigen Halbzeit-Show war er eine Enttäuschung.
Dieser Song ist ein echter Ohrwurm: „Uuuh, I’m blinded by the lights. No, I can’t sleep until I feel your touch.“ Sie haben ihn auch direkt im Kopf, stimmt’s? Dennoch: Als The Weeknd diese Nummer Sicher am frühen Montagmorgen (MEZ) durch die Football-Arena in Tampa schmettert, fühlt man da… irgendwie gar nichts.
Erschwerte Bedingungen für The Weeknd
Nun ist es so, dass der kanadische Superstar in diesem Jahr unter erschwerten Bedingungen performt. Das Stadion ist nur zu einem Bruchteil ausgelastet, es fehlen die Zehntausenden frenetisch feiernden Fans, die jede Halbzeit-Show normalerweise zum ekstatischen Stimmungshighlight hochschreien.
Allerdings: Bei den Background-Tänzern zum Beispiel wurde nicht gespart. Zu Hunderten umringen sie The Weeknd, als er „Blinding Lights“ singt. Aber ihr wirres Herumgestiebe und die komplett schiefen Formen, die sie von oben betrachtet aufs Feld zaubern, wirken einfach unbeholfen und schlecht choreografiert.
The Weeknds Halbzeit-Show: Soll das lustig sein?
Auch an Special Effects wurde gedacht: Der Sänger stürzt sich mit einer Selfie-Kamera bewaffnet durch eine Art Spiegelkabinett. Soll das lustig sein? Eine Referenz auf irgendwas? Ich verstehe es jedenfalls nicht – und das lenkt mich total von „Can’t Feel My Face“ ab, das ich eigentlich sehr gerne mag.
Lesen Sie hier unseren Spielbericht zum Super Bowl.
Dann wären da noch Bühnenbild und Pyro: Beides ist so lieblos gestaltet und beiläufig eingesetzt, dass das bei mir nicht mal mehr ein „Wow“ auslöst. Da können seine Hits noch so ohrwurmig sein, sein Gesang noch so astrein. Ich fühle mich einfach nicht gut unterhalten, sondern als Unbeteiligter an einer schlecht konstruierten, langweiligen Programm-Abspulerei.
Diese Performances waren Hammer!
A propos „Wow“: Erinnern Sie sich an die letztjährige Halbzeit-Show? Damals wirbelten die Granaten Shakira und Jennifer Lopez in Miami über die Superbowl-Bühne und mir stockte dabei wiederholt der Atem.
Nicht nur hauten sie uns Hit um Hit um die Ohren und sorgten in heißen Outfits und mit abenteuerlicher Körper-Akrobatik für Schweißausbrüche. Nein, sie spielten während ihrer Show auch mit zahlreichen Referenzen auf die damalige politische Lage an: inhaftierte Flüchtlingskinder an der mexikanischen Grenze, Identitätsfindung von Einwanderern, gesellschaftliches Auseinanderdriften.
Oder denken wir noch ein bisschen weiter zurück: Legendär auch die Halbzeit-Show beim Super Bowl 2004. Ich sage nur „Nipplegate“! Wochenlang sprach die ganze Welt fast über nichts anderes. Die „Performance“ von The Weeknd jedoch werden die meisten schnell vergessen haben – sie war einfach zu belanglos.
7 Millionen Dollar für die Tonne
Das alles ist umso verstörender, wenn man weiß, dass der Sänger satte 7 Millionen Dollar (rund 5,3 Millionen Euro) aus eigener Tasche (!) in den Topf für die Finanzierung der Halbzeit-Show geworfen hat. Was wurde mit der Kohle bezahlt?
Es ist ein abgedroschener Spruch, aber: Mit Geld lässt sich wirklich nicht alles kaufen. Auch keine gute Halbzeit-Show!