Katarina Witt bei der Europäischen Kulturpreisgala 2021 im Opernhaus Bonn.
  • Katarina Witt bei der Europäischen Kulturpreisgala 2021 im Opernhaus Bonn.
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Olympiasiegerin Kati Witt rechnet ab: „Träumen der Weltspitze nur hinterher“

Katarina Witt spricht Klartext: Die Olympiasiegerin von 1984 und 1988 übt harrsche Kritik an der Planlosigkeit des von der Weltspitze weit entfernten deutschen Eiskunstlaufs. Zudem fordert sie eine deutsche Olympia-Bewerbung. München wäre ihrer Meinung nach die ideale Olympia-Stadt.

Doppel-Olympiasiegerin Katarina Witt prangert die Misere im deutschen Eiskunstlauf an und fordert vom deutschen Sport ein konsequenteres Vorgehen bei der Bewerbung um Olympische Spiele. „Die Trainingsbedingungen in Deutschland sind leider so, dass wir der gesamten Weltspitze nur hinterher träumen“, sagte die 56 Jahre alte Schlittschuh-Ikone im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Es nutzt nichts, auf die Sportler kritisch einzuklopfen. Man kann ihnen weder den Ehrgeiz, den Fleiß noch den Willen absprechen.“

Katarina Witt rechnet mit Eislaufverband ab und fordert deutsche Olympia-Bewerbung

Dafür nimmt sie die Deutschen Eislauf-Union (DEU) in die Pflicht, die sich fragen solle, was man tun müsse, um wieder in der Weltspitze mitmischen zu können. „Dafür müssen die Bedingungen für die Sportler geschaffen werden“, meinte Witt. „Oder man entscheidet: Wir sind zufrieden, wie es ist, bleiben im undankbaren Mittelfeld und hoffen auf den einen oder anderen Ausreißer nach oben und auf einzelne Erfolge.“ Dies sei eine Sache „von Planung und kompromissloser Ehrlichkeit“.

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Versäumt habe die DEU zudem, mit dem Olympiasieg der Paarläufer Aljona Savchenko/Bruno Massot 2018 zu werben. „So ein Momentum kann etwas auslösen“, meinte die einstige Vorzeigeathletin der DDR. „Zum Beispiel, dass die nächste Generation oder mehr Kinder sie als Vorbilder ansehen und Lust auf Eiskunstlauf bekommen.“

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Stattdessen sind DEU-Asse nicht nur von dem in Europa dominanten Russland abgehängt worden: „Wir sind in kleinen Schrittchen vorangegangen, während die Russen in Meilenstiefeln davon stürmen.“ Bei der EM im Januar konnten nur die Paarläufer Minerva Hase/Nolan Seegert als Achte einen Top-Zehn-Platz erreichen.

Katarina Witt fordert deutsche Olympia-Bewerbung

Schmerzlich beklagt Kati Witt auch, dass Deutschland seit Jahrzehnten mit den Olympia-Bewerbungen gescheitert ist. „Es gibt kein größeres öffentliches Bekenntnis zu seinen Athleten und der Wichtigkeit des Sports, wenn man eine Austragung anstrebt“, erklärte sie. „Einer Sportnation wie Deutschland würden Olympische Spiele schon mal wieder stehen.“ Die Frage sei, was könnten die anderen, was wir nicht könnten: „Warum finden die Winterspiele nach 2006 in Turin 2026 erneut in Italien und in Mailand/Cortina d’Ampezzo statt? Wir haben einige Chancen an uns vorbeiziehen lassen.“


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Im Augenblick stünde angesichts der Corona-Krise eine Olympia-Kandidatur sicher nicht ganz oben auf der Prioritätsliste der Bürger. „Es ist momentan etwas unnötig, darüber zu diskutieren, zumal die nächsten Spiele erstmal vergeben sind“, sagte die Botschafterin der Winterspiele-Bewerbung für 2018. „Man müsse aber weiter nach vorne denken: Die Menschen in unserem Land lieben Sport. Deshalb müssten die Verantwortlichen einfach sagen: Wir ziehen es durch!“

Witt hält München für ideale Olympia-Stadt

München wäre für sie weiter der ideale Olympia-Schauplatz, obwohl die Stadt bei der Wahl für 2018 Pyeongchang (Südkorea) unterlegen war. Die Bewerbung für 2022 scheiterte an einem Bürgerentscheid. „Absolut. München und Bayern als Wintersportland“, sagte Witt und machte für einen dritten Olympia-Anlauf süffisant den Vorschlag: „Vielleicht sollte man auf eine Volksbefragung verzichten.“

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In der Debatte um die Vergabe der Winterspiele nach Peking kritisiert sie auch die fehlende Konsequenz bei den deutschen Bewerbungen. „Es bekommt derjenige die Spiele, wer um sie kämpft“, sagte einstige DDR-Läuferin. Wenn man nur richtig gewollt hätte, wäre man mit Deutschland und München die Ersten in der Welt gewesen, wo nach Sommerspielen auch Winterspiele stattgefunden hätten: „Aber wir wollten ja nicht!“ (dpa/fe)

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