Im Hungerstreik: Nawalny beklagt mangelnde ärztliche Versorgung
Moskau –
Alexej Nawalny ist in Hungerstreik getreten. Der Oppositionelle sitzt seit Wochen in Haft in einem Straflager. Seit einiger Zeit klagte er dort über Rückenschmerzen und Lähmungen im Bein. „Ich habe den Hungerstreik erklärt mit der Forderung, das Gesetz einzuhalten und den eingeladenen Arzt zu mir zu lassen“, schrieb der 44-Jährige auf Instagram. Außerdem werde er mit Schlafentzug gequält.
Die Verantwortlichen wiesen die Vorwürfe zurück: Nawalny erhalte genügende medizinische Versorgung. Auch die Anwälte des Inhaftierten erklärten, dass er zwei Schmerztabletten pro Tag erhalte sowie Salbe. Zudem sei ein MRT gemacht worden, allerdings habe Nawalny keine Diagnose erhalten. Der „eingeladene Arzt“, von dem der „Kremlkritiker“ sprach, der Neurologe Alexey Barinow, warnte vor den Folgen des Hungerstreiks: Der noch von einer Vergiftung geschwächte Oppositionelle drohe, wieder ins Koma zu fallen.
Sollte Nawalny Schaden nehmen, wäre das problematisch für Kreml
Klar ist: Sollte Nawalny tatsächlich Schaden davontragen, könnte dies dem Kreml Probleme bereiten. Der russische Politologe Gleb Pawlowskij sagte im kremlunabhängigen TV-Sender Doschd: „Der Hungerstreik schafft eine neue Situation, in der es um Schuld geht, (…) sichtbar für alle im Land und in der Welt.“ Sein Kollege Stanislaw Belkowskiy ergänzte im Sender Echo Moskvy, Nawalny setze darauf, „weiter im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit Russlands“ und des Westens zu stehen.
Lesen Sie auch: Rassistisch, rechtsradikal, homophob? Nawalny – Die dunklen Seiten des „Kremlkritikers“
Derweil kommt es an Russlands Außengrenzen zu Spannungen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Seit Tagen gibt es verstärkt Konflikte mit der Ukraine und mit NATO-Partnern des russischen Nachbarlandes. Nun verlegte der Kreml zusätzliche Truppen an die Grenze. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte: Man werde den Partner „im Falle einer eskalierenden russischen Aggression“ nicht allein lassen. (km)