• Seit dieser Saison ist Horst Hrubesch Nachwuchs-Boss des HSV - und hat mit dem Verein Großes vor.
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Die neue HSV-Vision: Hrubeschs Ziel: So will er Hamburg Talente schenken

Seit rund einem halben Jahr ist er wieder zu Hause. Mit dem Ziel, seinem HSV in der Zukunft viele hoffnungsvolle Talente zu schenken, kehrte Horst Hrubesch (69) vor dieser Saison nach 37 Jahren zu seinem Herzensverein zurück. Die erste kleine Etappe des Weges ist gegangen, doch vor dem Nachwuchs-Boss und seinem Klub liegt noch eine lange Strecke, ehe ihre Arbeit Früchte tragen könnte.

„Jonas, ich helfe Dir!“ Vier Worte waren es, mit denen Hrubesch im vergangenen Sommer Sportvorstand Jonas Boldt seine Zusage gab. Mittlerweile hat der frühere Weltklassestürmer seinen Vertrag bis Sommer 2023 verlängert – und eine klare Vision davon, wie er nachhaltige Strukturen schaffen will, von denen der HSV noch lange profitieren kann. Einige Dinge sind schon angelaufen, andere noch in der Entwicklung.

Hrubeschs Ziel für den HSV: Acht bis zehn Spieler in den Profi-Kader

Die Vision steht. „Ich habe die Vorstellung, dass man in fünf, sechs Jahren acht bis zehn Spieler im Profikader hat, die aus dem HSV kommen“ – so fasst Hrubesch sein Anspruchsdenken zusammen, weiß aber: „Es wird ein langer Weg sein.“ Wenn der Ex-DFB-Trainer sein Büro im Volkspark aufsucht, sieht er im Nachwuchsleistungszentrum Bilder früherer HSV-Eigengewächse wie Eric Maxim Choupo-Moting (spielt jetzt bei Bayern) oder Heung-Min Son (Tottenham) hängen. „Warum sind die alle nicht mehr da, warum hat man sie nicht halten können?“, fragt Hrubesch. „Das hat mich immer am HSV gestört. Und das sind die Dinge, wo wir uns hinterfragen und verändern müssen.“ Wie aber soll der neue Weg aussehen?

Thioune und Hrubesch

Hrubesch schätzt die Arbeit von HSV-Cheftrainer Daniel Thioune (l.) sehr.

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Ausbildung: Hrubesch macht keinen Hehl daraus, wie er den HSV wahrnimmt. „Wir sind ein Ausbildungsverein“, stellt er klar. Ähnlich, wie es eine Liga höher der SC Freiburg für sich deklarieret. Hrubeschs Credo: „Wenn ich gut ausbilde, bekomme ich Leistung. Letztlich hängt alles an der Qualität der Trainer und des Trainings.“ Grundlegende Dinge wie Beidfüßigkeit und Verbesserung des Kopfballspiels sind ihm dabei genauso wichtig wie Freiraum für Talente: „Ich mag keine Roboter, keinen Einheitsbrei.“ Dass nicht jeder den Sprung zu den Profis schaffen kann, sei klar: „Ich freue mich über jeden Spieler, der oben ankommt. Aber wir bilden auch für die breite Masse aus.“

HSV-Jugendtrainer erhalten eine Jobgarantie

Kontinuität: Um nachhaltig etwas aufbauen zu können, will Hrubesch den HSV in den Jugend-Jahrgängen unabhängiger von Ergebnissen machen. „Auch in Jugendbereichen wird oft der Trainer gewechselt, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Das wird bei uns nicht der Fall sein“, verspricht er. Der abnehmende Druck soll auch den Talenten dienlich sein. Erst wenn sie den Weg aus Norderstedt (dort trainieren die jüngeren Jahrgänge) in den Volkspark (Heimat der U16 bis U21) antreten, „wird es professionell. Dann geht es natürlich auch um Ergebnisse. Vorher aber müssen wir Freiräume lassen“. Über allem stehe: „Wir brauchen bei unseren Trainern eine sehr hohe Qualität!“

Neuerungen: Mussten sich die jüngeren Jahrgänge bislang zu jeder Saison auf einen neuen Trainer einstellen, soll ein Coach seine Mannschaft nun drei Jahre lang begleiten. „Damit baut man Vertrauen und Bindung auf“, sagt Hrubesch. Zudem will der HSV künftig so viele Spieler wie möglich bereits im nächst höheren Jahrgang spielen lassen. Vorteil: Dort treffen sie auf ältere Gegenspieler und werden robuster.

