• Der russische Corona-Impfstoff Sputnik V könnte demnächst auch in Deutschland verimpft werden.
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Sputnik V im Anflug: Beendet das russische Serum den Impfstoffmangel?

Beenden ausgerechnet die Russen den katastrophalen Impfstoffmangel in Europa? Das renommierte Fachmagazin „The Lancet“ bescheinigt dem lange umstrittenen russischen Covid-19-Impfstoff Sputnik V eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Auch in Deutschland könnte Sputnik bald verimpft werden, wie der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission erfreut ankündigt. 

Bereits vor zwei Wochen hat Russland nach eigenen Angaben einen Antrag bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA gestellt. So könnte Sputnik V angesichts der dramatischen Knappheit von Impfstoffen zu einem russischen Exportschlager werden: Ein Impfstoff, der leicht zu lagern (anders als der wärmeempfindliche Biontech-Impfstoff) und auch für ältere Menschen geeignet ist (was ihn von dem Astrazeneca-Produkt unterscheidet).

Sputnik V im Anflug: Beendet russisches Serum den Impfstoffmangel?

Sputnik ist ein Vektorimpfstoff, das heißt, er nutzt harmlose Viren, um Proteine des Coronavirus in die Muskelzellen zu befördern, die daraufhin Antikörper bilden. Die Trägerviren sind übrigens die gleichen, die auch Astrazeneca einsetzt.

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Sputnik V wird in Moskau sogar schon beim Shoppen oder in der Oper verabreicht

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In Moskau wird Sputnik V seit Mitte Januar von mobilen Impfteams auch „to go“ an Laufkundschaft verabreicht. So etwa im Kaufhaus Gum am Roten Platz, in zahlreichen Einkaufszentren sowie in der Oper.

RKI: Hoffnungen auf Sputnik

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, Thomas Mertens, begrüßt den Antrag auf die Sputnik-Zulassung in Europa im SWR jedenfalls ausdrücklich: „Ich wäre sehr glücklich, wenn wir über diesen Impfstoff die Möglichkeit hätten, unser Impfstoff-Portfolio zu erweitern.“

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Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) begrüßt den Zulassungsantrag für Sputnik V.

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Die Kritik, die EU hätte sich früher um Sputnik V bemühen sollen, weist Mertens in dem Interview zurück. Die Freigabe in Russland sei nach Kriterien erfolgt, wie sie in der EU nicht üblich seien: „Das hatte den Charakter eines Großversuchs an der Bevölkerung.“

Jens Spahn zu Sputnik V

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte an, dass Sputnik V möglicherweise in Europa produziert werden könnte, die Russen hätten bereits angefragt: „Wir können ja auch Unterstützung geben für die Produktion eines Impfstoffes, der in Europa noch oder gar nicht zugelassen ist“, so der CDU-Politiker in einer von mehreren Zeitungen organisierten Online-Konferenz.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Sputnik V könnte in Europa produziert werden

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Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hält den Einsatz des russischen Impfstoffs in Deutschland für möglich: Jeder Impfstoff sei willkommen, aber zugelassen werde er in der EU nur, wenn die EMA alle notwendigen Daten erhalte, so Merkel in der in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“.

Sputnik: Satellit und Impfstoff

Noch im September hatte Spahn Sputnik V mit leisem Spott bedacht: Der Name zeige, dass hier das Ziel der Schnelligkeit gelte. Der Impfstoff ist nach dem ersten Satelliten benannt, den die Sowjetunion 1957 ins All schoss – und die Welt damit in einen Schockzustand versetzte. Einen ähnlichen Triumph über den Westen, so suggeriert der Name, sollte Russland nun mit der weltweit ersten Corona-Impfung feiern.

Russland hatte Sputnik V bereits im August 2020 auf den heimischen Markt gebracht, obwohl nach westlichen Standards keine ausreichenden Daten zur Sicherheit des Vakzins vorlagen. 

Fachmagazin Lancet zu Sputnik

Die nun im Fachmagazin Lancet veröffentlichten Daten wurden von unabhängigen Experten geprüft. Sie basieren auf einer Studie mit rund 20.000 Freiwilligen, von denen drei Viertel den Impfstoff und ein Viertel ein Placebo injiziert bekamen. Ergebnis: In der Placebo-Gruppe infizierten sich 62 Teilnehmer mit Corona, in der deutlich größeren tatsächlich geimpften Gruppe nur 16.

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Eine Krankenschwester in einer amerikanischen Klinik in Moskau bereitet eine Impfung mit dem russischen Corona-Impfstoff Sputnik V vor.

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Die Daten legen nahe, dass Sputnik V ähnlich effektiv schützt wie die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer. Und im Gegensatz zu dem Imfstoff von Astrazeneca auch bei Personen über 65 Jahren zuverlässig eine Immunität hervorruft.

„Die Entwicklung des Sputnik-V-Impfstoffs wurde wegen der ungehörigen Eile, Abkürzungen und mangelnder Transparenz kritisiert”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Virologen Ian Jones von der Universität Reading und Polly Roy von der London School für Hygiene und Tropenmedizin, die beide nicht an der Studie beteiligt waren. „Das hier berichtete Ergebnis ist jedoch eindeutig. Jetzt kann sich ein weiterer Impfstoff dem Kampf gegen Covid-19 anschließen.”

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