Sportpsychologe:: St. Pauli ist Favorit – und Schultz eher Derby-Trainer als Thioune
Sportpsychologe Matthias Herzog sieht St. Pauli gegen den HSV im Vorteil.
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St. Pauli befindet sich im Jahr 2021 im tabellarischen Aufwind, während der HSV zuletzt beim Schlusslicht in Würzburg unterlag und die Konkurrenz im Rennen um den Aufstieg vorbeiziehen ließ. Aus Sicht von Sportpsychologe und Motivationstrainer Matthias Herzog macht das die Kiezkicker sogar zum Favoriten – zumal sie mit Timo Schultz einen Coach haben, der für den Experten eher Derby-Trainer ist als Daniel Thioune.
„Normalerweise wäre aufgrund der Qualität der Einzelspieler klar, wer das Ding gewinnt“, sagt Sportpsychologe Herzog. „Aber am Ende ist der Kopf das ausschlaggebende Kriterium. Und das im Falle eines Derbys zu 80 oder 90 Prozent“, betont er.
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Und da sieht der 44-Jährige eben die „Boys in Brown“ im Vorteil. „St. Pauli ist aus psychologischer Sicht Favorit“, sagt er. „Die Mannschaft kann mit Selbstvertrauen, Lockerheit und Spaß reingehen. Das beflügelt und befreit, was wiederum eine Top-Leistung ermöglicht“, erklärt der Experte.
Für ihn ist zudem eher „Timo Schultz Derby-Trainer, weil er die Erfahrungen aus seiner Zeit als Spieler besitzt. Über Erfolge und Geschichten aus der Vergangenheit kannst du Spieler motivieren, das hilft ungemein.“
„Für den HSV kommt das Derby zur richtigen Zeit“
Was logischerweise nicht heißt, dass der HSV nicht mehr antreten muss. Für die „Rothosen“ sei zwar „das Müssen“ größer, aber: „Für den HSV kommt das Derby zum richtigen Zeitpunkt, weil es in einer entscheidenden Saisonphase liegt“, betont Herzog. „Das hilft aus verschiedenen Gründen: Wenn sie jetzt das Derby gewinnen und den Schwung daraus mitnehmen, sind sie motiviert und haben gegen Kiel und Bochum eine gute Chance, sich abzusetzen. Und selbst wenn sie verlieren, haben sie noch genügend Zeit, das Blatt in den direkten Duellen zu wenden.“
Für einige Spieler des HSV bestehe allerdings die Gefahr, wegen der zuletzt negativen Erfahrungen im Derby zu verkrampfen. „Das kennen die HSV-Spieler mit zuletzt nur einem Punkt aus drei Spielen gegen St. Pauli. Wer da schon dabei war, der ist ein bisschen vorbelastet“, sagt Herzog. Neue Spieler hätten diese Eindrücke nicht. „Wenn Moritz Heyer sagt, er spüre nur positiven Druck, ist das schon mal gut. Die Frage ist, ob er das, was er sagt, auch glaubt. Wenn das wirklich so ist und auch für die anderen gilt, wären die HSV-Spieler perfekt vorbereitet.“
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Manches gilt aus Sicht des Psychologen aber für beide Teams gleichermaßen. Während die Ansprache und Motivation individuell erfolgen müsse, sollten die Abläufe vor dem Derby möglichst gewohnt sein: „Automatismen sind wichtig und geben einem Sicherheit. Wenn du diesem Spiel nicht diese übermäßige Bedeutung gibst, ist es häufig einfacher für die Spieler. Es wird ja schon genug durch Medien und ihr Umfeld hochstilisiert.“