Trump bei NRA-Jahrestagung in Texas
  • Donald Trump spricht bei der Jahrestagung der National Rifle Association in Houston, Texas.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Michael Wyke

Nach Massaker in Texas: Trump will mehr Waffen an Schulen

Ein 18-Jähriger erschießt 21 Menschen mit einem Sturmgewehr in einer US-amerikanischen Kleinstadt. Das hält die Waffenlobby NRA nicht davon ab, ihre Jahrestagung kurz darauf einige Hundert Kilometer entfernt in Houston abzuhalten. Ein prominenter Gast feiert dort seine Liebe zu Waffen.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat nach dem tödlichen Massaker in Texas mehr Waffen an Schulen gefordert. „Die Existenz des Bösen ist einer der allerbesten Gründe, gesetzestreue Bürger zu bewaffnen“, sagte Trump am Freitagabend (Ortszeit) in Houston im Bundesstaat Texas bei der Jahrestagung der mächtigen Waffenlobby NRA. Bewaffnete Sicherheitskräfte und Lehrkräfte könnten schreckliche Taten wie die in der texanischen Kleinstadt Uvalde verhindern, argumentierte Trump. Gleichzeitig herrscht in den USA Empörung über das zögerliche Verhalten der Polizei während des Amoklaufs. Immer mehr erschreckende Details über den Einsatz und die Tat werden bekannt.

Trump fordert nach Massaker in Texas mehr Waffen an Schulen

Die Jahrestagung der NRA (National Rifle Association) fand in Houston nur drei Tage nach dem Massaker statt, das sich am Dienstag rund 450 Kilometer entfernt in einer Grundschule in Uvalde ereignet hatte. Einige Politiker und Musiker sagten ihre Teilnahme an der Veranstaltung ab. „Im Gegensatz zu anderen habe ich euch nicht enttäuscht, indem ich nicht aufgetaucht bin“, sagte Trump – allerdings ohne Namen zu nennen. Vor dem Veranstaltungsgelände protestierten Medienberichten zufolge Tausende Menschen gegen Waffengewalt und die NRA.

Protestierende vor der Jahresversammlung der NRA in Houston, Texas. picture alliance/dpa/AP | Michael Wyke
Protest Jahrestreffen der Waffenlobby-Organisation NRA
Protestierende vor der Jahresversammlung der NRA in Houston, Texas.

Trump las zu Beginn seiner Rede die Namen der 19 Kinder und zwei Lehrerinnen vor, die der Schütze Salvador Ramos erschossen hatte. Er forderte für jede Schule in den USA Metalldetektoren und eine bewaffnete Sicherheitskraft. Mit „neuen Technologien“ solle sichergestellt werden, dass keine unbefugte Person die Schule mit einer Waffe betreten könne. Auch Lehrkräften, die dafür ausgebildet worden seien, sollte das Tragen von Waffen erlaubt sein, sagte Trump. „Es gibt kein einladenderes Zeichen für einen Massenmörder als ein Schild, das eine waffenfreie Zone deklariert.“ Dies seien die „gefährlichsten Orte“.

Das könnte Sie auch interessieren: „Vergeben Sie meinem Sohn“ – Das sagt die Mutter des Texas-Schützen

Zahlreiche Expertinnen und Experten warnen davor, Lehrkräfte zu bewaffnen. Sie sagen, dies würde Schulen nicht zu sicheren Orten machen. „Die Bewaffnung von Lehrern ist eine rundum schlechte Idee, weil sie zu zahlreichen Katastrophen und Problemen einlädt“, zitierte der Sender NPR den Wissenschaftler Matthew Mayer, der an der Rutgers-Universität in New Jersey zu Gewalt an Schulen forscht. Die Chance, dass ein solches Vorgehen tatsächlich helfe, sei gering. Einer Umfrage des Instituts Gallup aus dem Jahr 2018 zufolge sprechen sich knapp drei Viertel der befragten Lehrerinnen und Lehrer gegen das Tragen von Waffen in Schulen aus.

Texanischer Gouverneur Abbott erscheint nicht bei NRA-Jahresversammlung

Auch der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erschien am Freitag nicht persönlich wie angekündigt bei der NRA-Tagung. Stattdessen schickte der Republikaner ein voraufgezeichnetes Videostatement und gab eine Pressekonferenz in Uvalde. Dort geriet er nach den neuen Erkenntnissen über den Ablauf des Polizeieinsatzes gehörig unter Druck und wurde von der anwesenden Presse zu einer Stellungnahme gedrängt. „Ich wurde in die Irre geführt“, sagte Abbott. Er habe der Öffentlichkeit die Informationen weitergeben, die ihm nach dem Massaker in der Grundschule geschildert worden seien. „Die Informationen, die mir gegeben wurden, erwiesen sich zum Teil als ungenau, und ich bin absolut wütend darüber.“


Der Newswecker der MOPO MOPO
Der Newswecker der MOPO

Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Kurz zuvor hatte die zuständige Sicherheitsbehörde schwere Fehler bei dem Einsatz eingeräumt. So wurde etwa bekannt, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor den miteinander verbundenen Klassenräumen postiert gewesen waren, in denen der Schütze sich mit den Kindern verschanzt hatte. Diese unternahmen den Angaben nach mehr als 45 Minuten lang keine Versuche, in den Raum einzudringen und den Schützen zu stoppen. Der 18-Jährige tötete in dem Klassenzimmer am Dienstag die Kinder und Lehrerinnen.

Das könnte Sie auch interessieren: Die dunkle Millionen-Macht – Der unheimliche Einfluss der US-Waffenlobby

Abbott hatte am Mittwoch mit der Aussage Aufsehen erregt, dass alles hätte noch viel schlimmer kommen können. „Der Grund, warum es nicht schlimmer war, ist, dass die Strafverfolgungsbehörden taten, was sie taten“, sagte er etwa. Eltern hatten in den vergangenen Tagen die Polizei für ihr Verhalten immer wieder heftig kritisiert. Nun wurde auch bekannt, dass mehrere Polizeinotrufe aus jenem Klassenraum abgesetzt wurden, in dem sich der Amokläufer mit Kindern und Lehrern verschanzt hatte.

Das könnte Sie auch interessieren: Nach Schulmassaker – Witwer von getöteter Lehrerin stirbt an Herzinfarkt

Mit Blick auf mögliche Konsequenzen für den örtlichen Polizeichef sagte Gouverneur Abbott: „Was seinen Beschäftigungsstatus betrifft, so entzieht sich das meiner Kontrolle und ich habe keine Kenntnis davon.“ Er versprach Aufklärung, sah aber erneut das Problem nicht in den laxen Waffengesetzen in Texas. Ähnlich wie Trump nannte Abbott psychische Erkrankungen als eine Hauptursache für derartige Taten. Deshalb müsse man sich auf das Thema psychische Gesundheit konzentrieren. Texas zählt Untersuchungen zufolge zu den Bundesstaaten mit dem schlechtesten Zugang zu Kliniken oder Praxen für psychische Gesundheit. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp