Lebensmittel-Spenden knapp: So will die Hamburger Tafel Ukrainern helfen
Die Mitarbeiter der Hamburger Tafel sind Herausforderungen gewohnt. Erst die vielen Flüchtlinge seit 2015, dann die enormen logistischen Probleme in der Corona-Pandemie und nun der Krieg in der Ukraine. Doch etwas ist dieses Mal ganz anders als 2015: Viele UkrainerInnen und ihre Kinder sind schon wenige Tage nach ihrer Ankunft in Hamburg zu den Ausgabestellen der Tafel gekommen und brauchen dringend Lebensmittel und Hygiene-Artikel. Doch es werden immer weniger Lebensmittel gespendet.
Bisher hatte die Hamburger Tafel immer Zeit, sich auf neue Flüchtlinge vorzubereiten. Denn die Menschen kamen zunächst in zentrale Aufnahmestellen und wurden dort versorgt. Bis sie umverteilt waren, ihre Anmeldung organisiert hatten und sich selbst versorgen konnten und mussten, dauerte es meist Monate.
„Doch jetzt geht das alles ganz schnell“, sagt Tafel-Vorstand Julia Bauer. „Nach drei bis fünf Tagen sind die meisten UrkrainerInnen berechtigt, sich ihre Lebensmittel bei uns zu holen.“ So hätten schon wenige Tage nach Kriegsbeginn die ersten Menschen in der Zentrale der Hamburger Tafel vor der Tür gestanden. „Doch wir geben ja eigentlich gar keine Lebensmittel dort vor Ort aus, das ist ja nur unser Lager und Büro.“
Ukraine: Hamburger Tafel hilft mit Lebensmitteln
Diese Menschen haben meist privat Unterschlupf gefunden, wollen aber den Helfenden nicht zu sehr auf der Tasche liegen, indem sie sich auch noch voll verpflegen lassen. Sie bekommen zwar hier auch Geldleistungen, aber wer zunächst mal Kleidung und alles Nötige neu kaufen muss, der freut sich, wenn er woanders sparen kann. Geflüchtete, die in Erstaufnahmen untergebracht sind, werden durch die Stadt verpflegt.
Zunächst wurden die Menschen, die bei der Tafel nachfragten, an die Ausgabestellen in ihrer Nähe verwiesen. Doch das könnte auf Dauer für Probleme sorgen. Denn die bestehenden Ausgaben sind ohnehin am Limit und haben Aufnahmestopps und Wartelisten – weil die Zahl der Bedürftigen steigt und die Menge der gespendeten Lebensmittel rückläufig ist. Bauer: „So könnten unangemeldete zusätzliche Besucher für unangenehme Konkurrenz-Situationen vor Ort sorgen.“
Hamburger Tafel: Immer weniger gespendete Lebensmittel
Daher organisiert die Hamburger Tafel zum ersten Mal in ihrer 27-jährigen Geschichte eine eigene Lebensmittel-Ausgabe. Ausschließlich für Geflüchtete aus der Ukraine. Sonst fahren die Mitarbeiter „nur“ mit Kleintransportern herum und verteilen die Lebensmittel auf die Ausgabestellen in Kirchengemeinden etc. Dort werden die Produkte wie Obst, Gemüse, Käse, Brot und Konserven dann von anderen Ehrenamtlichen verteilt.
„Wir hatten vergangene Woche bereits einen Probelauf“, erzählt Julia Bauer. „Da sind etwa 100 Menschen gekommen, vor allem Frauen und Kinder.“ Der nächste Termin ist am Mittwoch von 10 bis 13 Uhr, und zwar direkt am Firmensitz in der Schimmelmannstraße 123. „Wir tun, was wir können“, sagt Bauer. „Hoffentlich regnet es nicht, wir haben leider keine Zelte und müssen die Ausgabe auf dem Hof improvisieren.“ Sie rechnet damit, dass bis zu 200 Menschen kommen.
Ausgabe jeden Mittwoch nur für Menschen aus der Ukraine
Geplant ist diese spezielle Ausgabe nur für UkrainerInnen zunächst immer mittwochs. Bestückt wird sie aus dem bisher noch vollen Lager der Tafel. Vier bis sechs Wochen ließen sich damit überbrücken. „Das werden in erster Linie haltbare Produkte sein, wie Haferflocken, Eintöpfe und Suppen.“
Für die Ehrenamtlichen der Hamburger Tafel ist das eine neue Herausforderung, die zu ihren bisherigen Aufgaben noch hinzukommt. Entsprechend nervös sind alle, wie es funktionieren wird. „Beim Probelauf lief alles sehr zivilisiert und ruhig ab, trotz Kälte und Wartezeit.“ Das größte Problem sind die immer knapper werdenden Lebensmittelspenden.
Hamburger kaufen mehr Konserven als sonst üblich
Das liegt bei frischen Produkten vor allem daran, dass die Läden genauer kalkulieren und zudem den Preis für Produkte heruntersetzen, bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft. Was sinnvoll ist und eigentlich auf öffentlichen Druck gegen Lebensmittelverschwendung geschieht, wird für die Tafeln zum Engpass. Zudem nimmt die Zahl der Bedürftigen zu.
Hinzu kommt, dass viele große Lebensmittelkonzerne Spenden direkt an die polnische und ungarische Grenze liefern, um die Ukrainer dort zu versorgen. Und offenbar haben sich viele Hamburger zudem in den vergangenen Wochen unter dem Eindruck eines drohenden Krieges und steigender Preise vermehrt mit Konserven eingedeckt. Bauer: „Die Konservenlieferanten sagen uns, dass sie weniger liefern können, weil die Regale in den Läden viel schneller leer sind als sonst.“
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Diese Engpässe sorgen dafür, dass die Fahrer der Hamburger Tafel viel öfter und längere Wege für kleinere Lebensmittelspenden fahren müssen. Bauer: „Wir haben jetzt schon doppelt so hohe Spritkosten wie im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit.“