Henriette Scholz (29) vom Start Up „Grome“
  • Henriette Scholz (29) vom Start Up „Grome“, das nachhaltige Teamnachmittage für Firmen anbietet.
  • Foto: Marius Röer

Ihr Start-Up verbindet Gartenarbeit und Coaching für Firmenteams

Direkt nach dem Studium ein Start-up gründen – als alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes? Anfangs hatte sie große Zweifel, ob das funktionieren kann. Doch Henriette Scholz (29) entschied sich dafür. „Weil es sich irgendwie gut anfühlte. Vielleicht naiv, aber ich wollte es ausprobieren.“ Gemeinsam mit Hanno Weimer und Dannie Quilitzsch gründete sie Grome. Ein junges Unternehmen mit Sitz im Impact Hub an der Schomburgstraße (Altona-Altstadt), das Firmen-Teamnachmittage im Garten bietet.

Mit Grome „gemeinsam wachsen“. Fünf Stunden. 15 Personen. 1950 Euro. Damit wirbt das Hamburger Unternehmen. Aber was bekommt man dafür? Henriette sitzt unter mächtigen Bäumen im Garten, nimmt einen Schluck Tee und erklärt das Konzept.

Das steckt hinter dem Hamburger Start-Up „Grome“

Der Nachmittag besteht aus drei Elementen. Anfangs gibt es eine Einführung in die Gartenarbeit und in das Thema Permakultur. Mal wird etwas gepflanzt, mal gesät, mal gebuddelt. Danach findet ein Coaching statt. „Das wird maßgeschneidert für die Firmen ausgewählt und durch Coaches begleitet.“

Mal geht es um Kommunikation, mal Stressmanagement oder mentale Gesundheit. Häufig wissen die Unternehmen nicht, welches Problem es in der Belegschaft gibt. Sie sehen nur, dass es nicht läuft. „Da kommen dann unsere beiden Psychologinnen ins Spiel und schauen vorab, was das Team braucht.“ Im dritten Teil wird noch mal alles reflektiert und gemeinsam gegessen. „Dafür buchen wir Köche, die etwas aus dem Garten zaubern.“

„Grome“-Mitbegründerin Henriette Scholz im Podcast „Grüne Gründer”

Grome fungiert dabei als Dienstleister und bringt die Elemente zusammen. Henriette organisiert die Orte, Gärtner, Coaches und Köche. Zusätzlich macht sie das Marketing und die Personalentwicklung. Mittlerweile gärtnert das Unternehmen auf Flächen in Berlin, Essen und Hannover.


Grüne Gründer – eine Aktion von MOPO und About You Gummig
Grüne Gründer – eine Aktion von MOPO und About You

10.000 Euro für Projekte mit Zukunft

Wie kommt man drauf? Wie funktioniert das? Wie hält man das durch? Wofür braucht man das? Die MOPO und About You stellen Hamburger Macher:innen und ihre nachhaltigen Start-Ups vor. Jeden zweiten Freitag in der Zeitung. Und im Netz unter mopo.de/gruenegruender. Hier gibt’s auch den Podcast im Elevator-Pitch-Format. Im Herbst küren die MOPO und About You-Mitgründer Tarek Müller das vielversprechendste Projekt von allen vorgestellten Gründer:innen. Es gibt ein Preisgeld von 10.000 Euro.


In Hamburg kooperiert Grome mit „Minitopia“ – einem Verein in Wilhelmsburg. Der mitten im Industriegebiet eine grüne Oase geschaffen hat. Zudem sollen auch Nachmittage auf dem Alsenhof im schleswig-holsteinischen Lägerdorf angeboten werden. Seit drei Monaten lebt Henriette mit ihrem Sohn auf dem Hof. Ein Gemeinschaftsprojekt – mit einem Haus, in das man sich einmieten kann, und Co-Working-Spaces.

Dass die Teamnachmittage nicht nur Geld kosten, sondern auch einsparen, davon ist Henriette überzeugt. „Mit solchen Maßnahmen kann man die Fehlzeiten massiv reduzieren. Die Unternehmen haben glücklichere Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen. Das hat durchaus eine wirtschaftliche Komponente.“

Zudem würde man sich den Aufwand sparen, einen Teamtag zu organisieren. „Ich kann natürlich auch von einem Coach in einem weißen Seminarraum eine Beamerpräsentation machen lassen und abends essen gehen. Aber bei uns hat man den ganzheitlichen Ansatz und muss sich das nicht zusammenstückeln.“

So entdeckte Henriette das Thema Umweltschutz

Ein Bewusstsein für Gesundheit und Nachhaltigkeit schaffen. Das ist das Ziel. „Wir machen Nachhaltigkeit erlebbar. Durch die Arbeit im Garten“, sagt Henriette, die mit 16 Jahren begann, sich zu engagieren. Damals ging sie nach Wales an eine internationale Schule.

Dort ist Erosion ein großes Thema: „Durch die starke Bewirtschaftung der Flächen wird viel wertvolle Erde ins Wasser gespült. Ich habe mich sehr damit beschäftigt und diese Probleme als bedrohlich empfunden.“  Dadurch wurde ihr bewusst, wie wichtig Umweltschutz ist. Nach der Schule reiste Henriette ein Jahr durch Europa und arbeitete in unterschiedlichen Gärten – bevor sie Umweltwissenschaften und Nachhaltigkeit studierte. Erst in Schottland, später in Kiel.

Die junge Gründerin ist überzeugt, dass gemeinsame Gartenarbeit Teams zusammenwachsen lässt. Marius Röer
Henriette Scholz (29) – Mitbegründerin von „Grome“
Die junge Gründerin ist überzeugt, dass gemeinsame Gartenarbeit Teams zusammenwachsen lässt.

Als sie nach dem Studium ein Nachhaltigkeits-Netzwerk in Kiel aufbaute, wurde Hanno Weimer auf sie aufmerksam und fragte, ob sie Grome mit ihm gründen wolle. „Meine große Angst war, dass ich meinen eigenen Erwartungen nicht gerecht werden kann.“ Job, Kind, Freunde. Trotzdem stieg sie mit ein. Und ist glücklich über die Entscheidung.


Henriette Scholz (29) vom Start Up „Grome“, das nachhaltige Teamnachmittage für Firmen anbietet. Marius Röer
Henriette Scholz (29) vom Start Up „Grome“

Zahlen, Daten, Fakten über „Grome“

Idee: 2020

Gründung: März 2022  

Förderung: Keine Förderung. Aber ein Business-Angel mit 70.000 Euro  

Startkapital: 1300 Euro — als haftungs-beschränkte UG gegründet

Mitarbeiter heute: 5  

Mitarbeiter in fünf Jahren: 100


Allerdings steht die Firma noch am Anfang. Nachdem im vergangenen Jahr die Pilotphase mit sieben Kunden abgeschlossen wurde, kommen nun die ersten Buchungen rein. Geld verdient das Start-up noch nicht. „Dafür brauchen wir noch ein paar Jahre. Aber wir sind zuversichtlich und momentan auf der Suche nach neuen Investoren.“

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In dieser Saison (von Ostern bis Ende September) sind 20 Teamnachmittage geplant. Zusätzlich laufen Gespräche mit einem Unternehmen, das Hecken im Winter pflanzt, damit auch am Ende des Gartenjahres etwas geboten werden kann. Henriette ist sich sicher, dass das Konzept funktioniert. Ihre große Hoffnung: „Ich wünsche mir, dass Menschen lernen, in ihr Potenzial zu kommen, und gemeinsam eine Welt gestalten, in der wir alle unseren Platz haben.“

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