„Das Kacktor des Monats“ : Stuttgart ärgert sich nach Treffer von Hertha-Teenie
Auch dank Rückkehrer Sami Khedira hat Hertha BSC ein Remis beim VfB Stuttgart geholt. Mit dem in der zweiten Halbzeit eingewechselten 2014er-Weltmeister kamen die Berliner im Auswärtsspiel bei Khediras Herzensverein zu einem 1:1 (0:1) und verhinderten die fünfte Niederlage in Serie in der Bundesliga.
Der Hertha-Neuzugang, der 2007 mit dem VfB Meister geworden war, kam am Samstag in der 58. Minute zu seinem 100. Bundesliga-Einsatz, als die Gäste nach dem Gegentor von Sasa Kalajdzic (45.+1) bereits zurücklagen. Dank der Vorlage von Khedira gelang dem gerade erst eingewechselten Luca Netz noch der Ausgleich (82.).
Für die abstiegsbedrohten Berliner war es der erste Punkt unter Trainer Pal Dardai, sie stecken aber weiter kurz vor der Abstiegszone fest. Die Stuttgarter bewahrten ihren Vorsprung auf die Abstiegsränge. Probleme nehmen die Stuttgarter aufgrund der vereinspolitischen Spannungen auch ohne sportlichen Druck reichlich mit in die kommenden Wochen.
So lief das Spiel für Hertha-Neuzugang Khedira
Die sportlichen Schwierigkeiten der Berliner soll auch Khedira lösen. 3941 Tage nach seinem letzten Heimspiel als VfB-Profi traf der 33-Jährige erstmals als Gegner auf den VfB – und musste bei eisigen Temperaturen zunächst von seinem Reservistenplatz auf der Tribüne aus sehen, wie die Stuttgarter nach einem zerfahrenen Beginn schnell deutlich überlegen waren. Es dauerte aber rund eine halbe Stunde, bis die Gastgeber zu gefährlichen Chancen kamen, bei denen zunächst zu wenig heraussprang. Nach einer Ecke von Borna Sosa parierte Hertha-Torhüter Rune Jarstein den Kopfball von Konstantinos Mavropanos, dann verpasste Philipp Förster den Abpraller (34.).
Wenige Minuten später vergab Kalajdzic erst per Kopf, dann mit dem Fuß – ehe er doch noch erfolgreich abschloss: Beim Freistoß täuschte Erik Thommy an, doch Sosa flankte – und der Kopfball des Österreichers landete im Netz. Schiedsrichter Harm Osmers entschied allerdings auf Abseits. Erst nach bangem Warten jubelte der VfB, der Kölner Videokeller korrigierte die Entscheidung. Kalajdzic traf damit im dritten Bundesliga-Spiel nacheinander.
Hertha-Sportdirektor Friedrich lobt Aufschwung
Von Hertha kam in der Offensive wenig. Allein Dodi Lukebakio schoss in der ersten Hälfte aufs Tor – allerdings links vorbei und schon in der dritten Minute. Dabei hatte Sportdirektor Arne Friedrich „eine große Aufbruchstimmung“ bei Hertha BSC ausgemacht. „Wir versuchen alles, als Team da rauszukommen und arbeiten tagtäglich daran“, sagte der frühere Nationalspieler vor der Partie bei Sky.
Die Berliner kamen etwas schwungvoller aus der Kabine, Dardai wartete nicht lange, bis er Khedira an seiner alten Wirkungsstätte bei einem Doppelwechsel gemeinsam mit dem zweiten Neuzugang Nemanja Radonjic aufs Feld schickte (58.). Direkt danach konnte VfB-Verteidiger Waldemar Anton den Ausgleich nach einem Fehler von Atakan Karazor gegen Matheus Cunha gerade noch verhindern.
Doch Dardai bewies mit seinen Wechseln ein gutes Händchen, auch wenn Khediras Vorlage offensichtlich nicht so gewollt war. Für Torschütze Netz war es im siebten Einsatz der erste Treffer – er ist nun mit 17 Jahren bislang jüngster Bundesliga-Torschütze der Berliner. Auch das 1:1 wurde mit dem Videobeweis noch einmal überprüft. Der VfB machte in der zweiten Hälfte zu wenig, um sich den Sieg zu verdienen.
Kalajdzic ärgert sich über Gegentor
Das ärgerte nach Abpfiff vor allem VfB-Stürmer Sasa Kalajdzic, der deutliche Worte für den Ausgleich fand. „Wir schaffen es nicht 90 Minuten konstant eine gute Leistung zu bringen. Das ist ein absolutes Kacktor. Das Kacktor des Monats“, bilanzierte Kalajdzic bei Sky. Netz sagte über seinen Treffer: „Die Freude ist riesig. Natürlich wäre es noch schöner, wenn wir noch gewonnen hätten.“
Lob für den Auftritt gab es von seinem Trainer Pal Dardai. „Er ist ein sehr fleißiger Junge, das schätzen wir sehr. Letzte Woche saß er noch auf der Tribüne. Da sieht man auch mal, wie schnell es gehen kann“, machte der Hertha-Übungsleiter deutlich und ergänzte: „Die erste Halbzeit haben wir verschenkt, aber die zweite Halbzeit war mehr drin. Die erste Halbzeit muss so sein, wie die zweite Halbzeit. Das mit Sami hat heute gut funktioniert.“
So sah Sami Khedira seine Bundesliga-Rückkehr
Besonders war das Spiel auch für Hertha-Neuzugang Sami Khedira, der einst mit dem VfB die Meisterschaft holte. „Es war ein ungewohntes Gefühl für mich. Im Großen und Ganzen war es eine schöne Rückkehr. Ich denke allgemein haben wir in der zweiten Halbzeit mehr Zug drin gehabt. Wir haben es besser umgesetzt, was der Trainer uns gesagt hat. Wir waren aggressiver und haben die Positionen besser gehalten. Deswegen haben wir auch verdient ausgeglichen“, befand Khedira, der frischen Wind ins Spiel der Berliner brachte:
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„Es ist einer meiner Stärken das Spiel zu verstehen. Fußball hat viel mit Aufteilung und Zuordnung zu tun und das haben wir besser gemacht“, fügte der Weltmeister von 2014 an, auf den mit der alten Dame aber noch einiges an Arbeit wartet. „Momentan sind wir im Abstiegskampf. Jeder Punkt ist am Ende wichtig oder kann es werden – auch für die Moral. Jetzt hoffe ich, dass wir nächste Woche daran anknüpfen können“, machte Khedira abschließend deutlich.