TV-Serie „Charité“: Die echte Dr. Rapoport war Hamburgerin – mit bewegender Geschichte
Die dritte Staffel der preisgekrönten historischen Krankenhausserie „Charité“ (ARD) hat begonnen, von den Fans heiß ersehnt. Vergangene Woche lief die erste Folge – mit traumhaften Einschaltquoten. Eine der Hauptfiguren ist die Kinderärztin Ingeborg Rapoport, eine Hamburgerin mit bewegender Geschichte.
Die Fortsetzung der erfolgreichen ARD-Serie spielt 1961, im Jahr des Mauerbaus. In der ersten Staffel ging es um bahnbrechende Forschungen von Emil Behring und Robert Koch, in der zweiten um den Überlebenskampf der Krankenhaus-Belegschaft im Nationalsozialismus.
Dritte Staffel „Charité“: Hamburger Ärztin wird dargestellt
Eine der Hauptfiguren der dritten Staffel ist Ingeborg Rapoport, gespielt von Nina Kunzendorf. Die Medizinerin hatte ein Leben, das gleich Stoff für mehrere Filme bieten würde! Sie wurde in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun geboren und wuchs in Hamburg auf. An der Universität Hamburg studierte sie Medizin. Hier schrieb sie auch 1938 ihre Dissertation – der Titel Dr. med. aber wurde ihr verweigert, weil ihre Mutter Jüdin war.
1938 emigrierte sie nach Amerika. Hier arbeitete sie in verschiedenen Krankenhäusern und lernte ihren österreichischen Mann kennen, mit dem sie vier Kinder bekam. Das Ehepaar war Mitglied der kommunistischen Partei in den USA und bekam in der McCarthy-Ära massive Probleme. Das war der Grund, weshalb die Familie 1950 nach Europa zurückkehrte.
Dritte Staffel der ARD-Serie: Ingeborg Rapoport arbeitete in der Charité in Ost-Berlin
Die Familie zog nach Ost-Berlin. An der Charité leitete sie die Säuglings- und Frühgeborenenstation, sie wurde die erste Professorin für Neonatologie in Europa und eine der renommiertesten Kinderärzte der Zeit.
Viele Jahre nach ihrem Ruhestand bekam sie endlich offiziell ihren Doktortitel verliehen – eine späte Genugtuung. 2015 verteidigte sie ihre Dissertation über Lähmungserscheinungen infolge von Diphterie – damals war sie 102 Jahre alt!
Ingeborg Rapoport: Dissertation mit 102 Jahren!
Der Prüfer der Universität Hamburg und zwei Co-Prüfer reisten von Hamburg an ihren Wohnort Berlin. „Wir waren enorm beeindruckt von ihrer intellektuellen Wachheit und sprachlos über ihr Fachwissen. Auch im Bereich modernster Medizin. Das war einfach unglaublich“, so einer der Prüfer hinterher.
Ingeborg Rapoport sagte damals: „Ich habe damals nicht geahnt, welche Konsequenzen der fehlende Titel für mich selbst haben würde.“ Sie habe deswegen nach ihrer Ausreise in die USA im Jahre 1938 „noch einmal zwei Jahre lang studieren und viele Hürden nehmen“ müssen. Sie habe die späte mündliche Prüfung für all diejenigen gemacht, denen das gleiche Unrecht widerfahren war wie ihr.
Fotos von damals zeigen eine strahlende Frau mit weißem Haar, die lachend ihre Promotionsurkunde in die Kamera hält. Zwei Jahre später starb sie im Berlin – im stolzen Alter von 104 Jahren.
Charité: Leben von Ingeborg Rapoport war Thema in Dokumentation
Ihr bewegtes Leben wurde bereits in der Dokumentation „Die Rapoports – unsere drei Leben“ thematisiert, 2005 gab es einen Grimme-Preis dafür. Ein Teil ihrer Lebensgeschichte ist nun auch in der Serie „Charité“ zu sehen. Nächste Ausstrahlungstermine: Dienstag, 19. Januar und Dienstag, 26. Januar, jeweils um 20.15 Uhr im Ersten.
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Ihre Leidenschaft für Medizin hat Ingeborg Rapoport übrigens an ihre Kinder vererbt: Eine Tochter wurde Kinderärztin in Berlin, die andere Kinderkrankenschwester an der Charité.