Spenden für die Ukraine: „Mein Sohn hat sein ganzes Taschengeld geopfert“
„Mein elfjähriger Sohn Bennet hat seinen Kleiderschrank aufgemacht und ganz viele Sachen rausgesucht, die er für die Ukraine spenden möchte. Sein Taschengeld hat er mir auch noch gegeben.“ Das erzählt Svenja Saager, eine 44-jährige Apothekerin aus Rissen. „Ist das nicht rührend?“.
Jan Christiansen (61), Unternehmensberater aus Sülldorf, bricht in Tränen aus, als wir ihn fragen, warum er seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt. „Weil ich mich so hilflos fühle und es mir guttut, irgendwas tun zu können für die Leute in der Ukraine.“
Wir sind in Rissen, am Rande des Krankenhauses. Dort hat die Auslandshilfe des Hamburger Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ihr Logistikzentrum. In einer Halle sind all die Waren gelagert, die gebraucht werden, wenn irgendwo in der Welt Menschen in Not geraten. Derzeit wird ein Lkw für die Ukraine gepackt. Am Samstag startet der Brummi mit rund 20 Tonnen Hilfsgüter Richtung polnisch-ukrainischer Grenze.
Am Samstag setzt ich der erste Hamburger Lkw Richtung Ukraine in Bewegung
Ihn zu beladen – das schafft der ASB mit seinem Stamm an Ehrenamtlichen allein nicht. Dafür braucht es weitere Unterstützung. Deshalb hat Projektleiter Rene Graussau – im normalen Leben selbstständiger IT-Dienstleister – mit Hilfe von Social Media Freiwillige zusammengetrommelt. Den Erfolg kann Grassau selbst kaum fassen: Dutzende Hamburger, mit denen der ASB noch nie zu tun hatte und die über Facebook von dem Hilferuf gehört haben, sind plötzlich zur Stelle und packen mit an. Svenja Saager und Jan Christiansen sind zwei davon. Bürger, die ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck bringen wollen.
Wie auf einem Ameisenhaufen geht es zu. In der Lagerhalle sortiert ein Teil der Helfer die Hilfsgüter. Andere tragen sie zum Lkw. Wieder andere packen die Ladefläche voll. Mit auf die Reise in die Ukraine gehen Krankenhausbetten, Wasserkanister, Lebensmittel, Küchenrollen, Klopapier, Feuerwehr-Gerät… Alles Dinge, die die Menschen in der Ukraine in den nächsten Tagen, in den nächsten Wochen dringend brauchen werden.
Es ist der erste Laster, den der ASB in die Ukraine schickt. Es werden noch viele folgen. Mit den eigenen Fahrzeugen alleine schafft der ASB das nicht. „Wir sind dankbar, dass sich laufend Speditionen melden und uns anbieten, die Waren mitzunehmen“, sagt Rais Kabanov (52), hauptamtlicher Mitarbeiter der ASB-Auslandshilfe. „Gerade hat ein Spediteur angerufen und uns sogar mehrere Lkw inklusive Fahrer zur Verfügung gestellt. Das ist natürlich toll.“
Hier erfahren Sie, wie Sie spenden können und was mit Ihrer Spende geschieht
Nun wendet sich der ASB an die Bevölkerung und bittet um Spenden. Alles wird gebraucht. Vor allem: Thermo-Unterwäsche, Wolldecken, Hygieneartikel, Kinderkleidung. „Wenn jemand Lebensmittel übrig hat, dann nehmen wir die natürlich auch gerne“, sagt Kabanov. Allerdings möchte er Bürger davon abhalten, jetzt in den nächsten Supermarkt zu gehen, für 50 oder 100 Euro einzukaufen und die Produkte zum ASB zu bringen. „In diesem Fall ist unsere Bitte: Spenden Sie uns lieber direkt das Geld, dann kann es gezielt eingesetzt werden – für die Anschaffung eines Rollstuhls oder um damit eine Person aus dem Krisengebiet zu evakuieren.“
Auf welchen Wegen die Hilfsgüter zu den Bedürftigen geschafft werden, erklärt Günter Arndt, stellvertretender Vorsitzender des ASB-Ortsverbandes Hamburg-Mitte, so: „Unser Lkw fährt bis zur polnisch-ukrainischen Grenzen. Dort wird alles auf kleinere Fahrzeuge umgeladen und auf geheimen Wegen beispielsweise nach Kiew gebracht.“ Der ASB arbeite dabei mit dem Norddeutschen Ukrainischen Hilfsstab zusammen, der von Exil-Ukrainern aus Hamburg um Umgebung gegründet wurde und der über die notwendigen Kontakt ins Land verfügt.
Arndt ist schon viele Jahre in der Auslandshilfe aktiv, war auch dabei, als der Hamburger ASB vor 30 Jahren der hungernden Bevölkerung von St. Petersburg half und zigtausende von Lebensmittel-Pakete in die Hamburger Partnerstadt lieferte. Seither sind die Beziehungen mit Russland eng.
Und heute? Da Russen nicht die Opfer, sondern Täter sind? Wie geht Arndt damit jetzt um? „Wir unterscheiden zwischen Putin und dem russischen Volk. Der Bevölkerung fühlen wir uns nach wie vor eng und freundschaftlich verbunden. Sie kann nichts für diese Eskalation. Ob Russe oder Ukrainer“, sagt Arndt – „wer in Not ist, dem helfen wir.“
Sie möchten an den ASB-Ortsverband Hamburg-Mitte spenden? So geht‘s: IBAN: DE96 2008 0000 0054 5454 00, Stichwort: „Ukraine“. Möglich sind auch Spenden via Paypal: ov-mitte@asb-hamburg.de. Sachspenden können hier abgegeben werden: ASB-Logistikzentrum Auslandshilfe, Suurheid 22 (Anfahrt über Sieversstücken), täglich von 10-17 Uhr. Telefon-Hotline: 040-831131.