Daschner will bei St. Pauli Kyereh vertreten: „Dafür habe ich andere Stärken“
Irgendwann hat er sich die Bilder angeguckt. „Als ich das gesehen habe, war natürlich klar, dass es länger dauert“, sagt Lukas Daschner. Eben jene Bilder waren ein echter Horror und zeigten die aus ihrer Position gerutschte Kniescheibe des 23-Jährigen. Das war im August 2021. Inzwischen ist Daschner wieder fit, richtig fit sogar, und bereit für seine Rückkehr ins Zweitliga-Geschehen.
Die kommt gerade rechtzeitig, er wird gebraucht, denn sein Kumpel ist nicht da. Daniel-Kofi Kyereh weilt im katarischen Doha und trainiert dort mit der ghanaischen Nationalmannschaft für den Afrika-Cup, deswegen ist die Position hinter den Spitzen bei St. Pauli vakant. Christopher Buchtmann ist ein Kandidat – und eben Daschner.
Daschner traut sich die Kyereh-Vertretung zu
„Ich traue mir grundsätzlich zu, ihn zu ersetzen“, sagt der Blondschopf und vergleicht seine Vorzüge mit denen des besten Vorbereiters der Liga (zehn Assists): „Wir sind in unserem Spiel relativ ähnlich. Er ist ein bisschen kleiner und quirliger in den Eins-gegen-Eins-Situationen. Dafür habe ich andere Stärken, zum Beispiel im Kopfball.“
Die beiden Techniker haben nicht nur auf dem Rasen einiges gemein, auch bei ihrem Gemüt gibt es Schnittmengen. „Gerade mit den Jungs, die Fußball spielen können wie er, bin ich auf einer Wellenlänge. Wir haben ungefähr das gleiche Alter, die gleichen Ansichten, an solche Menschen hält man sich“, erklärt Daschner. Die Verbindung zwischen Doha und Benidorm, dem Ort von St. Paulis Trainingslager, steht. „Wir haben uns gegenseitig ein frohes, glückliches, verletzungsfreies neues Jahr gewünscht“, sagt Daschner. „Und er hat mir geschrieben, dass ich mich hier zerreißen soll.“
Inzwischen hat Daschner keine Angst mehr ums Knie
Mit anderen Worten: Daschner soll liefern. Vielleicht ja auch seinen ersten Liga-Treffer für St. Pauli, bei Ex-Klub Duisburg bestach er durch Torgefahr. Erstmal zählt für ihn aber die Gesundheit. „Ich fühle mich echt top“, sagt er. Nicht selbstverständlich nach der schweren, seiner ersten ernsten, Verletzung. „Mental war es schon schwierig“, sagt Daschner über die Zeit der Verletzung und die Rückkehr. „Ich habe bei jedem Zweikampf gedacht: Jetzt kann was passieren. Aber im Moment mache ich mir keine Gedanken mehr.“
An den folgenreichen Moment erinnert sich Daschner noch. Ohne, dass er mit einem Mit- oder in diesem Fall Gegenspieler in Kontakt geraten war, geschah das Unglück. „Mein Knie, mein Knie“, rief er damals. Und erwartete nach eigener Aussage doch gar nichts allzu Schlimmes. „Ein, zwei Stunden später haben die Schmerzen dank Schmerzmitteln nachgelassen. Da dachte ich: Eine Woche, und dann bin ich wieder da.“ Es dauerte vier Monate. „Klar hat es zum Ende der Reha hin in den Füßen gekribbelt, da hat es sich schon ein bisschen gezogen“, gesteht der gebürtige Duisburger.
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Vergessen. Jetzt ist Daschner wieder „bei 100 Prozent“, wenngleich „noch Spielpraxis fehlt“. Die soll er am Samstag beim Test-Kick (Gegner noch offen) sammeln. Und dann bereit sein für Aue, für Dortmund, für den HSV. Und für die Kyereh-Vertretung. Sein Kumpel wird es verfolgen. In den nächsten Tagen wollen die beiden noch mal telefonieren. Und dann steht Daschners persönliche Zerreiß-Probe an.