Armenküche in Hamburg vor dem Aus – wer kann helfen?
Freitags gibt es Fischfrikadellen. Da ist die Schlange immer besonders lang. Doch auch sonst ist die Armenküche „Deintopf“ in der Turnerstraße 7 (St. Pauli) eine wichtige Anlaufstelle für Obdachlose und Bedürftige. Jetzt steht der Not-Versorger vor dem Aus: „Deintopf“ muss ausziehen. Neue Räume wurden trotz intensiver Suche nicht gefunden. Am Sonntag ist der letzte Tag.
„Wenn das hier vorbei ist, bricht für viele Menschen eine lebensnotwendige Unterstützung weg“, sagt Andrea De Luna. Zuerst seien pro Tag immer etwa 35 Leute gekommen. Das war vor zwei Jahren, als die Erzieherin mit dem großen Herzen beschloss, ehrenamtlich etwas für die Menschen zu tun, die von der Corona-Pandemie am härtesten getroffen wurden. Ihnen wollte De Luna einmal am Tag eine warme Mahlzeit sicherstellen.
Hamburg: Immer mehr Menschen kommen zu „Deintopf“ in die Turnerstraße
Dank ihrer guten Vernetzung noch aus der Zeit beim Verein „Hanseatic Help“, zu dessen Gründern De Luna gehört, und der 2015 die Kleiderkammer in den Messehallen ins Leben rief, gelang es ihr schnell, Umsonst-Lieferungen von zahlreichen Restaurants in Hamburg zu organisieren. So konnten in der Turnerstraße täglich drei verschiedene Gerichte angeboten werden – eins mit Fleisch und zwei vegetarische. Auch von Lieferdiensten, Bäckereien oder der Hamburger Tafel kamen Spenden.
Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Menschen ins Karoviertel. Zuletzt deutlich mehr als hundert pro Essensausgabe. Alte Leute mit kleiner Rente, Familien mit niedrigem Einkommen, Hartz IV-Empfänger, aber auch Studenten. Einen Nachweis über seine Bedürftigkeit musste niemand vorlegen. „Wir machen das hier auf Vertrauensbasis“, betont Andrea De Luna.
Seit zwei Jahren sucht die Armenküche vergeblich nach eigenen Räumen
Die Räume, in denen „Deintopf“ untergebracht war, waren von Anfang an nur als Zwischenlösung gedacht. Die Organisation „Kids welcome“ für geflüchtete Kinder hatte sie Andrea De Luna und ihren Helfern zur Verfügung gestellt. Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges benötigt „Kids welcome“ die Räume nun selbst wieder.
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„Es gibt so viel Leerstand in der Stadt, aber wir haben trotzdem zwei Jahre lang nichts gefunden“, erzählt Andrea De Luna. Und das, obwohl die Finanzierung längst sichergestellt ist: Die „Karin und Walter Blüchert-Gedächtnisstiftung“ würde die Mietkosten übernehmen.
Eine Stiftung würde die Mietkosten übernehmen
Zwar würden die Vermieter oft das „tolle Projekt“ loben, erzählt Andrea De Luna. Aber hinterher schickten sie doch eine Absage. Andrea De Luna vermutet Angst dahinter. Angst vor der Schlange bedürftiger Menschen. Angst davor, dass der Anblick der gelebten Armut die Immobilienpreise und Mieten in der Umgebung drücken könnte.
Die „Deintopf“-Gründerin hofft, dass sich doch noch zeitnah jemand meldet, der dem sozialen Projekt eine Zukunft bietet. „Wir sind nicht wählerisch. Nur einigermaßen zentral sollte es sein. Irgendwo zwischen Hauptbahnhof und Altona“, sagt Andrea De Luna.