Fall im Norden: Starb Valérie wegen Arzt-Versagen?
War es eine Fehldiagnose mit Todesfolgen? Eine Mutter bringt ihre siebenjährige Tochter wegen stechender Bauchschmerzen zu einer Ärztin – doch die schickt das Mädchen wieder nach Hause. Nur wenige Stunden später ist die kleine Valérie tot.
Sie hatte stechende Bauchschmerzen und musste sich mehrfach übergeben: Der Tod der kleinen Valérie am 21. März in Uelzen wirft Fragen auf. Denn vermutlich führte ein Blinddarmdurchbruch zum Tod des Mädchens.
Tod im Norden: Mutter erhebt schwere Vorwürfe
In einem Video erhebt Valéries Mutter, Jennifer I., nun schwere Vorwürfe gegen die Kinderärztin, die Valérie behandelt hatte. Nachdem das Mädchen übers Wochenende über Bauchschmerzen geklagt und sich mehrfach erbrochen hatte, ging sie mit ihrer Tochter am Montagvormittag zur Ärztin, berichtet I.
Doch dieser unterlief den Angaben nach eine Fehleinschätzung mit den schlimmsten Folgen: Valérie brauche keine Medikamente, soll die Ärztin gesagt haben – stattdessen solle das Mädchen zu Hause Wasser trinken und Bananen essen. Doch wieder zu Hause angekommen, verschlechterte sich der Zustand des Mädchens noch weiter. Schließlich rief Jennifer I. einen Krankenwagen – doch die Hilfe kam zu spät. In der Klinik starb Valérie.
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Fehldiagnose oder Fahrlässigkeit? Die Ärztin habe Valérie gar nicht richtig untersucht, klagt Jennifer I. in dem Video. Die Medizinerin habe sich keine Zeit genommen, das Kind nicht richtig abgetastet und auch keine Bluttests oder Scans gemacht. Für I. hat Fahrlässigkeit den Tod ihrer Tochter verursacht.
Valéries Tod: Staatsanwaltschaft ermittelt
Der Aktivistengruppe „Black Community Coalition For Justice & Self-Defence“, die das Video mit I. aufnahm und in den sozialen Medien veröffentlichte, sieht im Fall auch Anzeichen für strukturellen Rassismus im Gesundheitssystem. „Für Schwarze sind das oft normale Umstände: Von Ärzten nicht ernst genommen werden oder nicht die gleiche Qualität von Behandlungen zu bekommen“, sagte Aktivistin Sista Oloruntoyin dem Nachrichtenportal „t-online“. Das liege nicht daran, dass die Ärzt:innen selbst Rassisten seien, sondern ihr Leben von rassistischen Strukturen geprägt sei.
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„Ich will Gerechtigkeit für mein Kind. Für Valérie. Ich brauche Gerechtigkeit“, sagt Jennifer I. – zudem wolle sie, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Es fühle sich an wie ein schlimmer Albtraum, aus dem sie aufwachen wolle.
Nun hat die Staatsanwaltschaft ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um die Todesursache und etwaige Verantwortlichkeiten aufzuklären. Valéries Leichnam wurde obduziert, ein abschließendes Ergebnis ist allerdings noch offen. „Die Ermittlungen, die eine umfassende Überprüfung des Verhaltens aller an der Behandlung des Mädchens beteiligten Personen umfassen, stehen erst am Anfang und werden wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, so die Staatsanwaltschaft Lüneburg zur MOPO.
Am 7. April wird das Mädchen beigesetzt. (ncd)