• Geldtransport-Fahrer Martin K. (27) wird zum Rettungswagen gebracht. Später kam heraus: Er steckte mit den Räubern unter einer Decke.
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Millionenraub im Alsterhaus: 1989: Der größte Coup, den es in der Hamburger City je gab

Neustadt –

Vor einigen Tagen haben dreiste Gangster mitten in Berlin bei einem Überfall auf  einen Geldtransporter knapp eine Million Euro erbeutet. Fast Kleingeld im Vergleich zum Hamburger Mega-Coup am 4. September 1989: Sage und schreibe 6,8 Millionen Mark (3,4 Millionen Euro) erbeuteten Gangster damals in der Innenstadt. Tatort war die Sicherheitsschleuse des Alsterhauses an den Großen Bleichen.

Der „lange Sonnabend“ im  Alsterhaus  war ein voller Erfolg. Montagmittag stehen in der Hauptkasse zwei Millionen Mark zur Abholung bereit. Im Schritttempo fährt ein gepanzerter VW-Geldtransporter  an den Großen Bleichen vor. Ein Stahltor öffnet sich, die Zufahrt zur Sicherheitsschleuse des Kaufhauses. Fahrer Martin K. (27) fährt hinein, das Tor schließt sich. Sein Kollege (26) fährt zur Hauptkasse in den 4. Stock und stellt den Koffer mit den Wochenendeinnahmen in den Lastenaufzug.

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Der geplünderte Geldtransporter in der Sicherheitsschleuse des Alsterhauses.

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Gerade als Martin K. im Erdgeschoss die Tür des Aufzugs öffnet und das Geld in Empfang nehmen will, stehen zwei Männer mit Schusswaffen vor ihm. Vor der Kripo behauptet er später, dass sie gesagt hätten: „Mach keinen Blödsinn, denk an deine Frau und an dein Kind.“ Dann sei ihm sein schwerer „Smith + Wesson“-Dienstrevolver abgenommen worden.

Räuber ketten Opfer mit Handschellen ans Lenkrad

Sie ketten den Geldtransport-Fahrer mit Handschellen im Auto an, nehmen die Einnahmen des Alsterhauses an sich. Dann leeren sie den  Geldtransporter, erbeuten dort weitere 4,8 Millionen Mark – Einnahmen anderer Kaufhäuser und Geschäfte. Der größte Geldraub in der Hamburger Kriminalgeschichte dauert nur wenige Minuten.

Doch alles lief irgendwie zu glatt. Die MOPO orakelte schon am 5. September: „Manchmal sind die Opfer Täter.“ Und genau so war es auch bei dieser Tat.

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Weil er den Tätern Tipps gegeben hatte, wurde Geldtransport-Fahrer Martin K. zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

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Privat/hfr

Es  war ein abgekarteter Coup. Da die Täter Insiderwissen hatten, außerdem weder die Überwachungs-Kameras noch andere Sicherungen funktionierten, konzentrierten sich die Ermittlungen der Kripo schnell auf den Geldtransport-Fahrer.

Alsterhaus-Coup: Täter entkommen zunächst nach Frankreich

So gelang es, das angebliche Opfer Martin K.  zu überführen und festzunehmen. Den beiden angeblichen „Räubern“, die mit ihm unter einer Decke steckten, gelang es über Luxemburg nach Frankreich zu flüchten. An der Cote d’Azur verlor sich ihre Spur zunächst.

Schließlich aber konnten Hartmut G. (49) und Peter G. (39) in einer Villa am Mittelmeer gefasst werden. 100 000 Mark entdeckte die Polizei in ihrem Unterschlupf. Das Duo behauptete treuherzig: „Der Rest ist uns leider gestohlen worden.“ Die Riesenbeute ist bis heute verschwunden.

Alsterhaus-Raub: Nur vier Jahre Knast für die Gangster

Die Auslieferung verzögerte sich, doch 1992 standen die beiden Haupttäter vor Gericht. Das Duo war bereits wegen Betrugs und Bankraub vorbestraft. Die Männer erhielten jeweils vier Jahre Haft. Geldtransportfahrer Martin K. war bereits 1990 wegen „Diebstahls mit Waffen“ zu dreieinhalb Jahren Knast verurteilt worden.

Hartmut G. und Peter G. sind beide erfahrene „Knackis“ und saßen die eher kurze Haftstrafe „auf einer Backe“ ab. Kaum in Freiheit lud das Duo in den „Old Commercial Room“  am Michel zur Entlassungsfeier. Auf der Menü-Karte stand: „Happa. Happa. Schlucki. Schlucki. Natürlich nur vom Feinsten.“  Zusammen mit Freunden  genossen  die Gangster  dann Champagner, Hummer und Kaviar.  Was aus ihnen geworden ist, ist unbekannt.

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