Stefan Heße, Erzbischof, spricht in der Herz-Jesu-Kirche in Hamburg-Hamm während einer Aussendungsfeier.
  • Hamburgs Erzbischof Stefan Heße muss vor dem Kölner Landgericht als Zeuge in einem Missbrauchsprozess aussagen. (Archivbild)
  • Foto: dpa/Georg Wendt

Missbrauchsprozess: Jetzt wird es für Hamburgs Erzbischof Heße ernst

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat in seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln Fehler bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gemacht. Am Dienstag wird er zu dem Umgang mit einem der mutmaßlichen Täter vor dem Kölner Landgericht befragt.

Heße war 2010 als Personalchef des Erzbistums Köln mit dem Fall eines Priesters befasst, der jetzt wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht steht. Bei der Befragung Heßes könnte es auch darum gehen, ob die Kirchenführung weitere Missbrauchstaten des Mannes hätte verhindern können.

Kindesmissbrauch: Erzbischof Heße sagt vor Gericht aus

2010 war der heute 70 Jahre alte katholische Priester, der jetzt vor Gericht steht, schon einmal von einer seiner Nichten angezeigt worden, aber nach einiger Zeit wurden die Anschuldigungen zurückgezogen. Das Erzbistum Köln übernahm daraufhin die Hälfte seiner Anwaltskosten und setzte den Priester erneut ein. Er hatte wieder mit Kindern zu tun und soll erneut Kinder missbraucht haben.


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Heße bestreitet, damals als Personalchef des Erzbistums Köln etwas vertuscht zu haben. „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, um jedem Fall gerecht zu werden“, beteuerte er 2020 in einem Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“.

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In einem vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in Auftrag gegebenen Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke waren Heße im vergangenen Jahr elf Pflichtverletzungen bei der Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch während seiner Kölner Zeit angelastet worden. Dabei ging es um Verstöße gegen die Melde- und Aufklärungspflicht.

Heße bot daraufhin seinen Rücktritt an, doch Papst Franziskus beließ ihn im Amt. Zwar sah auch er „Mängel in der Organisation und Arbeitsweise des Erzbischöflichen Generalvikariates sowie persönliche Verfahrensfehler Heßes“. Das Gutachten habe aber nicht ergeben, dass diese Fehler „mit der Absicht begangen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen“, urteilte der Papst.

Erzbistum wollte Missbrauchsfälle offenbar vertuschen

Gutachter Gercke hatte die Akten des Erzbistums Köln ausgewertet und war dabei zu dem Ergebnis gelangt, dass es immer wieder Bestrebungen von einzelnen Verantwortungsträgern gegeben habe, Fälle sexuellen Missbrauchs nicht öffentlich werden zu lassen. Man sei bestrebt gewesen, sie nicht an „die große Glocke“ zu hängen, um Reputationsschaden von der Kirche abzuwenden.

Der seit November laufende Strafprozess vor dem Landgericht Köln hat bereits schockierende Einzelheiten des mutmaßlichen Missbrauchs zutage gefördert. Mehr als 30 Mal soll der angeklagte Priester allein seine Nichten missbraucht haben, als sie bei ihm zu Besuch waren. Die damals zwischen sieben und 13 Jahre alten Mädchen hatten regelmäßig alleine bei ihrem Onkel übernachtet.

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Zudem soll der Geistliche im Jahr 2011 während seiner Zeit als Krankenhausseelsorger in Wuppertal eine Elfjährige missbraucht haben, die mit ihrer Freundin bei ihm zu Besuch war. In den Zeugenvernehmungen vor Gericht ergaben sich darüber hinaus Hinweise auf weitere Übergriffe. (dpa/mp)

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