Unfall-Bilanz: Wieder mehr Radfahrer in Hamburg verunglückt
Mobilität einschränken – so lautet die Vorgabe in Corona-Zeiten. Kein Wunder, dass viel weniger Menschen im Straßenverkehr verunglücken. Eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern hat in Hamburg stark zugenommen – und beschert der Unfallstatistik für 2020 eine negative Zahl.
Dank des geringeren Verkehrsaufkommens im vergangenen Jahr ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Hamburg deutlich zurückgegangen. Die Polizei erfasste 58136 Unfälle, das sind über 10.000 oder 15,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Verkehrsbilanz: Corona sorgt für weniger Unfälle in Hamburg
„Die Covid-19-Pandemie hat sich auch insoweit sehr spürbar niedergeschlagen, allerdings positiv“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der Verkehrssicherheitsbilanz für 2020. Das Unfallgeschehen entspreche dem Stand von 2004. Auf Hamburgs Straßen verunglückten 15 Menschen tödlich, nach 28 im Jahr 2019. Von den Verkehrstoten waren neun Fußgänger, drei Radfahrer, zwei Autofahrer und ein Motorradfahrer. Insgesamt kamen 7904 Menschen zu Schaden, 1391 oder 15 Prozent weniger als im Vorjahr.
Weniger als 2019: 15 Menschen verunglückten 2020 in Hamburg
Die Zahl der verunglückten Kinder nahm von 660 auf 553 um 16,2 Prozent ab. Kein Kind kam ums Leben. Je 100 000 Einwohner verunglückten 428 Menschen – das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Statistik im Jahr 1953.
Mit minus 17,2 Prozent zählte die Polizei den stärksten Rückgang bei den Unfällen mit Autos. Zurück ging auch die Zahl der Unfälle mit Lastwagen, Motorrädern und Fußgängern. Nur die Zahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung stieg um 3,6 Prozent auf 3668. Dabei verunglückten 2735 Radfahrer, 204 oder 8,1 mehr als im Vorjahr. Hintergrund sei die Zunahme des Radverkehrs in Hamburg um 33 Prozent gewesen, sagte Polizeivizepräsident Morten Struve. Der Straßenverkehr insgesamt verringerte sich um rund elf Prozent.
3,6 Prozent mehr: 2020 mehr Rad-Unfälle in Hamburg
Knapp die Hälfte aller Unfälle mit Radfahrerbeteiligung (48 Prozent) wurde von den Radlern selbst verursacht, wie der Leiter der Verkehrsdirektion Ulf Schröder sagte. Die Zahl der Radfahrerunfälle mit Auto- und Lastwagenbeteiligung habe um jeweils etwa zehn Prozent abgenommen. Zugenommen hätten dagegen die Zusammenstöße unter Radfahrern (plus 12 Prozent) und die Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern (plus 2,5 Prozent). Deutlich häufiger sei es auch zu sogenannten Eigenunfällen gekommen. 427 Radfahrer verletzten sich im vergangenen Jahr bei Stürzen ohne Fremdbeteiligung, nach 177 im Vorjahr. Die Polizei geht davon aus, dass die Dunkelziffer erheblich höher ist.
Hamburg: Größtes Problem sind „Geisterradler“
Von den drei im vergangenen Jahr getöteten Radfahrern wurden zwei von Lastwagen beim Rechtsabbiegen erfasst. Der dritte stieß mit einem anderen Radfahrer zusammen und stürzte. Der 83-Jährige habe die Vorfahrt missachtet und keinen Helm getragen, sagte Schröder. Das größte Sicherheitsproblem im Radverkehr seien die sogenannten Geisterradler, die die Radwege und manchmal auch Radspuren auf Fahrbahnen in falscher Richtung benutzten. Mit einer dritten Fahrradstaffel will die Polizei noch in diesem Jahr für mehr Sicherheit sorgen.
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220 Unfälle registrierte die Polizei mit Beteiligung von Elektrorollern. Zu 75 Prozent (166 Unfälle) wurden sie von den Fahrern selbst verursacht. 120 E-Scooter-Nutzer und 39 andere Personen, in vielen Fällen nicht erlaubte Mitfahrer, kamen zu Schaden.
Die sehr gute Sicherheitsbilanz des vergangenen Jahres sei nicht nur auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, sondern auch auf die Arbeit der Polizei, sagte Grote. Die Zahl der als Anhänger getarnten mobilen Blitzer sei im vergangenen Jahr um zwei auf acht gestiegen. In diesem Jahr sollen vier weitere hinzukommen.
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Der Einsatz dieser Geräte ist laut Statistik sehr erfolgreich: Während die Zahl der registrierten Geschwindigkeitsverstöße insgesamt um 0,5 Prozent auf knapp 877.000 sank, nahm die Zahl der bei mobilen Einsätzen erwischten Temposünder um 28,3 Prozent auf rund 464.000 zu. (dpa/maw)