Tod im Fahrradkeller: Mutter trauert um Tochter: „Weine mich jede Nacht in den Schlaf“
Neuallermöhe –
Am 10. Januar schockte der Tod einer 20-Jährigen die Anwohner in Neuallermöhe. Die junge Frau lag in einem dunklen Fahrradkeller. Hier wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens. Ein Tatverdächtiger wurde kurz darauf festgenommen, er sitzt in U-Haft. Für die Mutter brach eine Welt zusammen.
Ihre Augen sind gerötet, als Irina L. (42) am Donnerstag die Tür öffnet. Knapp eineinhalb Wochen ist die Tragödie nun her. „Ich weine mich jede Nacht in den Schlaf. Die Erinnerungen an Viktoria sind allgegenwärtig“. Ihre Schwester Christina (8) frage jeden Tag nach ihr. Der Golden Retriever, mit dem die junge Frau täglich spazieren ging, schlafe weiter an Viktorias Bett. „Er wartet noch auf sie.“
Hamburg: Tod im Fahrradkeller – Mutter trauert um ihre Tochter
Dann erzählt die Mutter vom besagten Sonntagnachmittag. Es sei kein besonderer Tag gewesen. Viktoria habe zuhause am PC gesessen und Bewerbungsmappen fertiggemacht.
„Ihren Plan, Erzieherin werden zu wollen, hatte sie erst vor kurzem gekippt“, so Irina L. Sie deutet auf Fotos ihrer Tochter, die selbstbewusst in die Kamera lächelt. Das Hotelgewerbe habe Viktorias Interesse geweckt. „Ich arbeite als Hotelangestellte. Sie wollte ins Management.“
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Irgendwann am Nachmittag habe ihre Tochter dann kurz rausgehen wollen. „Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend sah“, die Mutter verzieht das Gesicht, versucht, ihre Tränen zurückzuhalten. Als etwa eine Stunde später ein Rettungswagen und mehrere Polizeiautos vor dem Haus am Rahel-Varnhagen-Weg vorfuhren, war Irina L. noch nicht besonders aufgeregt. „Das passiert in der Gegend oft.“
Doch dann klingelte es an ihrer Tür. Mehrmals. „Dort standen zwei Polizisten. Da wusste ich dann, dass was Schlimmes passiert sein muss“.
Leiche im Keller: Kommt der Verdächtige bald wieder frei?
Den Verlust in Worte zu fassen, das schafft die Mutter nicht. Der festgenommene Tatverdächtige Sharif S. sei für sie kein Unbekannter. Der Mann soll über soziale Medien Kontakt zu ihrer Tochter aufgebaut haben, sagt Irina L.. „Sie erzählte mir, dass es nur ein Kontakt und keine Beziehung sei. Der Typ war ihr nicht geheuer. Sie fühlte sich bedrängt“.
Tatsächlich erstattete Viktoria Ende vergangenen Jahres Anzeige. Ob der Tatverdacht des Totschlags gegen Sharif S. aufrechterhalten werden kann, ist allerdings unklar. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der MOPO bestätigte, gebe es Ergebnisse aus der rechtsmedizinischen Untersuchung, die die Ermittler das Tatbild neu bewerten ließen – möglich, dass Sharif S. nicht der Täter ist.
Der schwerste Gang steht der Mutter und der Familie noch bevor: Am Freitag soll nach orthodoxem Glauben Abschied von Viktoria genommen werden. Die Beerdigung folge später, der Leichnam sei noch nicht freigegeben worden. „Wenn das so ist, tritt die Erkenntnis ein, dass unsere Viktoria nie mehr heimkehren wird.“