Praktisch in der Großstadt: Cargobikes: Für Kind und Kegel und vieles mehr
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Noch vor wenigen Jahren waren sie Exoten auf unseren Straßen, heute sind Lastenräder ein alltäglicher Anblick. Und die Nachfrage boomt, privat wie gewerblich. Umweltbewusste Mütter und Väter setzen ihre Kinder in den Anhänger, Boten liefern Pakete mit dem Cargobike aus und sogar immer mehr Handwerkerinnen und Handwerker sind mit dem Lastenrad zu ihren Einsatzorten unterwegs.
Dabei sind sie beileibe keine neue Erfindung. In europäischen und amerikanischen Städten gehörten Lastenräder seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zum alltäglichen Bild. Erst mit der zunehmenden Motorisierung verschwanden sie nach und nach – und erleben gerade eine Renaissance.
Die Vorteile eines Lastenrades liegen auf der Hand: Die lästige – und zunehmend aussichtslose – Parkplatzsuche in der Großstadt kann man sich damit schenken. An Staus radelt man vorbei, die Unterhaltskosten fallen kaum ins Gewicht und man tut etwas für die Umwelt und die eigene Gesundheit.
Mit dem Lastenrad: Umweltbewusst und entspannter in der Großstadt unterwegs
Die Vielfalt ist mittlerweile fast unüberschaubar. Bei den zweirädrigen unterscheidet man grob gesagt Boxbikes, eine moderne Variante des historischen zweirädrigen Bäckerrads mit großen integrierten Körben vorne und hinten. Long-John-Räder haben einen besonders langgezogenen Rahmen, die Transportbox oder Ladefläche befindet sich bei diesem Typ hinter dem Vorderrad. Es ist ein wendiges und leichtes Lastenrad, mit dem man einfach durch die Stadt manövrieren kann. Diesen Typ gibt es mit und ohne elektrischen Antrieb.
Lastenräder: Es gibt viele verschiedene Varianten
Ein klassisches Einsteigermodell gibt es nicht. Wer fit ist, kann sich ein Cargobike zulegen, das nur mit Muskelkraft bewegt wird. Wer öfter sehr schwere Gegenstände transportieren möchte und vielleicht auch noch hügeliges Gelände zu bewältigen hat, ist mit einem E-Cargobike besser dran.
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Lastenradeln mit Motorunterstützung wird immer beliebter. Tim Fandré von der Fahrradmanufaktur „vélo54“ in Wilhelmsburg beobachtet das schon seit längerem: „Die Nachfrage hat sich komplett gedreht, hin zu E-Cargobikes, denn die sind einfach immer einsetzbar.“ Und ersetzen in vielen Familien wenn schon nicht das Auto, dann zumindest den Zweitwagen.
Es gibt Lastenräder mit zwei Rädern (einspurig) und dreien (zweispurig). Wendiger ist man mit zwei Rädern, dafür lassen sich auf sogenannten Trikes noch schwerere Lasten transportieren. Auch Großfamilien greifen gerne zum dreirädrigen Lastenrad, das Platz für bis zu sechs Kinder bietet. Tim Fandré rät: „Die meisten Kunden kommen ja vom normalen Fahrrad, dann ist die Umstellung bei einem einspurigen Rad nicht so groß.“ Zudem erfordern Trikes größeres Geschick: „Man kann sich damit nicht so gut in die Kurven legen. Und versucht man, einem Schlagloch auszuweichen, erwischt man es mit einem der Räder garantiert doch“, sagt Fandré.
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Unter den Dreirädern kennt man vor allem die Variante mit lenkbarer Kiste zwischen zwei Vorderrädern, die z. B. mit zwei Sitzbänken Platz für bis zu sechs Kinder bietet. Vorne eins und hinten drei Räder haben wiederum Rikschas, die vor allem in asiatischen Ländern zum Personentransport weit verbreitet sind. Allen Lastenrädern gemein sind sehr stabile Rahmen, ausladende Gepäckträger und lange Radstände. Sie ermöglichen eine Zuladung von bis zu 200 Kilogramm.
Vielseitig einsetzbar: Mit Lastenrädern können bis zu 200 Kilogramm transportiert werden
Und der Preis? Das klassische holländische Bakfiets, was Kistenfahrrad bedeutet, kostet ohne Motor um die 1800 Euro. „Es gibt natürlich auch Räder, die sich nur über ihren günstigen Preis verkaufen, aber da hapert es dann am Service“, sagt Tim Fandré. Lastenräder mit Motor starten bei etwa 3400 Euro. Fandré kann alle Skeptiker beruhigen: „Die Sorge, dass der Akku frühzeitig schlapp macht, ist heute unbegründet, diese Kinderkrankheiten sind mittlerweile ausgemerzt.“ Also, rauf aufs Lastenrad und viel Spaß!