Unfall oder Beschuss – warum sank Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte?
Fakt ist: das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die „Moskwa“ ist untergegangen. Der Kampf über die Deutungshoheit bei dem Ereignis ist aber noch nicht entschieden: Der Kreml spricht von einem Unfall, die Ukraine will den Raketenkreuzer abgeschossen haben.
Meistens erklärt ARD-Wetterfrosch Karsten Schwanke uns ja eher das Wetter am Bodensee, an der Schlei oder in der Lausitz. Auf Twitter kommentierte er aber explizit die meteorologischen Verhältnisse im Schwarzen Meer in der Region zwischen Odessa und Sewastopol von der Nacht zu Donnerstag: „Windstärke 4 im Mittel, Böen bis 6 Bft. (Sturm ab 9 Bft.)“
Kein Sturm in der Nacht des Untergangs der „Moskwa“
Heißt: Auf der Beaufortskala („Bft.“) habe es in besagter Nacht zwar Böen bis zu sechs Windstärken gegeben, sicher aber keinen Sturm. Einen solchen hatte der Kreml für den Untergang der „Moskwa“ verantwortlich gemacht.
Die Erzählung: Bei einem Unfall sei ein Munitionslager explodiert. Darauf habe man das am Rumpf beschädigte Schiff abschleppen müssen. Und bei stürmischer See sei das Schiff dann gesunken. Die 500 Mann starke Besatzung sei zuvor aber noch evakuiert worden.
Ukraine behauptet: Wir haben die „Moskwa“ abgeschossen
Zumindest das mit der stürmischen See dürfte so nicht ganz stimmen. Die ukrainischen Angaben sind aber auch ebenfalls kaum nachzuprüfen. Der Sprecher der ukrainischen Armee in Odessa, Sergej Bratschuk, hatte stolz verkündet: Die „Moskau“ sei von Schiff-Abwehr-Raketen des Typs „Neptun“ getroffen worden. Sollte das richtig sein, wäre es ein großer Erfolg für die Ukraine. Unabhängig von der Ursache des Untergangs bezeichnete die US-Regierung den Vorgang als „schweren Schlag“ für die russische Marine.
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John Kirby vom US-Verteidigungsministerium betonte die „Schlüsselrolle“, die die Moskwa bislang für das Erlangen der „Dominanz der Marine im Schwarzen Meer“ für Russland gespielt habe. Der Kreuzer kann 16 Langstrecken-Flugkörper transportieren.
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Zudem ist die „Moskwa“ nun das zweite größere Schiff der russischen Marine, das im Ukraine-Krieg Schaden nahm. Vor drei Wochen traf es ein Landungsschiff. Manöver im Schwarzen Meer könnten nun einfacher werden für ukrainische Kräfte. Und russische Landemanöver dürften nun auch schwieriger geworden sein.
Sollte der geglückte Beschuss mit „Neptun“-Raketen stimmen, dürfte dies für die Zukunft mehr Schwierigkeiten für die russische Marine bedeuten. 2013 war diese Waffe in Auftrag gegeben worden, offenbar ist sie nun einsatzfähig – mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Russische Schiffe müssten an den Küsten künftig deutlich mehr aufpassen. (km)