Josef Joffe spricht auf der Bühne bei den Hamburger Kammerspielen
  • „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance / dpa | Lukas Schulze

„No time to fuck around“: Wie der „Zeit“-Herausgeber den Cum-Ex-Banker protegierte

Hat der Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ versucht, Berichterstattung des eigenen Hauses zur Cum-Ex-Affäre zu verzögern? Dies legt ein nun aufgetauchter Brief nahe. 

ZEIT-Mitherausgeber Josef Joffe und Warburg-Banker Max Warburg pflegen eine lange Freundschaft. Doch die Freundschaft scheint im Zuge der Cum-Ex-Affäre der Warburg Bank und der Berichterstattung der „Zeit“ im Jahr 2016 Risse bekommen zu haben. Und das, obwohl Joffe mutmaßlich zu fragwürdigen Methoden griff, um seinen Freund zu schützen. 

Josef Joffe versuchte offenbar Berichterstattung zu verzögern

Aus einem Brief, den der investigative Reporter und Cum-Ex-Mitaufdecker Oliver Schröm am Montag veröffentlichte, geht hervor, wie Joffe in der eigenen Redaktion versucht haben soll zu intervenieren, um die Berichterstattung über die Verstrickungen der Warburg Bank zumindest hinauszuzögern. 

Max Warburg hatte offenbar zuvor Josef Joffe einen vorwurfsvollen Brief geschrieben, nachdem in der Wochenzeitung der Artikel „Privatbanken: Jetzt auch noch Warburg“ erschienen war, auf den Joffe dann wiederum antwortete:

„In so many words schiebst Du mir die Schuld am Zeit-Artikel über die Bank zu. Umgekehrt wird ein Schuh raus. Ich habe Dich gewarnt, was in der Pipeline steckte, und meiner Intervention war es zu verdanken, dass das Stück geschoben wurde und die Bank Gelegenheit erhielt, Widerrede zu leisten“, heißt es in dem Brief von Joffe an Warburg. Außerdem habe er Warburg „angefleht, eine exzellente PR Agentur einzuschalten.“

„Zeit“: „Es gab keinen Einfluss auf Berichterstattung”

Der Mitherausgeber der „Zeit“, der im Übrigen selbst Kunde der Warburg Bank ist, nahm also laut eigenem Bekunden Einfluss auf die Berichterstattung der Zeitung und versuchte dann auch noch indirekt, den Ruf der Bank zu retten – ein mehr als ungewöhnlicher und zugleich journalistisch höchst problematischer Vorgang. 

Auf Anfrage beteuert die „Zeit“ indes, dass es „keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung gegeben habe“.

Tatsächlich erschien der geplante Artikel in der Zeitung. Der damals an den Recherchen mitbeteiligte Oliver Schröm widerspricht allerdings der Darstellung Joffes, erst dessen Intervention hätte überhaupt der Bank Gelegenheit gegeben Stellung zu beziehen. „Fakt ist: Wir recherchierten seit Wochen für ,Panorama‘ und die ,Zeit‘ zu Cum-Ex-Geschäften der Warburg Bank und hatten früh um ein Interview angefragt, was die Bank ablehnte.“ Auch habe man eine schriftliche Anfrage mit Bitte um Stellungnahme eingereicht. 

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Joffe indes war nicht nur wegen der Vorwürfe seines Warburg-Freundes trotz seiner Intervention sauer. Er fühlte sich von der Warburg Bank finanziell schlecht beraten: „Im Brexit-Quartal hat Eure Vermögensverwaltung ein Minus von 4 Prozent in meinem Depot gemacht, derweil überall die Indices stiegen“ – einen Vorwurf habe er seinem alten Freund deshalb aber noch lange nicht gemacht. Zitat: „This is not time to fuck around with old friendships.“ 

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