• Timo R. lagert seine Pyrotechnik in einem angemieteten Bunker.
  • Foto: Instagram/thisispyrode

Silvester im Norden: Mann will 1400 Euro verböllern

Zum zweiten Mal in Folge wird es in Deutschland kein normales Silvester geben: Die Pandemie, Kontaktbeschränkungen und Böllerverbote überschatten den Jahreswechsel. In Hamburg sind die Regeln sogar strenger als in anderen Teilen Deutschlands. Die meisten sind damit einverstanden – doch einige scheuen weder Aufwand noch Geld, um am Ende doch noch Raketen in den Himmel schießen zu können.

Deutschlandweit gilt zu Silvester 2021 ein umfassendes Verkaufsverbot für Böller. Der Bundesrat hatte einen entsprechenden Beschluss kurzfristig gebilligt. Damit dürfen wie schon wie im Vorjahr vor dem Jahreswechsel keine Feuerwerkskörper über die Ladentheken gehen. Ziel ist es, Unfälle durch den unsachgemäßen Gebrauch von Knallkörpern und Raketen zu vermeiden und damit die durch Corona bereits extrem belasteten Krankenhäuser zu entlasten.

Dieser Regeln gelten an Silvester im Norden – wo geböllert werden darf

In Hamburg gibt es sogar noch mehr Regeln: Wie schon zu Weihnachten dürfen sich Geimpfte und Genesene privat nur noch zu zehnt treffen (Kinder unter 14 ausgenommen), während Ungeimpfte sich sogar nur mit den Mitgliedern des eigenen Haushalts und höchstens zwei Mitgliedern eines weiteren Haushalts treffen dürfen.

In Restaurants, Bars und Kneipen gilt ab 1 Uhr eine Sperrstunde, in Clubs und Diskotheken ein Tanzverbot. In der Zeit zwischen dem 31. Dezember, 15 Uhr, und 1. Januar, 9 Uhr, dürfen sich nicht mehr als zehn Menschen im öffentlichen Raum treffen oder zusammenstehen. Zudem darf auf öffentlichem Grund kein Feuerwerk gezündet werden. Böller, Raketen und andere Pyrotechnik darf man auch nicht dabeihaben.


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Anders als in Hamburg ermöglicht eine Verordnung in Schleswig-Holstein den zuständigen kommunalen Behörden, maximale Gruppengrößen auf Straßen, Wegen, Plätzen und sonstigen Flächen zu bestimmen. Ansonsten darf man auch im Norden auf seinem eigenen Grundstück böllern, wenn man Altbestände hat oder im Ausland Raketen shoppen war. Eine Grauzone sind – wie in Hamburg – Privatstraßen. Theoretisch sind sie eigener Grund – wenn sie jedoch öffentlich zugänglich sind, dürften auch sie unter das Böllerverbot fallen.

1400 Euro für zehn Minuten böllern

Mit den Regeln kennt sich der 23-jährige Timo R. aus Ratekau (Kreis Ostholstein) bestens aus. Auf seiner Instagram-Seite teilt er seine Liebe zur Pyrotechnik und erklärt, was an Silvester alles erlaubt sei. Für ihn sei ein Silvester ohne Feuerwerk wie „ein Weihnachten ohne Deko“. Feuerwerk sei „nicht einfach ein Rumgeballer ohne Sinn und Verstand“, meint Timo, sondern eine Form von Kunst.

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Die lässt er sich was kosten: Gegenüber „shz.de“ gibt er an, in diesem Jahr 1400 Euro für Böller ausgegeben zu haben – um sie dann innerhalb von zehn Minuten zu verballern. Und davon hat er genug: Einen eigenen Bunker hat er dem Bericht zufolge extra angemietet, um all sein Feuerwerk lagern zu können. Stolz zeigt er sein Arsenal in den Sozialen Netzwerken.

Der Feuerwerks-Fan verfügt demnach über einen sogenannten Pulverschein, eine Sprengstoffrechtliche Erlaubnis nach Paragraf 27 Sprengstoffgesetz, mit der er ganzjährig Feuerwerkskörper der Kategorien F2 und F3 (Klein- und Mittelfeuerwerk) erwerben und in die Luft jagen darf. Diesen Schein kann jeder, der laut Hausarzt über die körperliche Eignung, eine Haftpflichtversicherung, die private Feuerwerke abdeckt sowie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung verfügt, in Deutschland erwerben.

Silvester im Norden: Mann kauft Feuerwerk in Polen

Timo R. ist auch nicht der einzige „Feuerwerks-Verrückte“ im Norddeutschland. Darius M. aus Schwerin ist sogar extra nach Polen gefahren, um dort in einem Geschäft sechs Stunden für die Böller anzustehen, berichtet „shz.de“ weiter. Denn dort darf er sie auch kaufen. Neben ihm in der Schlange: Fast nur Deutsche. Der 24-Jährige könne das Verkaufsverbot in Deutschland mit Blick auf die Pandemie zwar irgendwie verstehen, doch er achte beim Kauf auf die CE-Kennzeichnung. Bei einem verantwortungsvollen Umgang sei die Verletzungsgefahr gering.

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In seinem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern darf man Feuerwerksraketen aus Altbeständen oder dem Ausland auf seinem eigenen Grundstück verballern. Wie es auf öffentlichem Grund aussieht, ist von Ort zu Ort unterschiedlich geregelt.

Umfragen: Zwei Drittel der Deutschen für Böller-Verkaufsverbot

Die Debatte um ein Böllerverbot kocht jedes Jahr aufs Neue hoch. Laut einer Umfrage des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov unterstützen zwei Drittel der Menschen in Deutschland das allgemeine Böller-Verkaufsverbot – also die klare Mehrheit.

Das deutsche Online-Portal Statista kommt in einer eigenen Umfrage übrigens zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Demnach finden nur 21 Prozent der Deutschen ein Feuerwerk zu Silvester unabdingbar. Diejenigen, die das Böllern ablehnen, tun es vor allem wegen der Umwelt (45 Prozent), wegen der Tiere (44 Prozent) und weil es teuer ist (36 Prozent). (prei)

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