Nach Lauterbachs Warnung: Wie wahrscheinlich ist eine „Killervariante“?
Eine „absolute Killervariante“: Vor diesem Herbst-Szenario warnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) – und erntete dafür bereits mächtig Kritik. Fakt ist: Auch Corona-Varianten wie Delta und Omikron hatten Fachleute in der Form zunächst nicht für möglich gehalten. Drohen weitere Überraschungen?
„Keine Expertin und kein Experte kann derzeit sicher sagen, welche Variante wir im Herbst bekommen“, sagte der Intensivmediziner Stefan Kluge vom UKE der Funke Mediengruppe. „Wir sollten aber darauf vorbereitet sein, dass noch einmal eine Variante kommen kann, die zu einer höheren Krankheitsschwere führt, als dies derzeit bei der Omikron-Variante der Fall ist.“
Lauterbach hatte in der „Bild am Sonntag“ angesichts der Impflücke von einem möglichen „harten Herbst“ gesprochen. „Es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante.“ Der Minister sprach von immer kürzeren Abständen zwischen dominierenden Varianten, was die Vorbereitung erschwere. Es entwickelten sich derzeit diverse, für ihn besorgniserregende Omikron-Subvarianten.
Lauterbach warnte vor „Killervariante“ des Coronavirus‘
Damit dürfte Lauterbach auf mehrere Sublinien von Omikron anspielen, die zuletzt in den Fokus rückten. Bisher ist in Deutschland BA.2 vorherrschend, zuvor war es BA.1. Jüngst tauchten BA.4 und BA.5 auf, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Unterarten“ von Omikron ebenfalls als besorgniserregend einstuft. Nach WHO-Angaben kamen Nachweise aus Südafrika und einigen europäischen Ländern.
Daneben ist eine möglicherweise noch leichter übertragbare Omikron-Untervariante in Großbritannien beschrieben worden – doch auch zu dem Subtyp namens XE ist vieles unklar. Nach WHO-Angaben handelt es sich um eine Mischvariante aus BA.1 und BA.2, eine sogenannte Rekombinante. Diese können sich nicht nur aus zwei Subtypen bilden, sondern auch aus verschiedenen Varianten: etwa aus Delta und Omikron, was ebenfalls schon beobachtet und teils Deltakron genannt wurde. Rekombinanten können entstehen, wenn ein Patient mit verschiedenen Sars-CoV-2-Erregern zeitgleich infiziert ist.
Corona wird uns in Form von neuer Varianten weiter begleiten
Wie es in Deutschland um die Entwicklung von BA.4, BA.5 und XE bestellt ist? Offen. In bisherigen Wochenberichten geht das Robert Koch-Institut (RKI) nicht auf Subtypen ein. „Wir haben aktuell bei Omikron eine Sterblichkeit von unter 0,1 Prozent, vergleichbar mit der Grippe“, sagte Intensivmediziner Kluge der Funke Mediengruppe. Auch wenn er zu Vorbereitungen auf eine mögliche schlimmere Variante mahnte: Es gibt Stimmen, die es für eher unwahrscheinlich halten, dass das Virus künftig noch einmal tödlicher wird, insbesondere für Geimpfte. Experten dringen unter anderem darauf, dass zur Vorbereitung für alle Fälle so viele Menschen ab 60 Jahren wie möglich geimpft sein sollten.
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Vier Szenarien hat die britische Beratergruppe SAGE im Februar für Großbritannien vorgestellt: Demnach könnte Sars-CoV-2 im Best-Case-Szenario im Herbst ohne stärker veränderte Eigenschaften zurückkommen. Im schlimmsten Fall jedoch sei erneut eine große Welle mit vielen schweren Verläufen denkbar. Zwischen beiden Szenarien nennt die Gruppe noch ein eher optimistisches und ein eher pessimistisches – und betont, dass auch andere Verläufe nicht auszuschließen sind.
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Als ziemlich sicher gilt nur, dass Corona uns noch länger begleiten wird, auch in Form neuer Varianten. Wie schlimm diese werden, hängt von mehreren Faktoren ab. Die SAGE-Gruppe sieht wachsende Bedeutung bei der Frage der nachlassenden Immunität und der Immunflucht – also der Fähigkeit des Virus, Antikörpern von Geimpften und Genesenen zu entgehen. Bisherige Wellen seien vor allem durch immer besser übertragbare Varianten angetrieben worden. Manche Forscher halten das hohe Ansteckungsniveau von Omikron allerdings kaum noch für steigerbar. (dpa/mp)