„Upbeads“: Hamburgerinnen feiern mit bunten Holzperlen Erfolg
Michal Hirsch und Sophie Mahlo sind schon seit mehr als zehn Jahren befreundet – seit 2018 sind sie auch Geschäftspartnerinnen. Ihr Unternehmen heißt „Tikkun“, was auf Hebräisch „Verbesserung“ bedeutet und von den Gründerinnen als Ansporn verstanden wird. Das erste gemeinsame Produkt sind „Upbeads“: Ketten aus Holzperlen und Schiffstau, an denen Schlüssel oder Handy befestigt werden können. Während der Pandemie erlebte ihr Online-Handel einen Boom.
Die zwei Frauen sind nicht nur Unternehmerinnen, sondern auch Mütter. „Für kleine Kinder sind Eltern die Packesel – wir waren es leid, alle Hände voll zu haben und ewig in unseren Handtaschen nach Schlüsseln zu suchen“, erzählt Sophie Mahlo. Hinzu kommt, dass Frauenkleidung häufig nur sehr kleine oder gar keine Taschen hat. So ist die Idee für die Ketten entstanden. Den Namen „Upbeads“ haben sich die Kinder von Michal Hirsch ausgedacht. Von ihr stammen die bunten Designs, Sophie Mahlo hat Erfahrungen aus dem Vertrieb beigesteuert: Neben ihrer Tätigkeit als Anwältin verkaufte sie bereits „Gluckiglucks“, Karaffen in Fischform, die beim Einschenken ein glucksendes Geräusch machen.
Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Die passenden Materialien zu finden war ein langer Prozess: Das Buchenholz für die Perlen stammt aus deutschen Häckslereien, die nachhaltig forsten. Auf der Suche nach dem richtigen Tau ist Michal Hirsch im Hamburger Hafen durch Geschäfte von Schiffsausstattern gezogen. Die Frauen waren ihre eigenen Produkttesterinnen, haben von ihren Kindern und Freund:innen Feedback eingeholt. Auch von Fremden haben sie Komplimente für die bunten Accessoires bekommen. Und so sind sie schließlich in Serie gegangen: „Überall in unseren Wohnungen standen die Materialien herum, in jedem Schlüpfer waren Perlen”, erinnert sich Sophie Mahlo.
Als ihre Familienmitglieder während des ersten Lockdowns plötzlich ständig zu Hause waren, musste mehr Platz her: „Upbeads“ hat nun einen Showroom mit Lagerraum in der Löwenstraße. Von dort versenden sie Ketten an Händler:innen und Kund:innen über den Online-Shop, allein im ersten Jahr wurden mehr als 10.000 Stück verkauft. Auf einer Messe kurz vor Beginn der Pandemie wurde eine südkoreanische Influencerin auf die „Upbeads“ aufmerksam – nach Deutschland ist Südkorea nun ihr zweitgrößter Markt. Aber auch nach Hawaii, Butan, Guam und Neuseeland werden Ketten verschickt. Je nach Länge kosten sie zwischen 29 und 59 Euro.
Mahlo und Hirsch arbeiten mittlerweile rund um die Uhr. „Design, Produktion, Vertrieb, Versand, Marketing – nichts organisiert sich von allein”, lacht Michal Hirsch, die früher Produzentin beim Fernsehen war. Und sie weiß: „Ich bin viel belastbarer, wenn mir nicht permanent eingeredet wird, ich müsse Berufliches und Privates trennen, um professionell zu sein.” Ihre Geschäftspartnerin stimmt ihr zu: „In der Pandemie haben wir doch alle gemerkt, wie die Grenzen zwischen Arbeit, Wohnen und Familie verschwimmen – all diese Aspekte gehören zum Leben dazu”. Für das Knüpfen der Ketten haben sie deshalb gezielt Frauen ausgewählt, die aufgrund ihres Alters oder ihrer familiären Verpflichtungen für andere als schwer vermittelbar galten. Sie können sich die Materialien abholen, ihre Arbeitszeit frei und passend zur Kinderbetreuung einteilen und das fertige Produkt wieder abliefern. Daraus ist eine 14-köpfige Community entstanden. „Einige der Knüpferinnen wurden von ihren Männern erst für die „Bastelei“ belächelt und sind dann durch die Pandemie plötzlich zu den Hauptverdienerinnen der Familie geworden”, erzählt Mahlo mit Stolz in der Stimme.
Das könnte Sie auch interessieren: Die Totenhalle von der Messe: Wetten, Sie kennen dieses Hamburger Denkmal nicht?
Für jede verkaufte „Upbeads“-Kette wird außerdem ein Baum gepflanzt und Geld in die Forschung zum seltenen Syngap-Syndrom investiert, mit dem auch das Kind von Sophie Mahlo diagnostiziert wurde. „Es ist ein wunderschönes Gefühl, unsere bunten Ketten über den dunklen Wintermänteln auf der Straße zu sehen”, sind sich die Frauen einig. Ihr Design wird mittlerweile sogar von anderen Firmen nachgeahmt. Zuerst hat Michal Hirsch sich geärgert, dann haben die Freundinnen sich gesagt: „Daran erkennen wir, dass wir es geschafft haben!” Sie wollen andere Frauen dazu ermutigen, eigene Unternehmensideen umzusetzen – egal, in welchem Alter.