Vorwürfe gegen Hamburger Hafenarbeiter: Haben Streikende die Terminals sabotiert?
Herausgerissene Kabel an Maschinen, lahmgelegte Rechner, blockierte Containerbrücken: Ein Medienbericht erhebt schwere Vorwürfe gegen die streikenden Hafenarbeiter der HHLA. Sie sollen die Container-Terminals sabotiert haben. Verdi weist das gegenüber der MOPO weit von sich – der Arbeitgeber hingegen hält sich auf Anfrage bedeckt.
Fakt ist: Im Arbeitskampf zwischen der HHLA und der Gewerkschaft Verdi sind die Fronten verhärtet. Es geht in erster Linie um Angestellte der SCA/SCB, einer Tochter von Hamburgs größtem Terminalbetreiber, die eine Angleichung ihrer Arbeitsbedingungen an die Tarife der HHLA fordern. Außer einer Gehaltserhöhung fordern sie auch die Möglichkeit, am Sonntag nicht arbeiten zu müssen.
Im Hintergrund kocht bei vielen aber auch die Wut über einen drohenden Stellenabbau und den Corona-Bonus von 1500 Euro, der an leitende Angestellte gezahlt wurde. All das macht die Beschäftigten sauer. Aber so sauer, dass sie während des am Donnerstag beendeten Warnstreiks ihren eigenen Arbeitgeber sabotieren?
Verdacht: Wurden Containerterminals in Hamburg manipuliert?
Am Dienstag hatte der NDR berichtet, die HHLA habe den Verdacht, dass Maschinen auf den Terminals manipuliert worden seien. Derzeit würden Frachter am Terminal Altenwerder langsamer als üblich abgefertigt.
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Am Donnerstag berichtete die Bild im Detail über angebliche Sabotageakte und suchte die Schuld bei den streikenden Arbeitern. Es seien Kabel aus Maschinen herausgerissen und Passwörter an Rechnern geändert worden, was zu stundenlangen Verzögerungen geführt habe.
Elektronikschränke für Containerbrücken seien abgeschlossen gewesen – die Folge: Die Verladeanlagen seien nicht einsatzbereit gewesen. Sogar Nottüren seien verschlossen und die Schlüssel nicht auffindbar gewesen.
Verdi Hamburg weist Sabotage-Vorwürfe zurück
„Wir halten uns an Recht und Gesetz“, stellt Natale Fontana, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Verdi Hamburg, im Gespräch mit der MOPO klar. „Von den Streikenden war das niemand. Es entbehrt jeder Grundlage, dass wir Sabotageakte ausführen oder auch nur gutheißen.“
Es gebe etwa eine klare Notdienstvereinbarung, die auch genau eingehalten werde. „Am Donnerstag haben Streikende zum Beispiel einen Kollegen aus einem defekten Aufzug befreit – das ist gar keine Frage, dass solche Arbeiten weiterlaufen.“
Warnstreik in Hamburg: HHLA-Arbeiter fordern freien Sonntag
Es gehe den Streikenden vor allem um die Verfügbarkeit des Wochenendes. „Die HHLA hat sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf die Fahnen geschrieben“, sagt Fontana. „Da muss man doch familienfreundliche Arbeitszeiten hinbekommen. In anderen Bereichen des Hafens geht das schließlich auch.“
Die HHLA hält sich zu den Vorwürfen bedeckt, obwohl sich ein Unternehmenssprecher noch am Dienstag dem NDR gegenüber zu dem Verdacht der Manipulation von Maschinen geäußert hatte. Der Grund für die Zurückhaltung: die für Freitag anberaumten neuen Tarifgespräche mit Verdi.
Tarifgespräche zwischen HHLA und Verdi sollen „sachlich“ verlaufen
„Beide Seiten haben ein großes Interesse daran, dass die Verhandlungen in einer sachlichen Atmosphäre stattfinden“, antwortet ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der MOPO. „Bitte haben Sie daher Verständnis, dass wir Vorfälle aus den vergangenen Tagen, über die heute eine Zeitung berichtet, weder bestätigen noch kommentieren.“
Kein Öl ins Feuer gießen – das will auch Fontana auf der Gegenseite. „Arbeitskampf ist emotional“, sagt er der MOPO. „Aber man soll sich danach auch noch in die Augen schauen können.“