• Martin Hofmann (v.l.), Bewohnerin Stella und Hanna Kraft vor den bunten Containern für obdachlose Frauen. 
  • Foto: Florian Quandt

Projekt in Hamburg: Was Studenten hier von obdachlosen Frauen lernen

St. Georg –

Immer, wenn sie im Supermarkt Doppelkekse mit Schokofüllung sieht, muss sie an die Frauen denken. Dann greift Hanna Kraft zu und nimmt eine Packung mit. Die Studentin gehört zu einer Gruppe junger Leute, die sich um wohnungslose Frauen kümmert. 

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Luxus und Armut, dieser Gegensatz könnte an der Wallstraße (St. Georg) kaum größer sein. Auf der eine Seite das riesengroße Porsche-Zentrum, in dem teure Wagen im Schaufenster glänzen. Direkt gegenüber bunte Container vor einem grauen Hochhaus. Hier, in diesen gelben und lila und blauen Behausungen, leben Frauen, die keine Wohnung haben. 

Hamburg: Containerprojekt für Frauen an der HAW

Mehr als 2000 Frauen ohne feste Bleibe gibt es in Hamburg. Seit 1998 gibt es auf dem Campusgelände der Hochschule HAW das Containerprojekt für obdachlose Frauen, wie es offiziell heißt. Zehn von ihnen finden hier Unterschlupf und werden von Studierenden betreut. 

Studenten an der HAW

Hanna Kraft und Martin Hofmann studieren an der HAW „Soziale Arbeit“. 

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Florian Quandt

Zu den derzeit rund 15 junge Leuten, die sich für die Frauen engagieren, gehören Hanna Kraft (33) und Martin Hofmann (28), die beide Soziale Arbeit im ersten Semester studieren. Ihren Dienst leisten sie im Rahmen eines Fachprojekts, das im Studium Pflicht ist. 

Studenten kümmern sich um wohnungslose Frauen

„Ich hatte zuvor nie Berührungspunkte mit dem Thema Obdachlosigkeit und wollte diesen Bereich gern kennenlernen. Der Umgang mit den Frauen macht mir sehr viel Spaß. Gerade zu Corona-Zeiten finde ich es wichtig, etwas Sinnvolles zu tun. Und unsere Arbeit ist sinnvoll“, sagt Hanna Kraft. Ihr Kommilitone Martin Hofmann (28) ergänzt: „Die Frauen sind dankbar, dass jemand für sie da ist. Der Umgang mit ihnen ist auf Augenhöhe.“

Bis zu drei Mal pro Woche haben sie Dienst. Jeden Morgen und Abend sind Studierende vor Ort. Sie kochen Kaffee, bereiten warme Mahlzeiten zu, begleiten zu Ärzten und Behörden, vermitteln weitere Hilfsangebote und – am allerwichtigsten – haben ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte der Bewohnerinnen. 

Stella lebt auf dem Gelände der Hochschule HAW

Eine von ihnen ist Stella (60), die seit ein oder zwei Jahren auf dem Campusgelände lebt, so genau weiß sie es nicht mehr. Bevor sie hier aufgenommen wurde, war sie in mehreren Notunterkünften untergebracht. „Da lebten mehrere Frauen auf einem Zimmer, häufig gab es Streit. Man kam nie zu Ruhe. Das ist hier anders. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es hier immer Ansprechpartner gibt“, sagt sie.

Leerer Wohncontainer an der HAW

Bett, Tisch, Stuhl und Schrank – Bewohnerin Stella zeigt einen Container, aus dem gerade eine Frau ausgezogen ist. 

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Florian Quandt

In den Containern sind je zwei Einzelzimmer untergebracht, in einem weiteren Container gibt es Duschen und Toiletten. Und dann ist da noch der Bürocontainer mit Küchenzeile.

HAW und Caritas kooperieren bei dem Containerdorf

Bei dem Projekt kooperiert die HAW mit der Caritas. Die Frauen und die jungen Leute profitieren zu gleichen Teilen davon: Die Frauen werden niedrigschwellig aufgenommen, können sich erholen und erfahren Betreuung – und die Studierenden sammeln erste praktische Erfahrungen. Eine Sozialarbeiterin unterstützt die jungen Leute. Finanziert wird das Projekt von der Sozialbehörde sowie durch Geld- und Sachspenden. 

Hanna Kraft und Martin Hofmann sind dankbar dafür, dass sie mit den Frauen arbeiten dürfen – und sie können sich gut vorstellen, das später auch beruflich zu tun.

Dass es manchmal ganz kleine Dinge sind, die bei den Frauen für gute Stimmung sorgen, berührt sie. Wie bei der Sache mit den Schoko-Keksen. Die Freude sei riesig, wenn sie diese Leckerei mitbringe, sagt Hanna Kraft. Und wenn sie im Supermarkt welche erspähe, sei es Ehrensache, welche mitzunehmen. 

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