Neuer Zoff am Mühlenkamp: 16 Bäume sollen weg – Linke zweifelt an Gutachten
Winterhude –
Neuer Zoff am Mühlenkampkanal: Wegen eines Gutachtens, das von der dortigen Flächen-Eigentümerin eingereicht wurde, könnten im Bereich an der Dorotheenstraße bald 16 Bäume gefällt werden – auf dem Gelände, wo schon Ende 2018 Mietwohnungen gebaut werden sollten. Die Linksfraktion-Nord ist skeptisch und will eine genauere Überprüfung des Sachverhalts erwirken.
Da die Gefahr bestehe, dass an dieser Stelle Bäume abbrechen und in den Mühlenkampkanal fallen könnten, hat das Immobilienunternehmen Robert Vogel KG ein Gutachten beim Fachamt im Bezirk Nord eingereicht. Die „Abwendung von Gefahren für den Wasserverkehr“ diene demnach als Grundlage für die Fällgenehmigung von 16 Bäumen.
Winterhude: Linke zweifelt Gutachten für Baumfällungen an
Die Linksfraktion-Nord sieht das anders. Sie zweifelt an der Glaubwürdigkeit des Gutachtens. Fraktionsmitglied und Landessprecher der Linken, Keyvan Taheri, befürchtet vollendete Tatsachen, auch im Bezug auf eine mögliche Bebauung der Fläche. „Wir befürchten, dass durch die Abholzung Tatsachen für eine anschließende Bebauung geschaffen werden“, sagt er im Gespräch mit der MOPO. Es sei komisch, dass gerade dort die Bäume verschwinden sollen. Es gebe in dem Gebiet auch andere gefährdete Bäume, erklärt Taheri.
Die Partei fordert daher ein unabhängiges Gegengutachten. „Wenn das zweite Gutachten auch zu dem Schluss kommt, dass die Bäume weichen müssen, dann können wir damit auch leben.“
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Schaut man in die Vergangenheit, dann ist der Verdacht nicht vollkommen unbegründet: Schon seit Jahren ist der Bereich am Mühlenkampkanal Bestandteil vieler Diskussionen. Erst Ende 2018 wurde ein Bauvorhaben der Robert Vogel KG in letzter Sekunde durch einen Bürgerentscheid verhindert. Damals sollten auf dem Gelände, wo bereits drei Hochhäuser stehen, auf dem Dach einer Tiefgarage 100 Miet-Wohnungen entstehen.
Die damalige Kritik: Eine zu enge Bebauung und ein zu großer Eingriff in die Natur. Taheri weist in diesem Zusammenhang auch auf die vielen Graugänse und Vögel hin, die den Bereich zum Paaren und Nisten nutzen.
Durch das jetzige Gutachten und die damit verbundenen Abholzungen befürchtet die Partei eine Wiederholung der Ereignisse von 2018 und spricht sogar von einem „Gefälligkeitsgutachten“.
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Das Bezirksamt-Nord sieht das anders. Laut einer Sprecherin sei alles korrekt abgelaufen: „Es gibt eine Ausnahmegenehmigung, die 16 Bäume zu fällen. Sie drohen teilweise abzubrechen und haben eine mangelnde Vitalität.“ Sie seien eine Gefahr für die Verkehrssicherheit. „Es kann jederzeit passieren, dass die Bäume in den Kanal fallen.“ Doch die Genehmigung gelte nur für die ausgewählten Bäume. Von einem anschließenden Bebauungsplan weiß das Bezirksamt nichts.
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Die Befürchtung der Linken ist auf Grund der Vorgeschichte jedoch nicht unbegründet und somit wird auch der Zoff um die Bäume noch andauern. Wer am Ende Recht behält und ob die Bäume doch noch eine Überlebenschance haben, bleibt abzuwarten. Die Linksfraktion-Nord wird in jedem Fall weiter auf ein Gegengutachten drängen, um mehr Klarheit bei der Angelegenheit zu schaffen.