Hungerwinter
  • Hamburg im Winter 1946/47: Drei Monate herrschen Temperaturen von bis zu minus 25 Grad in einer Stadt, die größtenteils aus Trümmern besteht.
  • Foto: Staatsarchiv Hamburg

Zu Essen gab es Ratten, Möbel wurden verfeuert: Todeskälte in Hamburg vor 75 Jahren

Hören Sie unseren neuen historischen Podcast: Diesmal nimmt er sie mit in das winterliche Hamburg vor 75 Jahren: Damals hat die Todeskälte die Stadt fest im Griff: Von Dezember 1946 bis März 1947 herrscht fast durchgängig tiefer Frost. Temperaturen von bis zu minus 25 Grad. Eine Katastrophe für eine Stadt, die fast nur noch aus Trümmern bestand.

Unglaubliche Szenen spielen sich damals in Hamburg ab: Menschen verfeuern ihr Mobiliar, um nicht zu erfrieren. In ihrer Not gehen sie mit Äxten und Sägen bewaffnet in die Grünanlagen, fällen Bäume und machen Parkbänke zu Kleinholz, um etwas Brennbares für den Ofen zu haben. Männer, Frauen und Kinder schleichen nachts an Bahngleisen herum in der Hoffnung, auf einen Kohlenzug aufspringen und den Rucksack vollmachen zu können. Leute machen Jagd auf Hunde und Katzen. Auch Alsterschwäne und Ratten werden verzehrt. Der Winter 1946/47 ist die Hölle.

Der kälteste Tag ist der 25. Februar 1947: minus 25 Grad

In drei Wellen erreicht der Frost die Hansestadt. Mitte Dezember 1946 werden Temperaturen von minus 10 bis minus 20 Grad gemessen. Um Weihnachten herum setzt zwar Tauwetter ein, aber wer gehofft hat, dass das Schlimmste damit vorüber wäre, sieht sich getäuscht: Im Januar gehen die Temperaturen wieder tüchtig in den Keller. Und von der zweiten Januarhälfte an bis weit in den Februar herrscht Dauerfrost von minus 20 Grad und kälter. Den tiefsten Wert erreichten die Temperaturen am 25. Februar 1947 mit minus 25 Grad.

Die Versorgungslage in der Stadt: eine einzige Katastrophe. Aus Mangel an Vorräten müssen die Nahrungsmittelrationen laufend nach unten korrigiert werden. Monatelang stehen einem Erwachsenen im Durchschnitt weniger als 1000 Kalorien zu – ein Drittel dessen, was er eigentlich benötigt. Oftmals warten die Menschen viele Stunden vor den Geschäften, und wenn sie an der Reihe waren, war nichts mehr da. Glücklich kann sich schätzen, wer noch irgendetwas hat, was sich auf dem Schwarzmarkt gegen Essen eintauschen lässt.

Hören Sie in unserem Podcast die Erinnerungen von Zeitzeugen – Menschen, die erzählen, wie sie es schafften, durch die Todeskälte zu kommen.

Hamburgs Geschichte zum Anhören

Den neuen historischen Podcast zu „Der Tag, an dem …“ finden Sie jeden Sonntag ab 10 Uhr hier: 

Das Buch „Der Tag, an dem…“, das in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Junius-Verlag erschienen ist, bekommen Sie im Buchhandel oder ebenfalls in unserem Onlineshop.

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