#allesdichtmachen: Jetzt spricht der umstrittene Initiator der Aktion
Berlin –
Nach der Aktion unter dem Motto „#allesdichtmachen“ hat sich deren Initiator, Regisseur und Produzent Bernd Wunder, nun öffentlich geäußert und die Hintergründe erklärt. Um die 50 prominente deutsche Schauspieler – unter anderem Jan-Josef Liefers, Heike Makatsch, Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Ulrike Folkerts und Richy Müller – hatten am Donnerstag unter dem Hashtag Videos gepostet, in denen sie die Corona-Politik der Bundesregierung sehr sarkastisch kritisierten.
Dass die von ihm mitinitiierte Aktion „#allesdichtmachen“ auf so viel Ablehnung stoßen würde, hatte der Münchner Produzent und Regisseur Bernd Wunder nicht erwartet. „Die Wucht der Kritik hat meine Mitstreiter und mich überrascht“, erklärte er gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). Und weiter: „Wir haben mit Gegenwind gerechnet, aber es ist ein Sturm geworden.“ Die Aktion sei jedoch von Anfang an als „einmaliges, künstlerisches Statement“ gedacht gewesen – eine Fortsetzung sei nicht geplant.
#allesdichtmachen: Ablehnung von Schauspielkollegen, Beifall von der AfD
Eine solche wäre vermutlich auch nicht die beste Idee. Denn der Aufschrei nach der Veröffentlichung der Videos war groß – auch aus den Reihen von Schauspielkollegen. So schrieb Schauspieler Elyas M’Barek unter Volker Bruchs Schwurbel-Video: „Come on, das ist doch Blödsinn. Was unterstellst du denn da unserer Regierung? Kann ich null nachvollziehen. Jeder will wieder zur Normalität zurückkehren und das wird auch passieren. Wenn alle dafür sorgen, dass eine weltweite PANDEMIE bekämpft wird. Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“
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Viel Zustimmung und Beifall gab es dagegen aus der rechten Ecke und der Querdenker-Szene. Der nach rechtsaußen gerückte frühere Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, nannte die Aktion auf Twitter „großartig“. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach von einem „Meisterwerk“, das „uns sehr nachdenklich machen“ sollte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar twitterte: „Das ist intelligenter Protest.“ Und auch der Verschwörungserzähler Attila Hildmann, der sich „ultrarechts“ nennt, verbreitete die Aktion.
Initiator von #allesdichtmachen rechtfertigt die Aktion
Bernd Wunder erklärte dem RND, dass man mit Beifall aus der rechten und Querdenker-Ecke gerechnet habe. Doch „mehr als distanzieren können wir uns nicht“, so der Regisseur. Bei der Aktion gehe es vielmehr darum, die Angemessenheit der Maßnahmen zu diskutieren. Er selbst habe übrigens kein Video gepostet, weil er kein Schauspieler sei, sagte Wunder. Und äußerte den üblichen Rechtfertigungssatz in Pandemie-Zeiten: „Man kann ja heute keine Kritik mehr äußern, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden.“
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Und Bernd Wunder hat gegenüber dem RND noch mehr in petto, um die Aktion zu rechtfertigen: So sei Zynismus Teil der Kunst. Nach einer monatelangen Findungsphase sei ein harter Kern an Mitstreitern geblieben und der Druck schließlich so groß gewesen, dass man einfach „rausgehen musste“. Zu seiner eigenen Haltung zu den Maßnahmen äußerte er sich indes kaum. Sein mittlerweile auf privat gestelltes Instagram-Profil zeigt diverse Beiträge mit typischem „Querdenker°-Vokabular. Maßnahmen-Verteidiger nennt er dort etwa „Coronazis“.
Kritik an #allesdichtmachen: Regisseur holt zum Gegenangriff aus
Regisseur Dietrich Brüggemann, der die meisten der um die 50 Videos gedreht hat, hält Rechtfertigen und Distanzieren übrigens nicht für nötig, wie sich auf Twitter zeigt – stattdessen holt er auf ziemlich giftige Art und Weise zum Gegenangriff gegen Kritiker aus. Diese würden die anderen Opfer der Pandemie verhöhnen, „die jetzt selbstmordgefährdet sind“ und auf all die spucken, „die ihre Existenz verloren haben“.
Die Kritiker seien ein „Lynchmob“, so Brüggemann. Auf „die üblichen Distanzierungsfloskeln“ wolle er verzichten – vorher schliefe er „vor Langeweile“ ein. Die Videos sollten „das hohle Pathos durch den Kakao“ ziehen, „mit dem wir uns seit einem Jahr konfrontiert sehen“.
Einigen der Schauspieler war all die Kritik jedoch nicht mehr geheuer. So zog Heike Makatsch ihr Video bereits zurück, nachdem die Aktion viral gegangen war und erklärte auf Instagram, sie wolle sich „klar von rechtem Gedankengut und rechten Ideologien“ distanzieren und „niemals das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern“. Wenn dies geschehen sei, so bitte sie um Verzeihung.
Auch Meret Becker und Ken Duken bezeichneten die Aktion als „gründlich in die Hose gegangen“ und distanzierten sich davon. Und Schauspielerin Ulrike Folkerts verkündete auf Instagram: „Ich habe einen Fehler gemacht, ich war naiv genug zu glauben, mit meinen Kollegen*innen ein gewinnbringendes Gespräch in Gang zu bringen. Das Gegenteil ist passiert.“ Es täte ihr leid, „Menschen verletzt und vor den Kopf gestoßen zu haben“. (prei)