Schwimmendes LNG-Terminal: Harte Kritik an Hamburgs Plänen
Die Umweltorganisation BUND hat die Pläne für ein Flüssiggas-Terminal (LNG) im Hamburger Hafen zur Reduzierung der Abhängigkeit von russischem Gas scharf kritisiert. Kritik gab es am Freitag auch aus den Reihen der Hamburger FDP – weil der rot-grüne Senat nicht schnell genug handle. Hamburg verspiele damit seine Chancen.
„Vor Installation eines schwimmenden Terminals in Hamburg erwarten wir vollständige Transparenz über den tatsächlichen Gasbedarf“, sagte Hamburgs BUND-Landesgeschäftsführer Lucas Schäfer am Freitag. Ein schwimmendes LNG-Terminal koste 200.000 Euro pro Tag. Angesichts dieses „Wahnsinns“ müssten erst sämtliche Einsparmöglichkeiten beim Gasverbrauch geprüft werden, sagte Schäfer.
Hamburg: BUND lehnt schwimmendes LNG-Terminal ab
Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Hamburger Parteichef Michael Kruse mahnte den rot-grünen Senat dagegen mit Blick auf das am Donnerstag in Berlin beschlossene LNG-Beschleunigungsgesetz zur Eile. „Von den vier Standorten für schwimmende Terminals sind drei schon fest oder so gut wie fest – der Senat muss sich also beeilen, wenn er bei dem vierten schwimmenden Terminal zum Zuge kommen möchte.“ Er sieht das LNG-Beschleunigungsgesetz auch als Blaupause für weitere Infrastrukturprojekte wie den Ersatzbau für die Köhlbrandbrücke.
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Dem LNG-Beschleunigungsgesetz zufolge sollen bei der Genehmigung von LNG-Terminals künftig bestimmte Verfahrensschritte, besonders bei der Umweltverträglichkeitsprüfung, umgangen werden können. Das Gesetz muss noch vom Bundesrat abgesegnet werden. Das erste von bundesweit zwölf möglichen schwimmenden oder festen LNG-Terminals soll noch vor Jahresende in Wilhelmshaven in Betrieb gehen.
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Der BUND sagte, sämtliche geplanten Terminals würden mit der Daseinsvorsorge der Bevölkerung begründet. Dabei sei es die Industrie, die etwa die Hälfte des Erdgasverbrauchs in Deutschland verursache, darunter maßgeblich die petrochemische Plastik-Industrie.
Außerdem zeigten Studien etwa des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dass die bestehenden Pipelines und Terminals in Mitteleuropa für die Versorgungssicherheit mit Erdgas ausreichten. „Das übereilte und faktenfreie Genehmigungsverfahren für LNG-Terminals ist inakzeptabel“, klagte Schäfer.