So kümmert sich der HSV um seine Talente

Verantwortung: Auch all diejenigen, die den Sprung in den Leistungsbereich nicht schaffen, sollen vom HSV bestmöglich betreut werden. „Ich habe immer Wert darauf gelegt, dass auch die Schule gemacht wird“, so Hrubesch. „Wir müssen uns einer Verantwortung stellen.“ Kids, die beim HSV durch den sportlichen Rost fallen, soll geholfen werden, eine Ausbildung zu machen.

Perspektive: Hrubesch sieht den HSV insbesondere für Talente bestens aufgestellt. „Die Durchlässigkeit bis hin zu den Profis ist bei uns gegeben“, so der dreimalige deutsche Meister (1979, 1982, 1983). Boldt kenne die Strukturen aus Leverkusen, wo er zwölf Jahre lang arbeitete. Cheftrainer Daniel Thioune war früher Nachwuchs-Chef in Osnabrück. Dessen Assistent Hannes Drews, zuvor U21-Trainer des HSV, sei das nötige Bindeglied. Als Vorbild für alle sieht Hrubesch zurzeit Stephan Ambrosius (22), der mit 13 Jahren zum HSV wechselte und seit dieser Saison Stammspieler bei den Profis ist.

Die U21 sollte möglichst in der Dritten Liga spielen

Dritte Liga: Im Sinne der Weiterentwicklung sieht Hrubesch die Regionalliga perspektivisch nicht als optimale Spielklasse für die U21. „Wenn der HSV in der Bundesliga und vielleicht auch mal wieder international spielt, wäre es gut, wenn man einen Unterbau in der Dritten Liga hat“, stellt er klar. „Druck und Spielweise sind dort anders, du hast mehr Zuschauer. Außerdem wäre der Sprung von der Dritten in die Erste Liga für Spieler nicht so groß.“ Aber: „Das war ein Blick in die Zukunft, er gilt nicht für nächstes oder übernächstes Jahr. Es geht erst mal darum auszubilden.“

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Zukunft: Wie lange will Hrubesch den Weg des HSV begleiten? Diesbezüglich ist er offen, verweist aber darauf, dass er im April 70 Jahre alt wird. Wenn sein Vertrag 2023 endet, müsse „irgendwann eine Übergabe geregelt werden“. Andererseits: „Es macht mir riesigen Spaß. Warum soll es nicht noch ein paar Jahre gehen? Ich fühle mich gesund, komme wirklich jeden Tag mit einem Lachen zur Arbeit.“

Mit dem HSV wurde Hrubesch Europacupsieger

Hrubesch will anpacken. Unabhängig davon, ob er die ersten Früchte der erhofften Ernte überhaupt noch mit einfahren wird. Und er hat sie noch immer, diese Aha-Erlebnisse im Volkspark, vergangenen Sonntag erst, als er für eine NDR-Doku durch das Vereins-Museum schlenderte. „Dann stand da dieser große Pokal, den jetzt Bayern München gewonnen hat“, sagt er und mag den Namen der Champions-League-Trophäe, die er selbst 1983 mit dem HSV gewann, vor Ehrfurcht kaum aussprechen. „Da habe ich gedacht: Den könnten wir jetzt auch irgendwann mal wieder holen“, sagt er scherzend. „Aber das erste Ziel muss sein, aufzusteigen.“

Vor allem aber treibt ihn etwas anderes an. Ein Ziel, an dem Hrubesch Tag für Tag feilt, in Norderstedt und im Volkspark. „Ich will, dass sich die Jungs und Mädels bei uns ihre Träume erfüllen. Dass wir ihnen dabei helfen, vernünftige Menschen zu werden und erfolgreiche Fußballer zu sein.“ Unabhängig von großen, silbernen Trophäen.

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