Von wegen Verbot: So viele Einfamilienhäuser plant Hamburg in den kommenden Jahren
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„Grüne verbieten Einfamilienhäuser in Hamburg“ – die Aussage schlug hohe Wellen in ganz Deutschland und entfachte eine Debatte über Flächenverbrauch und Bevormundung. Tatsächlich sehen Bebauungspläne für die kommenden Jahre 1750 neue Einfamilienhäuser in Hamburg vor, wie aus einer Senatsanfrage der Linken hervorgeht.
Skurril: Unbekannt ist, wie viele der Häuser tatsächlich dem entsprechen, was der städtebauliche Laie sich unter einem „Einfamilienhaus“ vorstellt, nämlich ein freistehendes Eigenheim, gerne mit Gärtchen und Carport – der Wohnform, von der die meisten Deutschen träumen, die die meiste Fläche verbraucht und die immer unerschwinglicher wird.
Hamburg plant 1750 Einfamilienhäuser in den kommenden Jahren
„Der Begriff Einfamilienhaus (EFH) ist kein planungs- oder bauordnungsrechtlicher Begriff“, erklärt der Senat dazu. In den Zahlen inbegriffen sind daher immer auch Doppelhäuser sowie Reihenhäuser.
Bei den B-Plänen handelt es sich ausdrücklich um solche, die noch in Arbeit sind. Demnach werden die meisten der zukünftigen Einzel- Doppel- und Reihenhäuser im Bezirk Bergedorf gebaut und zwar in dem neuen Stadtteil Oberbillwerder. Hier entstehen allein 975 dieser Haustypen – wann ist allerdings fraglich. Es gibt Ärger, der Bezirk sperrt sich gegen das Mega-Projekt. Eigentlich sollte es in diesem Jahr losgehen. Erwarteter Baubeginn inzwischen: Mitte der Zwanziger Jahre.
In Neugraben-Fischbek sollen weitere 307 Einzel-, Reihen- und Doppelhäuser entstehen und auch der Bebauungsplan Billstedt 113, der ein Gebiet am Öjendorfer See umfasst, sieht 140 dieser Haustypen vor.
Rund 1100 neue Einfamilienhäuser in Hamburg pro Jahr
Nur die dicht besiedelten Bezirke Eimsbüttel und Altona sehen in den noch nicht beschlossenen B-Plänen keine weiteren Einzel- Reihen- und Doppelhäuser vor. Ebenso der Bezirk Nord, der mit dieser Entscheidung für die bundesweiten Schlagzeilen und ein PR-Desaster für die Grünen sorgte.
Dabei sind die Grünen offenbar gar nicht so Traumhaus feindlich, wie man denken könnte: Aus der Anfrage geht hervor, dass der Bau von Einfamilienhäusern unter Rot-Grün sich nicht stark von den Zahlen unter einem CDU geführten Senat unterscheidet. In den CDU-Jahren 2001 bis 2011 wurden jährlich rund 1200 dieser Häuser gebaut. In den Jahren 2011 bis 2019 unter rot-grüner Führung rund 1100 jährlich.
Das sagt die Linke zu Einfamilienhäusern in Hamburg
„Alles Gerede vom Ende neuer Einfamilienhäuser ist Quatsch“, so die Linken-Abgeordnete Heike Sudmann zur MOPO: „Egal, ob CDU oder rot-grüner Senat, die Zahl der Neubauten ist unverändert hoch. Hamburg hat ganz andere Sorgen, wir brauchen viel mehr preiswerte Wohnungen.“
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Die Linken setzen sich für Mehrfamilienhäuser ein, die den begehrten Vorteil eines eigenen kleinen Gartens etwa durch Grünlagen und Mietgärten direkt am Haus ermöglichen. Heike Sudmann: „Die ganze aufgeregte Debatte verschweigt, dass ein Großteil der Hamburger:innen sich gar kein Einfamilienhaus leisten kann.“ Auch die hohen Mieten trügen dazu bei, dass immer weniger Menschen überhaupt genug Eigenkapital für eine Immobilie ansparen können.
Einfamilienhäuser: Die Idee der Linken in Hamburg
Verteufeln wollen aber auch die Linken das freistehende Traumhaus der Deutschen nicht. In den großen Gärten von bestehenden Einfamilienhäusern etwa könnte mit weiteren Einfamilienhäusern nachverdichtet werden. In den parkähnlichen Villengärten im Hamburger Westen hingegen sieht Sudmann „genug Platz, um auch Mehrfamilienhäuser unterzubringen.“