„Mit seinem Wagen wurde mein Bruder zum Fluthelden“
Nordmeerstraße 19 in Finkenwerder. Erdgeschoss. Zum Zeitpunkt der Flut wohnte dort meine 49-jährige Mutter Annie Dreyer mit ihrem zweieinhalbjährigen Enkel Jörg. Nachts war sie von den Wassermassen überrascht worden. Sie konnte sich mit dem Kind zu den Nachbarn in die obere Etage retten. Das Wasser stand in den Erdgeschosswohnungen bis unter die Decke. Nach dem langsam ablaufenden Wasser wurde das Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Das Mobiliar vernichtet, die Wohnung unbewohnbar.
Ich selbst wohnte mit meinem Mann und unseren zwei kleinen Kindern Gott sei Dank in einem höher gelegen Teil Finkenwerders, in der Rüschsiedlung, die aus Behelfsheimen bestand und sich nahe den Howaldtswerken-Deutsche Werft AG befand. Mein Mann war Kesselschmied bei den Howaldtswerken und hatte Nachtschicht im Dock. Wegen des Hochwassers konnten die Arbeiter nach der Schicht das Dock nicht verlassen. Die Ungewissheit über seinen Verbleib war unerträglich. Wir hatten kein Telefon und bekamen keine Nachricht. Lebt er noch oder ist er in den Fluten umgekommen? Die Erleichterung war unbeschreiblich, als er gegen Mittag nach Hause kam. Noch überraschter waren wir, als wir erfuhren, welche Heldentaten er vollbracht hatte.
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