Ukraine-Geflüchtete integrieren: Rissener Kleiderkammer macht’s vor
Kleider sortieren, Vokabeln lernen und Kontakte knüpfen – so lautet das Credo des neuen Kleiderkammer-Projektes des Hamburger Arbeiter-Samariter-Bundes. Zum Projektstart am Dienstag kamen bereits die ersten ukrainischen Geflüchteten in Rissen an.
„Das ist eine blaue Hose“, „das ist eine Decke“, „Ich bin Rene“ – in einer neuen Kleiderkammer des Hamburger Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) werden ukrainische Geflüchtete nicht nur mit der nötigen Kleidung versorgt, sondern gleich auch integriert. Am Dienstag haben Hamburger Ehrenamtliche und die Kriegsvertriebenen die gemeinsame Arbeit aufgenommen. Im Idealfall komme auf jeden helfenden Ukrainer ein Hamburger, wünscht sich der ehrenamtliche Einsatzleiter Rene Grassau. „Dann würden sie gemeinsam sortieren und die Flüchtlinge können dabei die ersten Wörter lernen und Kontakt zu Einheimischen finden.“
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Ihm und seinem engagierten Team sei es wichtig, dass die Geflüchteten schnell aus den Messehallen rauskommen und sich in der Hansestadt wohl fühlen. Dafür haben schon rund 1000 Freiwillige aus Hamburg dem ASB ihre Hilfe angeboten, freut sich Grassau. Bei dem Projekt gehe es um Integration. „Die Leute haben ihr Land verlassen. Ihre Währung ist nichts mehr wert. Ihre EC-Karte funktioniert nicht mehr. Sie haben oft nicht viel mehr als das, was sie am Körper tragen.“
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Riesenandrang zum Auftakt
Schon am Dienstag war in der großen Halle und ihren Nebenräumen viel Gewusel zwischen den vielen Kartons mit Kleidungsstücken, Spielzeug, Decken und Lebensmitteln. Die braunen Kartons und bunten Schilder sind sowohl auf Deutsch beschriftet als auch mit ukrainischen Schriftzeichen versehen. Am ersten Tag kamen etwa 150 Geflüchtete, die von 40 Ehrenamtlichen betreut wurden. „In den nächsten Tagen werden das vermutlich deutlich mehr werden“, prognostiziert Grassau.
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Unter den Flüchtlingen am Dienstag ist auch die ukrainische Flüchtlingsfamilie von Mohamed Jazara und Ludmilla Stupka. Das Paar ist mit seinen vier Kindern nach Deutschland gekommen. Eine tragische Flüchtlingsgeschichte: Mohamed Jazara war bereits aus Syrien, dann von der Krim und zuletzt aus Odessa geflohen. Interieur-Designerin Stupka stammt aus Donezk. In Rissen angekommen, haben sie sich zunächst mit notwendiger Kleidung ausgestattet.
Einsatzleiter Grassau ist zufrieden: „Die Ukrainer sind insgesamt sehr dankbar und sehr froh, dass wir Deutschen so viel für sie tun.“ Da die Verantwortlichen mit noch sehr viel mehr Andrang rechnen und die Kleiderkammer in Rissen zudem weit außerhalb liegt, sucht der ASB nach weiteren Ausgabeorten in Hamburg. „Alles ab 300 Quadratmetern ist sehr gern gesehen“, findet der Einsatzleiter.
Integration geht auch ohne Reden
Grassau selbst will in Sachen Integration mit gutem Beispiel voran – und mit einigen ukrainischen Geflüchteten am Freitag tanzen gehen. Standard- und Lateintänze. „Da braucht man nicht miteinander reden. Da tanzt man einfach zusammen.“ (dpa/mp)