Von Nazis gefoltert: Ehrung für verdienten Hamburger Sozialdemokraten
Karl Meitmann hat sich sein Leben lang für Freiheit und Demokratie eingesetzt, wurde dafür von den Nazis mehrfach inhaftiert und misshandelt. An diesem Freitag um 11 Uhr wird vor dem Kurt-Schumacher-Haus an der Kurt-Schumacher-Allee 10 (St. Georg) ein Stolperstein für ihn verlegt. Die MOPO erinnert an den großen Sozialdemokraten, der bis 1961 für Hamburg im Bundestag saß.
Karl Meitmann wurde am 20. März 1891 in Kiel in ein sozialdemokratisches Elternhaus geboren. Nach der Novemberrevolution 1918 beteiligte sich Meitmann am Aufbau demokratischer Verhältnisse. Als 1920 beim Kapp-Putsch Konterrevolutioäre versuchten, die Weimarer Republik zu zerschlagen, hatte Meitmann in Schleswig-Holstein maßgeblichen Anteil an dessen Niederschlagung.
Hamburg: Stolperstein für Karl Meitmann verlegt
1928 wurde Meitmann zum Vorsitzenden der SPD-Landesorganisation Hamburg gewählt. Auf Reichsebene gehörte er dem SPD-Parteiausschuss an. Auch übernahm er den Vorsitz des SPD-Bezirksverbands Hamburg-Bremen-Nordwest. Der Hamburgischen Bürgerschaft gehörte er ab 1931 an.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Meitmann am 24. März 1933 zusammen mit dem Reichstagsabgeordneten Gustav Dahrendorf verhaftet – einen Tag nach der Abstimmung im Reichstag über das Ermächtigungsgesetz. Damit wurden zum ersten Mal in Hamburg demokratisch gewählte SPD-Abgeordnete unter Bruch der Immunität festgenommen. Vier Tage wurde Meitmann im Stadthaus, dem Hauptquartier der politischen Polizei, gefangengehalten.
Meitmanns zweite Inhaftierung dauerte vom 2. Mai bis zum 15. Mai 1933. Er stand zu dieser Zeit wie kein anderer Hamburger Sozialdemokrat im Mittelpunkt der Verfolgung. Trotz der unmittelbaren Bedrohung blieb er standhaft und versuchte die Mitglieder durch Informationsblätter über die politische Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.
Meitmann stand wie kein anderer Sozialdemokrat im Mittelpunkt der Verfolgung
Meitmann musste Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Da die Aufbewahrung von Parteiunterlagen sowohl in den Räumen der Partei als auch im eigenen Haus zu gefährlich war, verbrannte er in seiner Waschküche am Maienweg 281 (Ohlsdorf) zahlreiche Dokumente, darunter einmalige Originale aus der Parteigeschichte von unersetzlichem Wert.
Als am 16. Juni 1933 die Teilnehmer einer Parteivorstandssitzung im Redaktionsgebäude des „Hamburger Echo“ in der Fehlandtstraße (Neustadt) von der Gestapo verhaftet wurden, kam auch Meitmann ins Gefängnis. Während die meisten Verhafteten nach mehreren Wochen aus dem KZ Fuhlsbüttel entlassen wurden, blieb Meitmann bis Ende Oktober 1933 in Haft und wurdee schwer misshandelt. Anschließend erhielt er die Auflage, innerhalb von 24 Stunden die Stadt zu verlassen. Er tauchte daraufhin als Lohnbuchhalter eines Braunkohlenwerkes in Westpreußen und Berlin unter.
Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes gelangte Meitmann am 24. Juni 1945 zurück nach Hamburg. Sofort übernahm er beim Aufbau der SPD die Führung. Den am 14. Juli 1945 gewählten provisorische Landesvorstand stand Karl Meitmann erneut bis 1952 vor. Anschließend gehörte er noch weitere sechs Jahre dem Landesvorstand an. Von 1946 bis 1954 war er Mitglied des zentralen Parteivorstandes. Er gehörte von 1946 bis 1949 der Hamburgischen Bürgerschaft an und war von 1949 bis 1961 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Nach dem Rückzug aus der Politik lebte Karl Meitmann in Mönkeberg bei Kiel. Er starb am 17. Februar 1971.