Rassismus bei Ukraine-Flucht? Schwarze Menschen schildern Probleme an der Grenze
Seit dem Wochenende kursieren in den sozialen Netzwerken Szenen, die zeigen sollen, wie zahlreiche Afrikaner:innen bei ihrer Flucht aus der Ukraine aus rassistischen Gründen zurückgewiesen werden – vor allem an der polnisch-ukrainischen Grenze. Afrikanische Flüchtlinge erhoben bereits schwere Vorwürfe, der polnische Grenzschutz bezeichnete die Anschuldigungen hingegen als „Unfug“.
Eine Gruppe Schwarzer Menschen steht vor einem Zug in der Ukraine, will offenbar das Kriegsgebiet verlassen – und wird vom Sicherheitspersonal daran gehindert, einzusteigen. Dann rollt der Zug los. Neben Szenen wie diesen, die am Wochenende auf Instagram und Twitter verbreitet wurden, erhoben einige der Flüchtlinge bereits selbst Vorwürfe zu dem Umgang mit ihnen an der Grenze.
So hätten Grenzbeamte sie auf ukrainischer Seite tagelang in bitterer Kälte und ohne Versorgung am Passieren der Grenze gehindert, während weiße Flüchtlinge sie überqueren konnten. Neben der Ukraine bezogen sich die Vorwürfe der Afrikaner:innen zum Teil auch auf Polen.
Ukraine: Afrikanische Flüchtlinge offenbar an Grenze zurückgewiesen
Nigerias Außenminister Geoffroy Onyeama betonte auf Twitter: „Ich habe meine Besorgnis über Informationen zu ukrainischen Grenzbeamten ausgedrückt, die die Ausreise nigerianischer Bürger behindern.“ Präsidenten-Sprecher Garbe Shehu erklärte: „Alle, die vor einem Konflikt fliehen, haben unter der UN-Konvention das gleiche Recht auf sicheres Geleit – unabhängig von ihrem Pass oder der Hautfarbe.“ Insgesamt seien rund 6000 Nigerianer:innen in der Ukraine. Auch aus dem südafrikanischen Außenministerium hieß es am Sonntagabend auf Twitter: „Südafrikanischen Studenten und anderen Afrikanern wurde übel mitgespielt an der ukrainisch-polnischen Grenze.“
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In Deutschland schlägt das Thema in den sozialen Medien bereits erste Wellen, so schrieb die Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Aminata Touré auf Instagram: „Ich bitte die deutsche Bundesregierung sich ebenfalls dafür einzusetzen, dass auch Schwarze Menschen und weitere Minderheiten, die versuchen, diesem Krieg zu entfliehen, dies tun können. Es sind katastrophale Zustände.“
Polens Grenzschutz hat währenddessen dem Vorwurf widersprochen, wonach Afrikaner:innen bei ihrer Flucht vor dem Ukraine-Krieg aus rassistischen Gründen zurückgewiesen worden seien. Entsprechende Berichte in sozialen Medien seien „Unfug“, sagte eine Behördensprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Die Beamten des polnischen Grenzschutzes helfen allen Menschen, die aus dem Kriegsgebiet der Ukraine fliehen. Die Staatsangehörigkeit oder Nationalität spielen keine Rolle.“ Es würden täglich Menschen von mehreren Dutzend unterschiedlichen Nationalitäten an der Grenze abgefertigt, darunter auch Bürger von Staaten außerhalb der Schengen-Zone, aus Afrika und Asien.
Ghana und Somalia: Keine Probleme über Ukraine-Ausreise bekannt
Die Außenministerin des westafrikanischen Staates Ghana, Shirley Ayorkor Botchwey, bestätigte dies und sagte am Montag, dass Student:innen aus ihrem Land bisher keine Probleme bei der Ausreise hatten. Insgesamt hätten 38 der bisher aus der Ukraine ausgereisten 220 Ghanaer:innen problemlos die polnische Grenze überquert. Jedoch seien mehr als 460 Landsleute noch auf dem Weg aus der Ukraine in Nachbarländer. Auch von der Regierung des ostafrikanischen Staates Somalia hieß es am Montag, es sei nichts über Probleme bei der Ausreise somalischer Bürger:innen nach Polen bekannt.
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Angesichts günstiger Kosten und guter Ausbildung studieren Tausende junge Afrikaner:innen in der Ukraine. Dabei handelt es um Student:innen aus Nigeria, Ghana, Kenia, Südafrika, Äthiopien, Somalia und anderen Staaten. (alp/dpa)