St. Pauli-Trainer Schultz und der Fluch der guten Tat
Timo Schultz mag keine Remis, das stellte St. Paulis Trainer nach dem 2:2 (1:1) gegen Erzgebirge Aue klar. Lieber verliere er mal verdient und starte dann wieder eine Phase mit Siegen. „Aber die Unentschieden kann ich nicht so gerne haben“, sagte Schultz, der entsprechend nach dem Spiel nicht so recht zufrieden war. Zumal so eine Punkteteilung auch immer so viel Deutungsspielraum lässt.
„Wir können nichts verlieren“ – nach diesem Maßstab, den der Trainer angelegt hatte und nach der Partie wieder anlegte, war der Zähler ein gewonnener. Er verliere vielleicht mal einen Fünf-Euro-Schein, sagte Schultz, aber keine zwei Punkte. Schließlich sei ja nach Aue einer mehr auf dem Konto als davor.
Man kann es drehen: Nur zwei Punkte von neun möglichen aus den vergangenen drei Spielen. Und man kann es wenden: Tabellenführer mit fünf Zählern Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz. Alles eine Frage der Perspektive.
St. Pauli-Trainer Schultz fordert geringeres Anspruchsdenken
Und die, findet Schultz, hat sich zuletzt unangemessen verrückt. „Wir sollten mal ein bisschen von dem Anspruchsdenken runterkommen. Wir sind der FC St. Pauli. Wir sind ja nicht die Übermacht, die hier einfach mal über Aue hinwegfegt. Wir haben kein gutes Spiel gemacht und können dementsprechend froh sein, dass wir uns noch einen Punkt erkämpft haben.“
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Angesichts mancher Leistungen in der Hinrunde wird Schultz verstehen, dass die Erwartungen gestiegen sind. Das ließe sich sogar als Respektsbekundung, als Anerkennung des Gebotenen verstehen. Aber eben auch als unangebracht und von außen transportiert. Der Fluch der guten Tat.
St. Pauli hadert mit fehlendem Tempo gegen Aue
St. Paulis Leistung gegen angeschlagene Auer wiederum ließ wenig Spielraum zur Interpretation. Der Auftritt war nach guter Anfangsphase, die durch Ben Zolinskis 0:1 (17.) jäh beendet wurde: dünn. Mit zu wenig Tempo, teils komplizierten und anderenteils unpräzisen Zuspielen erschwerten sich die Gastgeber die Arbeit. „Wir hätten das einfach besser lösen müssen“, sagte Philipp Ziereis treffend. „Wir hatten mit dem Ball viele Fehler.“
Dass es nach Jakov Medic’ Ausgleich per Kopf (30.) und dem erneuten Rückstand durch Nikola Trujic’ Abstauber (72.) dank des Schlenzers vom eingewechselten Etienne Amenyido (90.+3) immerhin noch einen Zähler gab, bezeichneten Schultz und Ziereis unisono und zu Recht als „verdient“ – unbedingt damit zu rechnen war nach einer Torschuss-Durststrecke von der 47. bis zur 90. Minute aber nicht immer.
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Und so ordnete vielleicht das, was Guido Burgstaller sagte, so ein 2:2 am besten ein. Es gab nämlich auch etwas Gutes beim eher nicht so Guten. „Das einzig Positive war“, sagte der Stürmer, „dass wir daran geglaubt haben, noch was mitzunehmen. Das war es aber auch.“