Tesla-Boss Elon Musk, Olaf Scholz
  • Tesla-Boss Elon Musk und Olaf Scholz bei der Eröffnung der „Gigafactory“
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild POOL | Patrick Pleul

Tesla „made in Brandenburg“: Musk feiert Eröffnung seiner umstrittenen Fabrik

Wo eben noch Wald war, rollen nun die Teslas vom Band: Nach einem Bau in Rekordzeit legt das erste europäische Werk der US-Elektro-Auto-Firma in Grünheide bei Berlin offiziell los. Gestern war die Eröffnungsfeier. Doch so begeistert wie die anwesende Polit-Prominenz sind längst nicht alle von dem Mega-Projekt in der brandenburgischen Pampa.

Aller Kritik, deutschem Behördentum und Protesten zum Trotz, stampfte Tesla-Boss Elon Musk seine Gigafactory binnen 861 Tagen seit Projekt-Bekanntgabe aus dem Boden. Baubeginn war noch, bevor alle Genehmigungen vorlagen. Daran erinnerte auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei der Eröffnungsfeier gestern: „Wären die Genehmigungen nicht gekommen, hätten die zurückbauen müssen. Das ist eine andere Unternehmens-Wagemut-Kultur – aber hat ja geklappt.“   

Die endgültige Genehmigung für die Riesenanlage – Tesla spricht von Produktionseinheiten auf einer Gesamtfläche von über 227.000 Quadratmetern und Investitionen in einstelliger Milliardenhöhe – kam erst vor rund zwei Wochen, als der Probebetrieb bereits lief. Erteilte Auflagen versuchte Tesla rasch abzuarbeiten. Ursprünglich wollte Musk schon ab Mitte 2021 produzieren. Die Genehmigung dauerte länger als geplant, unter anderem weil das Unternehmen eine Batteriefabrik erst nachträglich anmeldete. Diese ist derzeit noch im Bau.

Grünheide: Elon Musk feiert Eröffnung seiner Tesla-„Gigafactory“

Neben Habeck gestern noch auf der Gästeliste: Bundeskanzler Scholz und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) – die aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus kamen. Habeck sagte: „Ein besonderer Tag für die Region, ein besonderer Tag auch für Deutschland und ein besonderer Tag für die Mobilitätswende in Deutschland.“ Tesla habe sich für Deutschland entschieden, weil das Unternehmen hier den Leitmarkt für Elektromobilität erwarte. Das sei auch sein Ziel, sagte der Minister. Er freue sich, dass die Abkehr vom Öl damit noch einmal einen neuen Schub bekomme.

Elon Musk mit einem seiner ersten Teslas „made in Brandenburg“ bei der Eröffnung. picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild POOL | Patrick Pleul
Elon Musk Tesla Grünheide
Elon Musk mit einem der ersten Teslas „made in Brandenburg“ bei der Eröffnung

Woidke sehe eine positive Wirkung des Projekts für ganz Ostdeutschland, wie er im Deutschlandfunk sagte. Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach zeigte sich im RBB-Inforadio stolz, dass Brandenburg allen „ein Schnippchen geschlagen“ habe. Und Scholz sagte mit Hinweis auf die schnelle Errichtung des Auto-Werks: „Deutschland kann schnell sein.“

Tesla-Boss Elon Musk will 12.000 Menschen beschäftigen

Auch die Hauptperson, Tesla-Boss Elon Musk, blickte stolz, als einer der ersten Teslas „made in Brandenburg“ symbolträchtig durch einen beleuchteten Tunnel fuhr. Sein deutsches Mega-Projekt wäre in den vergangenen Tagen fast in Vergessenheit geraten, denn der exzentrische Tech-Milliardär machte vor allem auf Twitter auf sich aufmerksam. Unter anderem hatte er dort Russlands Präsidenten Putin zum Zweikampf aufgefordert. Einsatz: die Ukraine.

Das, was Musk in Grünheide vorhat, ist ganz im Sinne des Fabriknamens: gigantisch. So plant Tesla in einer ersten Stufe mit bis zu 500.000 Autos im Jahr und rund 12.000 Beschäftigten. Produziert wird in Grünheide zunächst das Model Y Performance, ein etwa zwei Tonnen schwerer Mittelklassewagen mit einer offiziellen Reichweite von 514 Kilometern. Einstiegspreis: 63.990 Euro.

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„Brandenburg gehört damit auf einen Schlag zu den wichtigen Automotive-Standorten in Deutschland“ sagt Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg gegenüber „tagesschau.de“.  Kammradt berichtet von einem wahren Schub an Investitionsanfragen, seit sich Musk für Brandenburg entschieden hat und spricht von einem „Tesla-Zauber“.

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Weniger zauberhaft hingegen die Stimmung bei örtlichen Umweltschützer:innen, die gestern vor der Fabrik protestierten. Sie sind seit Baubeginn wegen Musks Gigafactory alarmiert, die er selbst einst als die „umweltfreundlichste Fabrik der Welt“ bezeichnete. Anderer Meinung ist da unter anderem die Bürgerinitiative Grünheide.

Ihre größten Sorgen: Die Fabrik würde mit ihrem Wasserverbrauch die Region trocken legen, Lebensräume von Tieren würden durch die Waldrodung zerstört, und jede Menge Pendler:innen würden die Luft bald mit CO₂ ausstoßenden Verbrennermotoren verpesten. Denn von E-Autos für Mitarbeiter:innen hat Musk bisher noch nichts verlauten lassen.

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