Weltfrauentag: Gleichberechtigung in Deutschland? Das sagen die Zahlen
Bezahlung, Aufstieg oder die Belastung in der Pandemie: Wie steht es um die Gleichberechtigung in Deutschland? Zum Weltfrauentag hat die MOPO einige wichtige Zahlen und Fakten gesammelt – ein Überblick.
Pay Gap
Laut dem Statistischen Bundesamt verdienten Frauen 2019 im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Als Hauptgründe gelten strukturelle Unterschiede: Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten Berufen und in Teilzeit, zudem bekleiden sie seltener Führungspositionen. Rechnet man das raus, bleibt ein bereinigter Pay Gap von rund sechs Prozent, trotz vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeiten und beruflichem Werdegang. Dabei gibt es je nach Branche Unterschiede: Verkäuferinnen in Supermärkten verdienen etwa zwölf Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – trotz gleicher Arbeit. Das läppert sich: Einer Bertelsmann-Studie zufolge verdienen westdeutsche Frauen in ihrem Leben rund 45 Prozent weniger als Männer – vor allem Mütter haben das Nachsehen. Auf das Einkommen von Vätern wirken sich Kinder hingegen so gut wie nicht aus.
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Altersarmut
Frauen über 65 Jahre bekommen im Schnitt 46 Prozent weniger Rente ausgezahlt als Männer (Stand: 2019), Frauen haben auch ein höheres Risiko, in Altersarmut abzurutschen – das liegt unter anderem auch daran, dass sie während ihres Berufslebens häufiger in Teilzeit arbeiten. Besonders vor der Altersarmut haben viele Angst: In einer repräsentativen Umfrage sagten 60 Prozent der befragten Frauen, dass sie das Thema stark beschäftigte. 37 Prozent rechnen mit einer Rente von weniger als 1000 Euro, bei Alleinerziehenden sogar 44 Prozent.
Frauen in Führungspositionen
Insgesamt liegt der Frauenanteil in Führungspositionen bundesweit bei 24,6 Prozent. Dank der Frauenquote sind in den Aufsichtsräten der 200 Top-Unternehmen 29,9 Prozent Frauen. Für Vorstände gibt es eine solche Quote noch nicht – die Vorstände der 200 Top-Unternehmen haben auch nur 11,5 Prozent Frauenanteil. Das könnte sich mit einem neuen Frauenquote-Gesetz bald ändern.
Frauen in Film und Fernsehen
Auch im deutschen Fernsehen und Kino sind Frauen unterrepräsentiert (Studie der „Malisa“-Stiftung von 2017). Auf zwei Männer kommt nur eine Frau – und je älter Frauen sind, desto seltener kommen sie in Film und Fernsehen vor. Zudem werden besonders häufig schlanke und heterosexuelle Frauen gezeigt. Beim Kult-Krimi „Tatort“ liegt der Frauenanteil bei den Kommissaren immerhin bei 43 Prozent. Laut einer Erhebung haben aber größtenteils Männer Regie geführt (in 1012 von 1150 Episoden) und das Drehbuch geschrieben (in 973 von 1150 Episoden). 2020 führten bei 15 der 37 gezeigten „Tatort“-Folgen Frauen Regie.
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Frauen in der Politik
Auch in politischen Gremien sind Frauen in der Unterzahl. Besonders stark ist die Ungleichheit im kommunalen Bereich, der Anteil von deutschen Bürgermeisterinnen ist etwa von zehn auf neun Prozent gesunken. Der durchschnittliche Frauenanteil in den Landesparlamenten liegt bei 30 Prozent – Hamburg ist mit 43,9 Prozent bundesweiter Spitzenreiter. Im Bundestag sind mit 223 von 709 Abgeordneten noch nicht einmal ein Drittel weiblich.
Frauen in der Pandemie
Die Belastung von Frauen ist in der Pandemie stark gestiegen: Als Kassiererinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen und Erzieherinnen arbeiten Frauen häufiger in systemrelevanten Berufen als Männer, zudem übernehmen mehr unbezahlte Sorgearbeit: Kinderbetreuung, Hausarbeit, Hilfe beim Homeschooling – 20 Prozent der Frauen haben während der Pandemie ihre Arbeitszeit reduziert. Gleichzeitig wurden im Pandemie-Jahr 1,01 Millionen Frauen arbeitslos, das sind 54.000 Betroffene mehr als im Jahr zuvor. Bei den Männern waren es 27.000 mehr als im Vorjahr, insgesamt 1,5 Millionen. Besonders heftig: Im Bereich Kunst, Unterhaltung und Dienstleistungen wurden insgesamt 99.684 Menschen arbeitslos – 59.884 von ihnen Frauen.