„Bisschen zu wild”: St. Pauli mit Glück und Alu-Pech in Dresden
Eine Halbzeit weit unter den Möglichkeiten, eine brilliert: Der FC St. Pauli hätte zur Pause in Dresden aussichtslos zurückliegen, aufgrund einer massiven Steigerung auch noch klar gewinnen können. So gab es vor 16.000 Fans ein am Ende irgendwie gerechtes 1:1 (1:1), auch wenn die Hamburger mit gleich vier Aluminiumtreffern eine gehörige Portion Pech hatten.
„Ein interessantes Fußballspiel, vor allem für die Zuschauer“, hatte Timo Schultz ausgemacht, „in der ersten Halbzeit war es mir aber ein bisschen zu wild.“ Tatsächlich ging es ausgesprochen munter los bei strahlendem Sonnenschein. Die dritte Spielminute war gerade angebrochen, da tauchte Guido Burgstaller nach Hacke-Pass von Daniel-Kofi Kyereh frei vor Broll auf, aber der SGD-Keeper parierte mit einem glänzenden Reflex. Aus der folgenden Ecke entwickelte sich ein Dresdener Konter, an dessen Ende Königsdörffer blank vor Nikola Vasilj stand und an St. Paulis Schlussmann scheiterte.
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Es blieb unterhaltsam, weil beide Teams in der Rückwärtsbewegung Defizite offenbarten. Der Kiezklub kam zu weiteren Gelegenheiten durch Marcel Hartel (7.) und Jakov Medic (18.), wirkte seinerseits allerdings ebenso alles andere als sattelfest und arg fehlerbehaftet in Aufbau und defensiver Zuordnung. Und so kam es nicht überraschend, dass es nach 20 Minuten 1:0 für die Hausherren hieß und wie der Treffer zustande kam. Ein Freistoß aus dem Halbfeld von Batista Meier landete am langen Pfosten, wo Jackson Irvine Knipping aus den Augen verloren hatte. Der Dynamo-Kapitän legte die Kugel quer, Daferner war zur Stelle, drin das Ding.
St. Pauli in Dresden zunächst von der Rolle
Die Hamburger waren fortan komplett von der Rolle und luden Dresden zur Vorentscheidung ein, die allerdings höchst fahrlässig mit ihren Freiräumen umgingen. Einen Schröter-Abschluss blockte Leart Paqarada in höchster Not (27.), dann parierte Vasilj grandios gegen Daferner, den Nachschuss versemmelte Batista Meier (35.). St. Pauli wankte, fiel aber nicht. Im Gegenteil. Aus dem Nichts gelang den Braun-Weißen der Ausgleich, weil Broll eine Paqarada-Ecke unterlief und Simon Makienok mit dem Kopf zur Stelle war (43.). Dann war Pause.
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Aus der kamen die Hamburger wie verwandelt. Plötzlich ging es nur noch in eine Richtung, St. Pauli legte sich Dynamo zurecht. Einziges, aber eklatantes Manko: die Chancenverwertung. Kyereh scheiterte aus einem Meter (!) am großartig reagierenden Broll (54.), Adam Dzwigala hämmerte aus spitzem Winkel an den Querbalken (57.), Irvine fand ebenfalls in Broll seinen Meister (60.), Königsdörffer unterlief fast ein Eigentor (61.), Burgstaller traf aus Nahdistanz nur das Außennetz (63.).
St. Paulis starke Halbzeit reicht fast noch zum Sieg
Fünf dicke Dinger binnen neun Minuten, aber keines drin. „Es gibt solche Tage“, wusste Leart Paqarada. Sowas rächt sich gern, allerdings verpasste Daferner eine Schröter-Flanke um Zentimeter (66.). Mehr hatte Dresden nicht mehr im Köcher, der Kiezklub diktierte das Geschehen, der große Druck war allerdings weg. Erst gegen Ende wurde es noch zwei Mal prickelnd. Zunächst nagelte der eingewechselte Eric Smith die Murmel aus 20 Metern krachend an den Querbalken (85.), genau dort landete auch ein Kopfball des ebenfalls eingewechselten Igor Matanovic (89.).
Und so blieb es beim 1:1, das über die gesamte Distanz gesehen in Ordnung ging. „Jeder Punkt ist wichtig“, befand Marcel Hartel, „und gerade hier in Dresden einen zu holen, ist nicht schlecht.“ Natürlich habe man sich den Dreier gewünscht, „gerade nach der zweiten Halbzeit wäre das auf jeden Fall machbar gewesen“. Sein Trainer indes wollte nicht von einem vergebenen Sieg sprechen. „Auf die Leistung der zweiten Halbzeit können wir stolz sein, entsprechend zufrieden bin ich mit dem Punkt.“