Ist dieser „Titel“ ein Trost für St. Pauli und die Fans – oder völlig wertlos?
Es gibt sie tatsächlich noch nach den sieglosen Wochen, die Tabelle, in der die Kiezkicker ganz oben stehen. Nein, nicht vom Fairness-Ranking ist die Rede. Platz eins in dieser Kategorie hatten die Hamburger durch die beiden Platzverweise bei der jüngsten 2:3-Niederlage auf Schalke an Heidenheim verloren. Kein Verlust. Nichts, das schmerzt – im Gegensatz zum verpassten Aufstieg. Immer noch Spitze ist der FC St. Pauli dagegen zu Hause, im eigenen Stadion.
Beste Heimmannschaft der Liga. Diesen Nimbus wollen die Braun-Weißen mit einem Sieg im Saisonfinale gegen Fortuna Düsseldorf am Millerntor untermauern. Präziser gesagt: Sie wollen den Status auffrischen. Unbedingt.
Nach sechs Spielen in Serie ohne Sieg, darunter drei Partien vor eigenem Publikum, sehnen sich nicht nur die Spieler nach einem allerletzten Dreier.
2. Liga: St. Pauli noch immer Erster der Heimtabelle
Ein Erfolgserlebnis wird dringend benötigt, für ein gutes Gefühl. Einen versöhnlichen Abschluss. „Es ist immer schöner, mit einem Sieg in die Sommerpause zu gehen. Nicht nur für uns, sondern auch für die Fans und alle, die es mit dem FC St. Pauli halten“, betonte Trainer Timo Schultz vor dem 34. und letzten Saisonspiel.
Platz eins in der Heimtabelle ist St. Pauli schon jetzt nicht mehr zu nehmen, was durchaus erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass in der enttäuschenden Rückrunde von acht Spielen am Millerntor lediglich zwei gewonnen werden konnten, ebenso viele verloren gingen und vier Partien mit einem Unentschieden endeten.
St. Pauli hat in der Rückrunde nur zwei Heimsiege gefeiert
Nach wie vor zehrt das Schultz-Team von der sensationellen Millerntor-Serie in der Hinrunde, in der alle acht Heimspiele gewonnen wurden. Vereinsrekord.
Mit aktuell 34 Punkten (35:17 Tore) aus bislang 16 Duellen im eigenen Stadion thronen die „Boys in Brown“ auf Platz eins der Heimtabelle vor dem HSV (33 Punkte) und Schalke 04 (32), die St. Pauli jedoch nicht mehr überholen können, weil sie im letzten Saisonspiel auswärts antreten.
Die viertplatzierten Heidenheimer (31 Punkte) könnten im Falle einer Niederlage der Kiezkicker zwar mit einem eigenen Heimsieg gegen Karlsruhe nach Punkten mit St. Pauli gleichziehen, haben aber das um elf Treffer schlechtere Torverhältnis.
Apropos Heidenheim: Gegen den Tabellenachten gelang der bis dato letzte Heimsieg. Am 18. März gewannen die Kiezkicker dank eines Treffers von Daniel-Kofi Kyereh mit 1:0. Verdammt lang‘ her. Acht Wochen, um genau zu sein. Gefühlt noch länger.
Corona-Crux: Kein St. Pauli-Sieg, seit das Millerntor wieder voll ist
Bitternote: Ausgerechnet im Saisonendspurt, als das Millerntor seit langer Zeit wieder rappelvoll war, ist den Kiezkickern kein Sieg mehr gelungen. 1:1 gegen Bremen, 1:2 gegen Darmstadt, 1:1 gegen Nürnberg. Der erhoffte Trumpf stach nicht. Das dürfte für die Mannschaft wie auch ihre Fans frustrierend sein.
Die Mannschaft werde „alles tun, um am Sonntag vor einem vollen Millerntor einen guten Abschluss zu finden“, verspricht Mittelfeldmann Jackson Irvine.
Gegen Düsseldorf bietet sich die letzte Chance auf ein gemeinsames braun-weißes Erfolgserlebnis. Als tröstlicher Abschluss – und bestenfalls ermutigender Beginn einer neuen Heimserie. Saisonübergreifend. Um nach der Sommerpause selbstbewusst und mit einer positiven Erinnerung in das erste Heimspiel der kommenden Saison gehen zu können.
Jackson Irvine: St. Pauli will gegen Fortuna Düsseldorf „guten Abschluss“
Ohne einen Dreier im letzten Spiel dürfte der inoffzielle Titel „Heim-Meister“ angesichts von dann vier sieglosen Spielen in Serie am Millerntor einen sehr faden Beigeschmack haben. Wertlos ist er nicht. Denn er ist Ausweis einer Heimstärke, auf die der FC St. Pauli auch in der kommenden Saison baut – auf die Stärke der Hinserie, versteht sich.