Brutalster Bahnhof Deutschlands: Gewalt am Hauptbahnhof: Darum ist Hamburg Spitze
St. Georg –
Der Hamburger Hauptbahnhof hat täglich nicht nur die meisten Fahrgäste. Er bleibt auch weiter Spitzenreiter in der Kategorie „brutalster Bahnhofs Deutschlands“: Im vergangenen Halbjahr wurden nirgends mehr Gewaltdelikte registriert wie am Zentralbahnhof in St. Georg. Das sind die Gründe – und das tut die Bundespolizei Hamburg dagegen.
„Grundsätzlich hat das alles mit der Größe des Bahnhofs zu tun“, erklärt Jörg Ristow der MOPO. Er ist Erster Polizeihauptkommissar und Sprecher der Bundespolizei. „Hamburg hat einen der größten Hauptbahnhöfe in Deutschland, ist dementsprechend hoch frequentiert.“
Gewalt am Hauptbahnhof: Darum ist Hamburg bundesweit Spitze
Tatsächlich ist der Hamburger Hauptbahnhof mit 537.000 Fahrgästen täglich der meistbesuchte Bahnhof Deutschlands – das geht aus einer Drucksache des Bundestages hervor. Dahinter folgen Frankfurt (493.000) und München (413.000), Berlin (329.000) und Köln (318.000).
Doch was hat die Größe des Bahnhof mit Gewalt zu tun? Ristow: „Es gibt höheren Reiseverkehr, weil einfach mehr Menschen vor Ort sind, Tag und Nacht.“ Das allein erhöhe sogar schon die Wahrscheinlichkeit. „Ein Beispiel dafür ist der Bahnhof Uelzen: Da gibt es viel weniger Taten. Aber auch sehr viel weniger Reisende.“
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Insgesamt 300 Fälle verzeichneten die Behörden am Hamburger Hauptbahnhof zwischen Juli und Dezember 2020 – das geht aus einer Auskunft des Bundesinnenministeriums an die AfD-Fraktion hervor. Davor waren es zwischen zwischen Mitte 2019 und Mitte 2020 600 Gewaltdelikte – schon damals Spitzenwert. Weitere Gewalt-Hotspots sind der Frankfurter und der Nürnberger Hauptbahnhof, mit jeweils 238 beziehungsweise 189 erfassten Gewalttaten.
Hauptbahnhof in Hamburg: Immer wieder schwere Gewalttaten
Bezeichnend für die Gewalt am Hamburger Hauptbahnhof: Erst vor wenigen Tagen hatte ein stark betrunkener Mann (2,46 Promille) seine Freundin geschlagen und getreten – auch während die bereits am Boden lag. Nur zwei Wochen zuvor hatte ein 22-Jähriger grundlos und hinterrücks auf einen Passanten eingetreten, der Bücher im Schaufenster anschaute.
„An großen Bahnhöfen wie in Hamburg gibt es auch Fußballfan-Reiseverkehr“, so Ristow. In gewissen Gruppen herrsche Gewaltpotenzial. Dazu käme die Trinker-Szene, deren Angehörige auch „oft untereinander Ärger hat“.
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In den meisten Fällen registrieren die Bundesbeamten einfache Körperverletzungsdelikte; ein eskalierter Streit, eine verbale Auseinandersetzung, die in eine physische übergeht. „Eher seltener werden Waffen benutzt“, sagt Ristow.
Gewalt am Hauptbahnhof: Das tut die Bundespolizei dagegen
Um dem weiterhin hohen Gewalt-Potenzial entgegenzuwirken, stockt die Bundespolizei personell weiter auf führt gerade an Wochenenden sogenannte Präventions-Einsätze durch: „Das tun wir, um Gewalt zu verhindern“, erklärt Ristow. Vorwiegend an Wochenenden sei die Bereitschaft zu Verbrechen höher – auch, weil dann erfahrungsgemäß mehr Alkohol konsumiert werde. „Das wirkt auf viele enthemmend. Wir sind dann vor Ort, um sofort einzugreifen.“
Laut Bundesinnenministerium entfalteten „Großbahnhöfe in urbanen Ballungszentren eine Sogwirkung für Kriminelle“, was vor allem am ständigen Betrieb, aber auch an Möglichkeiten zur An- und Abreise und Ver- und Entsorgung liege. Dazu lägen in der Nähe von Großbahnhöfen oft Omnibusbahnhöfe, Sozialstationen und auch Drogenkonsumräume – das alles trifft auf den Hamburger Hauptbahnhof zu.