„Weil mein Mann nicht mehr konnte“: Ministerin Spiegel gibt emotionales Statement ab
Kurz nachdem in ihrer Heimat die Flut Leben und Existenzen vernichtet hatte, fuhr sie nach Frankreich. Anne Spiegel (Grüne), heute Bundesfamilienministerin, im Juli 2021 Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, wird für ihren vierwöchigen Familienurlaub im Angesicht der Katastrophe hart kritisiert. Am Sonntagabend entschuldige sich Spiegel mit einem emotionalen Statement.
„Das war ein Fehler, dass wir so lange in Urlaub gefahren sind und ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung“, sagte die Grünen-Politikerin am Sonntagabend sichtlich bewegt in Berlin.
Ministerin Anne Spiegel gibt emotionales Statement ab
Spiegel legte in ihrer emotionalen Erklärung detailliert ihre privaten Beweggründe dar, zehn Tage nach der Flutkatastrophe in den Urlaub zu fahren. Sie berichtete von einem Schlaganfall ihres Mannes und dass ihre vier Kinder „nicht gut durch die Pandemie gekommen“ seien. Die zusätzliche Übernahme des Umweltressorts in Rheinland-Pfalz im Januar 2021 sei zuviel gewesen und haben ihre Familie „über die Grenze gebracht“.
Sie begründete ihre damalige Entscheidung mit dem Gesundheitszustand ihres Mannes, der zuvor einen Schlaganfall erlitten habe. Ihre Familie habe den Urlaub gebraucht, „weil mein Mann nicht mehr konnte“, sagte die 41-Jährige, der während des Statements mehrfach die Stimme stockte. Die Abwägung zwischen ihrer Verantwortung als Ministerin und als Mutter sei ihr schwer gefallen. Spiegel hat vier Kinder. Zu den Rücktrittsforderungen aus der Opposition äußerte sie sich nicht.
Nur zehn Tage nach dem verheerenden Hochwasser an der Ahr, bei dem 134 Menschen ihr Leben verloren, war die damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin für einen vierwöchigen Urlaub mit ihrer Familie nach Frankreich gereist. Die „Bild am Sonntag“ hatte über die Reise berichtet. Spiegel unterbrach ihren Urlaub nur für zwei Vor-Ort-Termine, beide am 10. August.
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Während ihres Urlaubs sei sie immer erreichbar gewesen, habe Telefonate geführt und sich informiert, sagte Spiegel am Sonntagabend. Wenn es einen Einlass gegeben hätte, den Urlaub abzubrechen, dann hätte sie dies getan.
Anne Spiegel: Oppositionspolitiker fordern Rücktritt
Der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Kusche hatte zuvor gegenüber der dpa erklärt, Spiegel habe auch per Video an den Kabinettssitzungen teilgenommen. Die 41-Jährige sei wegen ihrer vier Kinder auf die Sommerferien angewiesen und sei auch erst gefahren, als ein Krisenstab im Haus eingerichtet war, der sich mit der Wasserversorgung sowie der Müllentsorgung befasst habe. Im Untersuchungsausschuss „Flutkatastrophe“ habe die Ministerin „jede Frage vollständig beantwortet“.
Nach dem Pressebericht hatte unter anderem CDU-Chef Friedrich Merz Spiegels Entlassung gefordert. Mehrere andere Unions-Politiker und der familienpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Reichardt, verlangten Spiegels Rücktritt. (miri/due/dpa)